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Muslim-Tests

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machen oder gar zu verunglimpfen oder die eine über die andere zu erheben. Entscheidend<br />

ist vielmehr, welche Grundwerte hier, in unserer Gesellschaft, gelten sollen.<br />

Und dafür gibt es ganz klare Vorgaben: Das Grundgesetz, die Allgemeine Erklärung der<br />

Menschenrechte und die Grundzüge unserer christlich-abendländischen Kultur, die<br />

selbst von Atheisten und Agnostikern akzeptiert werden. Erich Fromm hat hierfür in seinem<br />

Buch „Der moderne Mensch und seine Zukunft“ ein anschauliches Beispiel aus der<br />

Praxis geliefert: Die Arbeiter in einer Uhrengehäusefabrik im Frankreich der Nachkriegszeit<br />

suchten nach einer neuen Art des Zusammenlebens, sie bildeten eine „Werkgemeinschaft“<br />

(communauté de travail). Ihre Aussprachen brachten fundamentale Einstellungen<br />

ans Licht und sie erkannten: „Ohne eine gemeinsame ethische Basis gab es<br />

keinen Punkt, von dem man gemeinsam ausgehen konnte, und darum keine Möglichkeit,<br />

miteinander etwas aufzubauen. Es war zwar nicht leicht, diese gemeinsame ethische<br />

Basis zu finden, denn die zwei Dutzend nunmehr engagierten Arbeiter waren alle<br />

verschieden: Katholiken, Protestanten, Materialisten, Humanisten, Atheisten, Kommunisten.<br />

Sie prüften alle ihre eigene, individuelle Ethik, das heißt, nicht was sie konventionell<br />

gelehrt worden oder was überlieferungsmäßig gültig war, sondern was sie selber,<br />

in ihrer Lebenserfahrung und in ihrem Nachdenken, für nötig befunden hatten. Sie entdeckten,<br />

dass ihre individuelle Ethik gewisse Punkte gemeinsam hatte; sie formulierten<br />

diese Punkte und erklärten sie zum gemeinsamen Minimum, dem sie alle vorbehaltlos<br />

zustimmten.“ 282 Und was hatten sie entdeckt? Den Dekalog, „ausgenommen das erste<br />

Gebot, das religiöser und nicht ethischer Natur ist.“ 283 Das ist, wenn man so will, die<br />

Wiederholung des Rousseau’schen Contrat social im Kleinen.<br />

Über diese Grundwerte kann es zu keiner Zeit und mit niemandem eine Diskussion geben.<br />

Sie sind unveränderlich und unveräußerlich. Wer sie anerkennt ist bei uns willkommen.<br />

Wer sie ablehnt oder mit ihrer Anerkennung Schwierigkeiten hat, sollte besser<br />

dahin zurückkehren, wo er herkommt 284 . Er wird sich bei uns nie heimisch fühlen, sonstellungen<br />

habe ich kritisch untersucht, alle meine Auffassungen überprüft – angegangen bei meinem<br />

muslimischen Glauben.<br />

Später, nachdem ich fast schon ein Vierteljahrhundert im Westen gelebt hatte, wollte ich auch den<br />

Koran, die wichtigste Quelle des Islam, auf meine Art und Weise lesen und verstehen. Ich weiß nicht,<br />

ob es eine weibliche Art des Lesens gibt, doch für mich ist es das allerwichtigste, mich auf mein eigenes<br />

Urteil verlassen zu können.“ (S. 18).<br />

282 Erich Fromm, Der moderne Mensch und seine Zukunft, S. 273.<br />

283 Erich Fromm, aaO. Fußn. 187.<br />

284 Nichts anderes wollte wohl Staatsminister Stächele sagen, als er am 4. Februar 2006 in Eningen<br />

unter Achalm, Kreis Reutlingen, erklärte, „Die 21 Prozent [der hier lebenden <strong>Muslim</strong>e, die Probleme<br />

mit unserem Grundgesetz haben] sollen gefälligst wieder weggehen.“ LT-DS 13/5141. Staatsminister<br />

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