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Muslim-Tests

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Als mich der Spiegel-Journalist Jan Fleischhauer in einem langen, äußerst anregenden<br />

Gespräch fragte, wie ich es erkläre, dass niemand unsere Position unterstütze, sagte<br />

ich nur ein einziges Wort: „abwarten“. Ich beschränkte mich deshalb auf dieses eine<br />

Wort, weil mir mehr einfach nicht einfiel. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass wir im<br />

Ernstfall von diesem oder jenem Land doch Unterstützung bekommen würden. Dass<br />

aber die IMK eines Tages einen Beschluss wie den vom 4./5. Mai 2006 in Garmisch-<br />

Partenkirchen (kurz vor meinem letzten Arbeitstag am 12. Mai) fassen würde, lag außerhalb<br />

meiner Vorstellungskraft. Das lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder ich verfüge<br />

über eine schwach ausgeprägte Vorstellungskraft oder die Innenminister sind lernfähig<br />

208 . Aber vielleicht gibt es noch weitere Möglichkeiten.<br />

Wie dem auch immer sei: Sie haben es sich wahrlich nicht leicht gemacht, die Herren<br />

Innenminister. Das war schon sehr eindrucksvoll. Wobei die Einigung vielleicht dadurch<br />

erleichtert wurde, dass der Innenminister von Nordrhein-Westfalen Ingo Wolf und nicht<br />

Armin Laschet heißt (der ist Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration).<br />

Doch zunächst passierte Folgendes. Nachdem unser Gesprächsleitfaden in die Schlagzeilen<br />

geraten war und den bis dahin außerhalb des Ländle wohl relativ unbekannten<br />

baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech quasi über Nacht bundesweit<br />

bekannt gemacht hatte, fühlte sich dieser oder jener Innenminister-Kollege genötigt,<br />

auch etwas für sein politisches Profil zu tun. Allen voran ging der hessische Innenminister<br />

Volker Bouffier. Er ersann den „Leitfaden Wissen & Werte in Deutschland und Europa“,<br />

der auf 23 Seiten exakte 100 Fragen aus neun Wissensbereichen (von Deutschland<br />

und die Deutschen bis Deutsche Nationalsymbole) umfasst. Ich habe dies (ungeachtet<br />

der Einzelheiten) von Anfang an gut gefunden, jedoch darauf hingewiesen, dass<br />

dieser Leitfaden – im Gegensatz zu unserem – eine Gesetzesänderung erfordere.<br />

Die Aktivität des Kollegen Bouffier spornte den Innensenator von Berlin, der zunächst<br />

von derlei Fragerei nicht allzu viel zu halten schien, zu ungeahnter Kreativität an. Er<br />

schlug seinen Kollegen „einen verpflichtenden Staatsbürgerkundekurs“ vor. Zum Inhalt<br />

eines solchen Staatsbürgerkundekurses legte er einen mit der Berliner Senatverwaltung<br />

für Schule, Jugend und Sport abgestimmten Entwurf vor, der acht Blöcke umfasste (von<br />

208 Eine besondere Art der Lernfähigkeit kommt in folgendem Witz zum Ausdruck: Ein Mann wird Opfer<br />

eines Raubüberfalls und weigert sich, der Aufforderung „Geld her“ Folge zu leisten. Als der Räuber<br />

seiner Forderung allerdings mit einer Pistole Nachdruck verleiht, muss das Opfer eingesehen: „Diesem<br />

Argument kann ich nicht widerstehen“. Hans Magnus Enzensberger hat den gleichen Zusammenhang<br />

so formuliert: „Kollektive lernen wahrscheinlich nur dann, wenn ihnen nichts anderes mehr<br />

übrig bleibt“, „Die Zeit“ Nr. 23 vom 1. Juni 2006 S. 8 a.E.<br />

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