Muslim-Tests
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wollte man auf jeden Fall nicht unbeteiligt abseits stehen oder gar durch Schweigen<br />
Zustimmung signalisieren („Qui tacet, consentire videtur“ schrieb ein Kirchenmann, der<br />
allerdings nicht der offiziellen Kirchenmeinung, sondern uns folgen wollte), wenn es um<br />
die „Sonderbehandlung“ (so die seinerzeitige Vizepräsidentin des Zentralrats der Juden<br />
in Deutschland in einem Brief an Innenminister Heribert Rech) einer Gruppe allein wegen<br />
ihrer Religion (so der allgemeine Eindruck) ging.<br />
Allerdings gab es in dem Riesentumult auch ein paar besonnene Stimmen:<br />
• So äußerte etwa (die 1970 geborene Schriftstellerin) Thea Dorn (in der Welt vom<br />
11. Januar 2006 und in den Stuttgarter Nachrichten vom 17. Januar 2006): Der<br />
Einbürgerungsleitfaden ist besser als seine Kritiker meinen.<br />
• Und Jan Feddersen schrieb in der taz vom 16. Januar 2006 unter der Überschrift<br />
„Ein republikanisches Anliegen“: „Auch wenn der <strong>Muslim</strong>-Test das falsche Mittel<br />
ist: Der umstrittene Fragebogen für einbürgerungswillige Ausländer in Baden-<br />
Württemberg will im Prinzip das Richtige“ – das ist ein Lob, wie es noch nicht einmal<br />
aus allen Ecken der Union zu hören war.<br />
• Ohne Wenn und Aber befand Serap Cileli, Autorin des Buches „Wir sind Eure<br />
Töchter, nicht Eure Ehre!“ (in der Pforzheimer Zeitung vom 11. Januar 2006): „Ich<br />
halte den Gesprächsleitfaden für einen wichtigen Schritt dahin, dass in Deutschland<br />
endlich eine Integrationspolitik betrieben wird, mit der man schon vor 50 Jahren<br />
hätte beginnen sollen.“<br />
• Soweit wollte Seyran Ateş nicht gehen: Sie bezeichnete (in Spiegel-Online vom 8.<br />
Februar 2006) den „<strong>Muslim</strong>-Test“ schlicht als „Blödsinn“, „weil mit ehrlichen Antworten<br />
nicht zu rechnen sei“ (!), meinte aber immerhin, dass über viele der 30 Fragen<br />
beispielsweise in Integrationskursen diskutiert werden könne.<br />
• Jan Fleischhauer vom Spiegel plante einen positiven Artikel, unterhielt sich fast<br />
drei Stunden mit mir in Stuttgart und anschließend mit Necla Kelek in Berlin. Leider<br />
geriet der Artikel dann offenbar wegen anderer Themen unter die Räder.<br />
• Erfreulich war auch der Leitartikel von Jürgen Offenbach in den Stuttgarter Nachrichten<br />
vom 11. Februar 2006, wo er befand: „Und aller Aufgeregtheit um den baden-württembergischen<br />
Einbürgerungsleitfaden zum Trotz: Es muss nicht sein,<br />
dass der Südwesten mit 16 068 Einbürgerungen im Jahr 2004 rund ein Achtel aller<br />
bundesdeutschen Einbürgerungen (127 153) auf sich zieht. Wir brauchen nicht<br />
möglichst viele, sondern die Richtigen.“<br />
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