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Muslim-Tests

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„Auch Niederlande führen Gesinnungstest ein“ meldete wiwo.de 321 vom 20. Januar<br />

2006. Der Fragenkatalog ist „noch nicht bekannt“, gleichwohl weiß der Schreiber bereits,<br />

dass es ein „Gesinnungstest“ ist. 322 „Die Kandidaten müssen sich auf den Test,<br />

der 350 Euro kostet und nur an der niederländischen Botschaft oder einem Konsulat im<br />

Herkunftsland abzulegen ist, selbst vorbereiten. Das Übungsmaterial sollen ihnen ihre<br />

Verwandten in den Niederlanden für 65 Euro besorgen. Dazu gehört ein Film, aus dem<br />

die Fragen zur Landeskunde abgeleitet werden“ (also vermutlich eher ein Wissenstest).<br />

„Wie glücklich ist, wer sagen kann: Ich bin Türke“. Mit diesem Satz stärkte der Vater der<br />

modernen Türkei Gazi Mustafa Kemal Atatürk das Selbstbewusstsein seiner Landsleute.<br />

Dementsprechend schwierig ist es, diesen Glückszustand zu erreichen. Das türkische<br />

Staatsangehörigkeitsgesetz lässt den zuständigen Behörden großen Ermessensspielraum<br />

bei der Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag. Unter anderem ist der<br />

Nachweis eines moralisch einwandfreien Lebenswandels erforderlich. Ein Test wird offenbar<br />

nicht verlangt, ist bei dieser Ausgestaltung allerdings auch entbehrlich.<br />

Ich überlasse es dem Leser, sich schlüssig zu werden, welchen Stellenwert der „Gesinnungstest“<br />

von Baden-Württemberg, der nicht nach der Gesinnung, sondern nach der<br />

Haltung zu unseren Grundwerten fragt, in dieser Einbürgerungslandschaft einnimmt. Es<br />

sei nur noch einmal daran erinnert: Wissen muss man dabei an sich gar nichts, nur eine<br />

Meinung muss man haben. Und diese Voraussetzung müsste an sich bei jedem erwachsenen<br />

Menschen gegeben sein, der sich entschieden hat, die Staatsangehörigkeit<br />

seines bisherigen Gastlandes anzunehmen. Oder?<br />

321 Der Internetdienst der Wirtschaftswoche.<br />

322 „Der natürliche Feind der Sprache ist der Journalist“ hat Wiglaf Droste einmal formuliert, Journalist,<br />

Satiriker, Schriftsteller und Sänger, „der Tucholsky von heute“, wie er auch genannt wurde. Wer’s<br />

nicht glaubt braucht nur jeden Montag den „Hohlspiegel“ zu lesen.<br />

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