Muslim-Tests
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dern stets ein Fremder bleiben.<br />
Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit, hat einmal ein kluger Kopf formuliert.<br />
285 Das klingt so einfach, ist es aber keineswegs, wie wir alle wissen. Es bedeutet,<br />
Abschied von Illusionen (nicht unbedingt von Visionen), Trennung von Wunsch und<br />
Wirklichkeit, nüchterne Analyse statt ideologische Verklärung. Nicht „Die Welt als Wille<br />
und Vorstellung“ (Schopenhauer), sondern die „real existierende“ Welt muss der Gegenstand<br />
der Betrachtung sein. Und diese sieht für einen gläubigen <strong>Muslim</strong>, jedenfalls<br />
aus der Sicht von Sayyid Abul A’la Maududi, so aus: „Wenn ihr das Glaubensbekenntnis<br />
(Kalima) ‚La ilaha illa-llah, Muhammadun rasulu-llah’ 286 sprecht, unterschreibt ihr,<br />
daß das einzige Gesetz, das ihr anerkennt, das Gesetz Gottes ist. Ihr nehmt an, daß<br />
nur Gott euer Herr ist und nur Er Herrschaft über euch besitzt. Ihr versprecht, daß ihr<br />
nur Gott gehorchen wollt und daß für euch nur das wahr und richtig ist, was sich im<br />
Buch Gottes und bei Seinem Gesandten befindet. Mit eurem Eintritt in den Islam müßt<br />
ihr jegliche Autorität zugunsten der Autorität Gottes ablehnen.“ 287<br />
Demgegenüber liest man folgende Aussage des schiitischen iranischen Theologen, Philosophen<br />
und Juraprofessors Ayatollah Seyyed Mohammad Moussawi-Bodjnourdi mit<br />
ungläubigem Staunen: „Die abrahamitischen Religionen, Christentum, Judentum und<br />
Islam haben so viele Gemeinsamkeiten, dass ich die Unterschiede eigentlich als sehr<br />
gering ansehe. Alle diese drei Religionen haben im Wesen die gleiche Botschaft.“ 288<br />
Diese Aussage lässt nur drei Schlüsse zu:<br />
- Der Mann hat keine Ahnung (was ich nicht glaube).<br />
- Er will uns täuschen (könnte sein, wäre aber reichlich primitiv).<br />
- Er ist nicht von dieser Welt und redet deshalb auch nicht von ihr (nur eine theoretische<br />
Möglichkeit).<br />
In Wahrheit gibt es noch eine vierte Möglichkeit: Sie liegt in der Anmaßung, dass die<br />
beiden älteren Religionen entartet sind und es für ihre Anhänger nur eines verhältnisa.D.<br />
und Vorsitzender der Hans-Seidel-Stiftung München Hans Zehetmair hat den gleichen Gedanken<br />
etwas „diplomatischer“ zum Ausdruck gebracht, ohne dass dies irgendjemanden aufgeregt hätte<br />
(oder?): „Wem unsere Werteordnung, wem unser demokratisches Gemeinwesen gleichgültig ist, der<br />
muss sich fragen lassen, warum er hier in Deutschland lebt“, Der Islam, S. 288.<br />
285 Leider weiß ich nicht, von wem diese treffende Formulierung stammt.<br />
286 „Es gibt keinen Gott außer Allah und Muhammad ist der Gesandte Gottes“.<br />
287 Als <strong>Muslim</strong> leben S. 22.<br />
288 FR vom 28. März 2006.<br />
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