Muslim-Tests
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eins Eislingen 244 ] – wie der frühere Medienprofi Gerhard Schröder, der bei seiner standesamtlichen<br />
Hochzeit mit seiner Ehemaligen Hiltrud erst den Sekt und dann die Ringe<br />
vergaß und den Medien damit gleich einen Doppelgag bot. Mit Aktenfresserei, Detailwissen,<br />
lähmenden Ausschusssitzungen und dem Entwirren eines kafkaesken Paragraphengeflechts<br />
lässt sich in den Medien kein Blumentopf gewinnen. Wer sich dabei<br />
bis zum Herzinfarkt aufreibt, steigert seine Beliebtheitskurve beim Wähler nicht.“ Hu, da<br />
bleibt einem glatt die Spucke weg! Ich habe den Artikel verschiedenen Damen und Herren<br />
zugeleitet und dazu angemerkt: „Ich teile die Ausführungen des Jahrgangskollegen<br />
Elitz, würde so etwas aber nie schreiben aus Angst für verrückt erklärt zu werden.“<br />
Dabei steht Elitz keineswegs allein. Jürgen Leinemann, Spiegel-Journalist im Ruhestand,<br />
urteilt über Talkrunden (die mittlerweile ja ein Gradmesser für die Bedeutung eines<br />
Politikers zu sein scheinen) und Nachrichtensendungen im Fernsehen: „Der Durchschnittszuschauer<br />
wähnt sich unterrichtet, während er in Wahrheit auf unterhaltsame<br />
Weise nichts erfährt.“ 245<br />
Natürlich könnte ich es auch als schmeichelhaft empfinden, dass allein in der deutschen<br />
Presse nach meiner mit Sicherheit lückenhaften Zählung über 400 Artikel über unseren<br />
„<strong>Muslim</strong>-Test“ erschienen sind. Aber selbst wenn mich ein solches Gefühl befallen sollte,<br />
würde es angesichts der Tatsache schnell wieder verfliegen, mit welcher Hartnäckigkeit<br />
auch Journalisten, die sich die Mühe gemacht hatten, ausführlich mit mir zu<br />
sprechen, bei dem anschließenden Artikel den größten Teil unseres Gesprächs völlig<br />
vergessen zu haben schienen. Was nicht zu ihrer Vorstellung von der Wirklichkeit passte,<br />
existierte offenbar nicht, frei nach Morgensterns Palmströmscher Logik: „Weil, so<br />
schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf“.<br />
In ähnlicher Weise beschreibt der französische Philosoph und Journalist 246 Jean-<br />
François Revel die „Informationskomödie“: 247 „Sieht man nicht, daß die Journale, Magazine<br />
und Diskussionen im Fernsehen oder die Pressekampagnen, die angeblich tief<br />
schürfend und scharfsinnig sind, sich ohne Ausnahme durch einen Informationsgehalt<br />
auszeichnen, dessen Armut nur durch seine Fehlerhaftigkeit übertroffen wird?“ 248<br />
244 S. dazu oben Nr. III./20.3.<br />
245 Höhenrausch, S. 63.<br />
246 Revel war ab 1978 Direktor des l’Express.<br />
247 Die Herrschaft der Lüge, S. 14.<br />
248 aaO. S. 15.<br />
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