Muslim-Tests
Muslim-Tests
Muslim-Tests
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
spricht nicht den gesetzlichen Vorgaben des Staatsangehörigkeitsgesetzes (StAG) und<br />
des Grundgesetzes (GG).<br />
Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,<br />
auf eine rechtmäßige Praxis der baden-württembergischen Behörden – etwa durch eine<br />
klarstellende Fassung der Verwaltungsvorschriften des Bundes (Artikel 84 Abs. 2 GG) –<br />
hinzuwirken.“<br />
Das wollte „DIE LINKE“ nicht auf sich sitzen lassen und setzte am 27. Januar 2006 mit<br />
einer Kleinen Anfrage der Abg. Ulla Jelpke 170 nach, die von der Bundesregierung kurz<br />
und knackig beantwortet wurde. 171<br />
In der Debatte 172 über den Antrag der Grünen wurde dieser von dem Abgeordneten<br />
Josef Philip Winkler aus Koblenz begründet. Er kam der Schwachstelle unserer Position<br />
ziemlich nahe, nämlich dem Widerspruch zwischen der ersten Pressemitteilung des<br />
Innenministeriums vom 14. Dezember 2005, wonach der Schwerpunkt der Anwendung<br />
des Gesprächsleitfadens bei den Angehörigen der 57 Staaten der Islamischen Konferenz<br />
lag, und der Aussage, der Gesprächleitfaden werde bei allen Einbürgerungswilligen<br />
angewandt, bei denen Zweifel an der Verfassungstreue bestünden. Nicht richtig<br />
war daran zweierlei: Einmal bezieht sich die Praxis nicht ausschließlich auf <strong>Muslim</strong>e,<br />
sondern gilt auch für andere religiöse, weltanschauliche oder sonstige Extremisten; zum<br />
zweiten geht es nicht um Zweifel an der Verfassungstreue (die im Rahmen der Loyalitätserklärung<br />
eine Rolle spielen), sondern um solche an der Ernsthaftigkeit des Bekenntnisses<br />
zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Deshalb musste die<br />
Schlussforderung des Abgeordneten Winkler, „Das Innenministerium [Baden-Württemberg]<br />
stellt somit alle muslimischen Einbürgerungsbewerber unter den skandalösen Generalverdacht<br />
der verfassungsfeindlichen Gesinnung“ zwangsläufig daneben liegen.<br />
Aber vielleicht kann man von Abgeordneten nicht erwarten, dass sie die Gesetze, die<br />
sie selbst verabschieden (wobei dies im konkreten Fall nicht für MdB Winkler gilt, der<br />
dem Deutschen Bundestag erst seit 2002 angehört), auch noch verstehen. Die Verfassungstreue<br />
eines Einbürgerungsbewerbers ist – wie gesagt – Gegenstand der so genannten<br />
Loyalitätserklärung (die zwar zusammen mit dem Bekenntnis abzugeben ist,<br />
170 Gründungsmitglied des Kommunistischen Bundes (1971), der die Grünen nicht mehr links genug<br />
waren („Grüne auf der rechten Überholspur“, „Die Grünen sind inzwischen so grün wie die CDU/CSU<br />
christlich ist“) und die deshalb zur PDS bzw. „DIE LINKE“ gewechselt ist.<br />
171 BT-DS 16/614.<br />
172 Deutscher Bundestag Plenarprotokoll 16/11, TOP 7, S. 754 ff.<br />
- 85 -