Muslim-Tests
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III. Öffentliche Reaktion<br />
1. Presse, Rundfunk, Fernsehen<br />
Ich hatte während meiner bisherigen Tätigkeit im Innenministerium zwei Pressekampagnen<br />
ausgelöst:<br />
Die erste (positive) 1975 durch den Bericht der Arbeitsgruppe „Innere Verwaltungsreform“,<br />
deren Vorsitzender ich war.<br />
Die zweite (negative) 1988 durch eine Äußerung gegenüber dpa zur polizeilichen Speicherung<br />
von Daten von Volkszählungsgegner („Wehret den Anfängen“), die sogar zu<br />
einem parlamentarischen Dringlichkeitsantrag der Grünen im Landtag von Baden-<br />
Württemberg führte. 157<br />
Das war aber alles nichts gegen die Pressereaktion auf den Gesprächsleitfaden. Diese<br />
sprengte nicht nur alle Erwartungen, sondern – wenn man sich die Fragen des Gesprächsleitfadens<br />
vor Augen führt – auch alle vernünftigen Dimensionen. Dabei fielen<br />
besonders folgende Punkte auf:<br />
• Die Dauer der „Kampagne“ (Beginn 14. Dezember 2005, Ende etwa Mitte März<br />
2006 mit vereinzelten späteren Artikeln). Insgesamt habe ich weit über 400 Äußerungen<br />
in deutschen Blättern sowie mehrere Dutzend Fernsehsendungen und<br />
Rundfunkberichte dokumentiert, wobei ich sicher jeweils noch ein paar übersehen<br />
habe.<br />
• Die Ablehnung durch nahezu die gesamte Presse.<br />
• Die Intensität der Kritik (Auswahl: Gesinnungsschnüffelei, <strong>Muslim</strong>test, Kränkung,<br />
Demütigung, Diskriminierung, Stigmatisierung, Kriminalisierung, Generalverdacht;<br />
absolut untauglich, verfassungswidrig, integrationsfeindlich, islamfeindlich, abstoßend,<br />
verlogen, entwürdigend, menschenverachtend).<br />
Man, oder besser ich, hatte den Eindruck, hier sollte all das nachgeholt werden, was<br />
man beim letzten Mal (wann immer das gewesen sein mag) versäumt hatte: sich für<br />
eine – tatsächlich oder vermeintlich – diskriminierte Minderheit einzusetzen. Diesmal<br />
157 DS 9/5285 und LT BW 9. Wahlperiode, 85. Sitzung vom 3. Februar 1988, Prot. S. 7092 ff.<br />
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