Muslim-Tests
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• Bei dem Verfahren stehen <strong>Muslim</strong>e zwar im Mittelpunkt, es beschränkt sich aber<br />
nicht auf <strong>Muslim</strong>e.<br />
• Die Einbürgerung ist nach Auffassung der Landesregierung kein Mittel der Integration,<br />
sondern steht am Ende eines gelungenen Integrationsprozesses.<br />
• Nach Artikel 83 des Grundgesetzes werden die Bundesgesetze durch die Länder<br />
als eigene Angelegenheit ausgeführt. Diese föderale Struktur bringt notwendigerweise<br />
auch eine gewisse Uneinheitlichkeit in der Rechtsanwendung mit sich.<br />
Es stellte sich sehr bald heraus, dass die Teilnehmer aufgrund der Presseberichte ein<br />
reichlich schiefes Bild von dem hatten, was in der Praxis wirklich passiert. Insbesondere<br />
die penetrante Bezeichnung des Gesprächsleitfadens als „Fragebogen“ und „<strong>Muslim</strong>-<br />
Test“ oder auch „Gesinnungstest“ hat zu diesem Zerrbild beigetragen. In diesem Fall<br />
konnten wir das wieder zurechtrücken, zumal die Teilnehmer nicht mit einer vorgefassten<br />
Meinung in die Diskussion gingen. Aber in wie vielen Fällen unterbleibt dies? Wir<br />
wissen es nicht. Aber es dürfte sich wohl kaum um eine zu vernachlässigende Zahl<br />
handeln. Dieses Buch soll dazu beitragen, diese Zahl zu verringern.<br />
21.2 Deutsches Institut für Menschenrechte, Heidelberg<br />
In einer als „Essay“ 203 bezeichneten Abhandlung über „Einbürgerungspolitik in Deutschland“<br />
schreibt der Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, PD 204 Dr. Heiner<br />
Bielefeldt, über den „vom baden-württembergischen Innenministerium entwickelten<br />
Leitfaden für Einbürgerungswillige“, der „seit Anfang 2006 von den Ausländerämtern<br />
des Landes Baden-Württemberg eingesetzt“ werde: Der Protest gegen diesen Leitfaden<br />
sei berechtigt. „Sowohl um der Rechtsstaatlichkeit willen als auch aus Achtung vor dem<br />
menschenrechtlichen Diskriminierungsverbot sollte der baden-württembergische Leitfaden<br />
... zurückgezogen werden. Als Modell für eine Weiterentwicklung der Einbürgerungspolitik<br />
ist er ungeeignet und weist in die falsche Richtung.“<br />
Der Essay hat mich, soweit unser Gesprächsleitfaden betroffen ist, sehr an die Satire<br />
von Ephraim Kishon erinnert: „Wie man ein Buch bespricht, ohne es zu lesen“. 205 Denn<br />
203 Laut Brockhaus Enzyklopädie ist der Essay „eine eigenständige Gattung zwischen Wissenschaft und<br />
Kunst“. In diesem Fall war wohl mehr Kunst als Wissenschaft im Spiel.<br />
204 Privatdozent (lehrt an der Universität Bielefeld) (Studium der Philosophie, katholischen Theologie und<br />
Geschichtswissenschaft); der Essay ist als Sonderdruck des Deutschen Instituts für Menschenrechte<br />
erschienen.<br />
205 in: Arche Noah, Touristenklasse.<br />
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