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Differenzierbare Mannigfaltigkeiten - Mathematisches Institut

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T. tom Dieck 3 Verheftungen 143<br />

Der auf diese Weise hergestellte Übergang von X nach X ′ wird elementare Chirurgie<br />

vom Index k an X vermöge h genannt. Als Chirurgie an X bezeichnet man<br />

eine mehrmals angewendete elementare Chirurgie. Die Methode der Chirurgie<br />

ist äußerst flexibel und wirkungsvoll, um <strong>Mannigfaltigkeiten</strong> mit vorgegebenen<br />

topologischen Eigenschaften zu konstruieren.<br />

In der Flächentheorie bezeichnet man die elementare Chirurgie vom Index 1<br />

auch als Ansetzen eines Henkels an die Fläche.<br />

✸<br />

(3.7) Dehn-Chirurgie. Eine auf Dehn [?] zurückgehende Methode zur Konstruktion<br />

dreidimensionaler <strong>Mannigfaltigkeiten</strong> besteht darin, einen Volltorus<br />

herauszubohren und ihn auf neue Art wieder einzusetzen. Sei t: D 2 ×S 1 → M eine<br />

glatte Einbettung in eine 3-Mannigfaltigkeit mit dem Bild U = t(E 2 × S 1 ). Man<br />

hefte S 1 × D 2 an M \ U an, indem (z, w) ∈ S 1 × S 1 ⊂ S 1 × D 2 mit t(z a w b , z c w d )<br />

identifiziert wird. Hierbei sei ad − bc = 1 vorausgesetzt; dann ist die Verheftungsabbildung<br />

ein Diffeomorphismus. Das Resultat der Verheftung sei M ′ . Bei<br />

gegebenem t bezeichnen wir den Übergang von M nach M ′ als Dehn-Chirurgie<br />

mittels ( )<br />

a b<br />

c d oder als −<br />

b<br />

-Dehn-Chirurgie. Im Falle d = 0 ist unter b das Symbol<br />

d d<br />

∞ zu verstehen.<br />

Ist M orientiert, so sei t als orientierungstreu vorausgesetzt. Es trage S 1 und<br />

D 2 die Standard-Orientierung und S 1 × S 1 in der obigen Konstruktion jeweils<br />

die Rand-Orientierung von S 1 × D 2 oder D 2 × S 1 .<br />

Ist M = S 3 , so soll man sich das Bild von t als eine Verdickung des Knotens<br />

t(0 × S 1 ) vorstellen. Es läßt sich Dehn-Chirurgie simultan an mehreren solchen<br />

disjunkten Einbettungen durchführen. Die verwendeten Knoten können dann<br />

noch miteinander verschlungen sein. Jede orientierbare 3-Mannigfaltigkeit läßt<br />

sich auf diese Weise aus S 3 durch Dehn-Chirurgie erzeugen ([?] [?]). Natürlich<br />

gibt es sehr viele verschiedene Prozesse, die zu derselben 3-Mannigfaltigkeit<br />

führen. Trotzdem kann diese Methode zu einem effektiven Werkzeug ausgebaut<br />

werden, wie Kirby [?] gezeigt hat, weshalb man auch vom Kirby-Kalkül spricht.<br />

(3.8) Beispiel. Für die Teilmengen<br />

D 1 = {(x, y) | ‖x‖ 2 ≥ 1/2, ‖y‖ 2 ≤ 1/2}, D 2 = {(x, y) | ‖x‖ 2 ≤ 1/2, ‖y‖ 2 ≥ 1/2}<br />

von S m+n+1 ⊂ R m+1 × R n+1 gibt es Diffeomorphismen D 1<br />

∼ = S m × D n+1 , D 2<br />

∼ =<br />

D m+1 ×S n . Die Unterräume D i sind glatte Untermannigfaltigkeiten mit Rand von<br />

S m+n+1 . Deshalb läßt sich S m+n+1 also aus S m × D n+1 und D m+1 × S n erhalten,<br />

indem entlang des gemeinsamen Randes S m ×S n mit der Identität verheftet wird.<br />

Ein Diffeomorphismus D 1 → S m × D n+1 wird durch (z, w) ↦→ (‖z‖ −1 z, √ 2w)<br />

gegeben.<br />

✸<br />

(3.9) Beispiel. Ist M eine Mannigfaltigkeit mit nichtleerem Rand, so kann man<br />

zwei Exemplare des Randes durch die Identität des Randes verheften: Es entsteht<br />

das Doppel D(M) von M. Hat man nach dem Whitneyschen Einbettungssatz<br />

D(M) eingebettet, so auch M. Ist M kompakt, so ist D(M) selbst Rand einer<br />

Mannigfaltigkeit B. Topologisch läßt sich B durch M × I angeben. Eine andere<br />

Vorstellung von B: Man lasse M um ∂M um 180 ◦ rotieren.<br />

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