Differenzierbare Mannigfaltigkeiten - Mathematisches Institut
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8 1 <strong>Mannigfaltigkeiten</strong> T. tom Dieck<br />
Hausdorff-Raum mit abzählbarer Basis. Wir geben einen Atlas mit zwei Karten<br />
an. Sei e n = (0, . . . , 0, 1). Wir definieren die stereographische Projektion<br />
ϕ N : U N = S n \ {e n } → R n dadurch, daß ϕ N (x) als Schnitt der Geraden durch<br />
e n und x mit der zu e n orthogonalen Hyperebene R n = R n × 0 definiert wird.<br />
Man errechnet ϕ N (x 0 , . . . , x n ) = 1<br />
1−x n<br />
(x 0 , . . . , x n−1 ). Eine stetige Umkehrung ist<br />
π N : x ↦→ 1 (2x, ‖x‖ 2 −1). Also ist (U<br />
1+‖x‖ 2 N , ϕ N ) eine Karte von S n . Analog haben<br />
wir eine stereographische Projektion ϕ S : U S = S n \ {−e n } → R n . Der Kartenwechsel<br />
ist ϕ S ◦ ϕ −1<br />
N (y) = ‖y‖−2 y und damit reell-analytisch. Das Differential des<br />
Kartenwechsels an der Stelle x ist ξ ↦→ (‖x‖ 2 ξ −2〈 x, ξ 〉x)·‖x‖ −4 . Ist ‖x‖ = 1, so<br />
ergibt sich die Spiegelung ξ ↦→ ξ − 2〈 x, ξ 〉x. Daraus sieht man, daß die Jacobi-<br />
Matrix negative Determinante hat: Der Atlas aus diesen beiden Karten ist nicht<br />
orientierend.<br />
Die projektiven Räume sind <strong>Mannigfaltigkeiten</strong> von grundsätzlicher Bedeutung.<br />
Sie treten ihrem Wesen nach nicht als Teilmengen euklidischer Räume auf<br />
und sind deshalb ein guter Grund, den Begriff einer Mannigfaltigkeit abstrakt<br />
zu fassen.<br />
Ist V ein (n + 1)-dimensionaler reeller Vektorraum, so ist der zugehörige projektive<br />
Raum P (V ) die Menge der eindimensionalen Unterräume von V . Zwei<br />
Vektoren x, y ∈ V \ {0} spannen genau dann denselben Unterraum auf, wenn<br />
es ein λ ∈ R ∗ = R \ {0} gibt, so daß λx = y ist. Wir können deshalb P (V )<br />
als die Menge der Äquivalenzklassen von V \ {0} bezüglich der Äquivalenzrelation<br />
x ∼ y ⇔ ∃ λ ∈ R ∗ mit λx = y auffassen. Die Äquivalenzklasse von<br />
x = (x 0 , . . . , x n ) ∈ R n+1 \ {0} wird mit [x] = [x 0 , . . . , x n ] bezeichnet (homogene<br />
Koordinaten von [x]). Wir geben P (V ) die Quotienttopologie bezüglich<br />
p: V \ {0} → P (V ), x ↦→ [x]. Dadurch wird P (V ) ein Hausdorff-Raum mit<br />
abzählbarer Basis. Statt P (R n+1 ) schreiben wir auch RP n . Wir nennen RP n<br />
den n-dimensionalen reellen projektiven Raum.<br />
Wir definieren Karten für P (R n+1 ). Sei U i = {[x 0 , . . . , x n ] | x i ≠ 0}. Nach<br />
Definition der Quotienttopologie ist U i in P (R n+1 ) offen. Durch<br />
ϕ i : U i → R n ,<br />
[x 0 , . . . , x n ] ↦→ x −1<br />
i (x 0 , . . . , x i−1 , x i+1 , . . . , x n )<br />
wird ein Homöomorphismus mit der Umkehrung<br />
ψ i : R n → U i , (a 1 , . . . , a n ) ↦→ [a 1 , . . . , a i−1 , 1, a i , . . . , a n ]<br />
definiert. Je zwei dieser Karten sind glatt verbunden. Die Abbildung ψ i ist als<br />
Verkettung stetiger Abbildungen stetig. Um ϕ i als stetig zu erkennen, benutzen<br />
wir, daß auch die Einschränkung p: p −1 (U i ) → U i eine Identifizierung ist, und<br />
wenden die universelle Eigenschaft der Quotienttopologie an.<br />
Auf dieselbe Weise wird der projektiven Raum P (V ) eines komplexen Vektorraumes<br />
V definiert. Er entsteht aus V \ {0} durch die Äquivalenzrelation wie<br />
oben, nur daß jetzt λ ∈ C ∗ = C\{0} ist. Die Karten von P (C n+1 ) = CP n werden<br />
wieder durch dieselben Formeln definiert; sie sind holomorph verbunden.<br />
Die Quotientabbildung R n+1 \ {0} → P (R n+1 ) bildet die Einheitssphäre S n<br />
surjektiv ab. Deshalb sind die projektiven Räume kompakt. Wir können somit