Differenzierbare Mannigfaltigkeiten - Mathematisches Institut
Differenzierbare Mannigfaltigkeiten - Mathematisches Institut
Differenzierbare Mannigfaltigkeiten - Mathematisches Institut
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
T. tom Dieck 3 Weiteres zu Vektorraumbündeln 83<br />
Eine Mannigfaltigkeit M mit trivialem Tangentialbündel heißt parallelisierbar.<br />
Dieser Begriff geht auf Stiefel [1936] zurück, der zeigte, daß alle orientierbaren<br />
3-<strong>Mannigfaltigkeiten</strong> parallelisierbar sind. Dem Wort liegt folgende Problematik<br />
zugrunde: Vektoren in verschiedenen Tangentialräumen lassen sich zunächst<br />
ihrer Lage nach nicht vergleichen. Im euklidischen Raum jedoch kann dieser<br />
Vergleich durch Parallelverschiebung bewirkt werden. Hat man allgemeiner eine<br />
Trivialisierung α: T M → M × R n eines Tangentialbündels, so kann diese zum<br />
Vergleich mit Standardvektoren des R n verwendet werden. Es gibt viele Trivialisierungen<br />
eines trivialen Bündels. Ist β eine weitere Trivialisierung, so hat<br />
βα −1 : M × R n → M × R n die Form (x, v) ↦→ (x, t x (v)), wobei t x : R n → R n<br />
ein linearer Automorphismus ist. In dieser Weise entsprechen die Trivialisierungen<br />
den stetigen Abbildungen t: M → GL(n, R), wenn eine einmal gegeben ist.<br />
Die moderne Differentialgeometrie benutzt im Begriff des “Zusammenhangs den ”<br />
Vergleich von Tangentialräumen als grundlegenden Strukturbegriff.<br />
(3.9) Satz. Eine Liesche Gruppe G ist parallelisierbar.<br />
Beweis. Sei T e (G) := L(G) der Tangentialraum im neutralen Element. Die<br />
Gruppenmultiplikation wird benutzt, um ihn zu transportieren. Sei l g : G →<br />
G, x ↦→ gx die Linkstranslation mit g, ein Diffeomorphismus. Durch<br />
G × L(G) → T (G), (g, v) ↦→ T (l g )(v)<br />
wird ein Diffeomorphismus und eine Trivialisierung von T (G) beschrieben.<br />
✷<br />
(3.10) Bemerkung. Man kann im vorstehenden Satz auch die Rechtstranslationen<br />
verwenden. Dann erhält man im allgemeinen eine andere Trivialisierung.<br />
(3.11) Das Möbiusband. Das einfachste nichttriviale Bündel ist ein Geradenbündel<br />
über S 1 , das man sich als das berühmte Möbiusband vorstellen<br />
kann (Möbius 1858 [Werke II], p. 484). Formal kann es definiert werden als<br />
E = S 1 × G R, wobei G = Z/2 = {±1} auf S 1 und R durch (λ, z) ↦→ λz operiert.<br />
Es ist also assoziiert zu dem Z/2-Prinzipalbündel q: S 1 → S 1 , z ↦→ z 2 (S 1 ⊂ C<br />
betrachtet). Wäre das Bündel trivial, so gäbe es einen Schnitt s: S 1 → E, der<br />
nirgendwo der Nullvektor ist, also nach (1.5) eine Abbildung σ: S 1 → R \ {0},<br />
die σ(−z) = −σ(z) erfüllt. Letzteres führt aber mit dem Zwischenwertsatz der<br />
Analysis leicht zu einem Widerspruch.<br />
In analoger Weise stellt man für alle n ≥ 1 ein nicht-triviales Geradenbündel<br />
S n × G R 1 → RP n = S n /G her.<br />
(3.12) Tautologische Bündel. Ein Vektorraumbündel ist eine stetige Familie<br />
von Vektorräumen. Das wird besonders deutlich durch das sogenannte tautologische<br />
Bündel über einer Grassmannschen Mannigfaltigkeit belegt. Sei V ein<br />
n-dimensionaler reeller Vektorraum und G k (V ) die Grassmannsche Mannigfaltigkeit<br />
der k-dimensionalen Unterräume von V (siehe I.5)<br />
E(γ k ) = {(x, v) | x ∈ G k (V ), v ∈ x} ⊂ G k (V ) × V.