Differenzierbare Mannigfaltigkeiten - Mathematisches Institut
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T. tom Dieck 2 Sphären und projektive Räume 7<br />
Eine besondere zusätzliche Strukur, die wir später noch ausführlich besprechen,<br />
ist die Orientierung. Zwei glatte Karten heißen orientiert verbunden, wenn<br />
die Jacobi-Matrix des Kartenwechsels überall positive Determinante hat. Ein Atlas<br />
heißt orientierend, wenn je zwei seiner Karten orientiert verbunden sind. Hat<br />
eine Mannigfaltigkeit einen orientierenden Atlas, so ist sie orientierbar. Eine Orientierung<br />
ist ein orientierender Atlas, der als solcher maximal ist; seine Karten<br />
heißen positiv bezüglich der Orientierung. Diese Definitionen sind allerdings nur<br />
für <strong>Mannigfaltigkeiten</strong> positiver Dimension sinnvoll. Eine Orientierung einer 0-<br />
dimensionalen Mannigfaltigkeit M ist einfach eine Funktion ε: M → {±1}. Mit<br />
der vorliegenden Definition kann man allerdings kaum direkt nachweisen, daß<br />
eine Mannigfaltigkeit nichtorientierbar ist. Das liegt daran, daß die Nichtorientierbarkeit<br />
eine ≪globale≫ Eigenschaft ist.<br />
(1.1) Aufgaben und Ergänzungen.<br />
1. Die Inklusion U ⊂ M einer offenen Teilmenge U einer glatten Mannigfaltigkeit M<br />
ist glatt. Ist f: M → N glatt, so auch f|U: U → N. Eine Karte (U, h, V ) einer glatten<br />
Mannigfaltigkeit M ist ein Diffeomorphismus der offenen Untermannigfaltigkeit U von<br />
M auf die offene Untermannigfaltigkeit V von R n . Sei E n (r) = {x ∈ R n | ‖x‖ < r} die<br />
offene Kugel vom Radius r > 0 im R n . (Hierin bezeichnet ‖x‖ die euklidische Norm<br />
des Vektors x.) Dann sind<br />
f: E n (r) → R n , x ↦→<br />
rx<br />
√<br />
r 2 − ‖x‖ 2 , g: Rn → E n (r), x ↦→<br />
rx<br />
√<br />
r 2 + ‖x‖ 2<br />
zueinander inverse Diffeomorphismen. Damit zeigt man leicht, daß eine (glatte) Mannigfaltigkeit<br />
einen Atlas hat, dessen sämtliche Karten das Bild E n (r) haben (0 < r ≤ ∞<br />
fest, E n (∞) = R n ).<br />
2. Die Abbildung h: R → R, x ↦→ x 3 ist ein glatter Homöomorphismus, aber nicht<br />
umkehrbar differenzierbar. Die beiden Karten (R, h, R) und (R, id, R) liefern deshalb<br />
verschiedene glatte Strukturen auf dem topologischen Raum R. Seien N = (R, id)<br />
und M = (R, h) die durch diese Karten bestimmten <strong>Mannigfaltigkeiten</strong>. Dann ist<br />
h: M → N ein Diffeomorphismus. Übrigens ist jeder Homöomorphismus h: R → R eine<br />
Karte von R.<br />
3. (Die lange Halbgerade von Alexandroff [3].) Sei C die Menge der abzählbaren Ordinalzahlen.<br />
Sei L = C × [0, 1[ \{(0, 0)}. Versehen mit der lexikographischen Ordnung<br />
und der dadurch induzierten Ordnungstopologie ist L die Alexandroffsche Halbgerade.<br />
Sie ist ein hausdorffscher, zusammenhängender, eindimensionaler, lokal euklidischer<br />
Raum, der keine abzählbare Basis hat. Es gibt sogar eine reell-analytische Struktur<br />
auf L [88] [89].<br />
2 Sphären und projektive Räume<br />
Die einfachsten Beispiele für <strong>Mannigfaltigkeiten</strong>, die mindestens zwei Karten<br />
in einem Atlas brauchen, sind die Sphären. Die n-dimensionale Sphäre ist<br />
der Unterraum S n = {x = (x 0 , . . . , x n ) ∈ R n+1 | ‖x‖ = 1} der Vektoren<br />
mit euklidischer Norm 1. Als Teilraum eines euklidischen Raumes ist S n ein