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Muslim-Tests

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Wieck-Schumann, die Frau von Robert Schumann, „eine entfernte Verwandte“. So lag auch dem kleinen<br />

Michael die Musik im Blut, als er mit sechs Jahren mit dem Geigenunterricht begann. Die glücklichen<br />

Momente, die ihm die Musik bescherte, traten jedoch in den Hintergrund gegenüber den Leiden, die das<br />

verbrecherische Regime Hitlers und nach der „Befreiung“ das nicht minder verbrecherische Stalins ihm<br />

und all den anderen Juden bereiteten. „Es kostete große Überwindung“, schreibt Michael Wieck in seinem<br />

„Zeugnis vom Untergang Königsbergs“, „als Gekennzeichneter die Straße zu betreten und den erstaunten,<br />

neugierigen, ablehnenden, aber auch mitfühlenden Blicken ausgesetzt zu sein.“ Ich [Rainer<br />

Grell] werde nie das beklemmende Gefühl vergessen, das mich überkam, als er mir den gelben Stern in<br />

die Hand legte, den er damals getragen hatte.<br />

Nach der Eroberung Königsbergs durch die Rote Armee lebte Michael Wieck drei Jahre unter den<br />

schwierigen Bedingungen der sowjetischen Besatzung. Danach ging er mit seinen Eltern nach Berlin,<br />

besuchte dort die Musikhochschule und war von 1952 bis 1961 erster Geiger im RIAS-Sinfonieorchester.<br />

Anschließend ging er mit seiner Frau Hildegard, einer Malerin, und den vier Kindern für sieben Jahre<br />

nach Neuseeland, wo er als Senior Lecturer für Violine an der Universität von Auckland wirkte. Nach seiner<br />

Rückkehr nach Deutschland war er erster Konzertmeister des Stuttgarter Kammerorchesters und von<br />

1974 bis zu seiner Pensionierung 1993 Erster Geiger im Radio-Symphonie-Orchester Stuttgart.<br />

Neben der Beschäftigung mit der Musik spielen Religion und Philosophie eine besondere Rolle in seinem<br />

Leben. Christentum und Islam sind ihm gleichermaßen vertraut wie das Judentum. Michael Wieck hat<br />

das Ergebnis seiner Beschäftigung mit Kunst, Religion und Philosophie wie folgt zusammen gefasst ∗ : „Es<br />

ist, und hier zitiere ich Immanuel Kant, ‚eine Fähigkeit des Menschen, Eingebildetes, Vorgestelltes und<br />

Scheinbares für wahr zu halten’. Diese Fähigkeit ist es, die nicht nur für alle Verirrungen auf religiösem<br />

und ideologischem Gebiet verantwortlich ist, sondern genauso auch für manche Verirrungen in der Kunst.<br />

Der Mensch hat die Fähigkeit, dies, das oder jenes für Gott zu halten, dies, das oder jenes als für sein<br />

Glück unverzichtbar, und eben auch dies, das oder jenes für Kunst.“<br />

Michael Wieck erhielt 1989 die Andreas Gryphius Ehrengabe (der Künstlergilde in Glogau/Schlesien, der<br />

Geburtsstadt von Gryphius; Dotation durch das BMI 2000 eingestellt), 2005 wurde ihm die Otto-Hirsch-<br />

Medaille der Stadt Stuttgart verliehen (die 1985 zum 100. Geburtstag von Ministerialrat [im württembergischen<br />

Innenministerium bis zu seiner Entlassung durch die Nazis, 1941 im KZ Mauthausen ermordet]<br />

Dr. Otto Hirsch gestiftet wurde und seither jährlich an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich um die<br />

christlich-jüdische Zusammenarbeit verdient gemacht haben.).<br />

*<br />

In seinen „Überlegungen eines schreibenden Musikers“, Sonderdruck S. 13.<br />

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