Arbeitsergebnis - Florian Seiffert
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KAPITEL 10. IM WANDEL: ”LEBENSWELTEN” 88<br />
Wir erwarten eine deutlichere Betonung der Gewissensfreiheit der Christen und Ermutigung<br />
zur Entscheidung von Einzelfragen aufgrund des christlichen Gewissens.<br />
(G313-709-0)<br />
Gerade weil es immer schwieriger wird, die Vielfalt des Lebens in Grundaussagen<br />
letztverbindlich zu erfassen, kommt es zunehmend darauf an, Perspektiven zu eröffnen,<br />
die das Gewissen des einzelnen einbeziehen. Denn es ist etwas anderes, ob<br />
Menschen Gesetze erfüllen oder aber aus besserer Überzeugung handeln. (G361-838-<br />
0)<br />
Die Kirche braucht mehr Vertrauen in das Gewissen der Christen. (G351-799-0) Andererseits<br />
muß sie klarmachen, daß heute oft egoistische Vorstellungen und Wünsche<br />
unter dem Deckmantel der eigenen Gewissensentscheidung durchgesetzt werden.<br />
Diese Klarstellung erfordert eine unermüdliche Auseinandersetzung, keine Anordnung<br />
von oben. ... Die Kirche muß ihren Gläubigen klar vermitteln, daß das Wort<br />
des kirchlichen Lehramtes eine wichtige Funktion zur Lebensorientierung und Bildung<br />
des christlichen Gewissens hat, dieses gebildete und ständig wache Gewissen<br />
aber nicht ersetzen kann. (G313-702-0)<br />
... kein moralischer Fundamentalismus, sondern Hilfe zum Leben. (G361-838-0)<br />
Auch scheint uns die Hl. Schrift ein geeigneterer Boden kirchlichen Miteinanders zu<br />
sein als das Kirchenrecht. Aufgabe Roms sollte es sein, Einheit in der Vielfalt zu bewahren.(SB-142-B)<br />
10.3 Arbeits- und Berufswelt<br />
Das Thema ”Arbeits- und Berufswelt” kommt nach Einschätzung der Votanten in der Verkündigung<br />
und in kirchlichen Verlautbarungen gar nicht oder zu wenig vor. Priester vernachlässigen<br />
diesen Bereich, Gemeinden scheuen die Auseinandersetzung mit stark angstbesetzten<br />
Problemen, wie Arbeitslosigkeit, Rationalisierung, Kurzarbeit und den damit verbundenen<br />
Auswirkungen auf die Betroffenen und deren Familien. Obwohl die Gemeinden sich zu einem<br />
hohen Prozentsatz aus ArbeitnehmerInnen zusammensetzen, finden deren spezielle Themen<br />
- ja die Arbeitswelt überhaupt - im Gemeindealltag kaum Raum und kommen nicht zur Sprache.<br />
In der gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 1975<br />
ist die damalige Situation der Arbeiterschaft innerhalb des kirchlichen Lebens besonders<br />
behandelt worden. ... Die in der Empfehlung 7 geforderte Einrichtung von<br />
Arbeitsstellen für Arbeiter- und Betriebsseelsorge mit hauptamtlicher Besetzung ist<br />
im Erzbistum Köln weitgehend vernachlässigt geblieben. (G171-287-0)<br />
Eben weil Priester zu wenig von Betrieben und Arbeitswelt kennen und wissen, fließen<br />
diese Themen auch zu wenig in Predigten und Gottesdienste ein. (VV-003-160)<br />
In der Welt der Arbeit spielen christliche Grundwerte nur noch eine sehr untergeordnete<br />
Rolle. Erfahrungen am Arbeitsplatz sind selten Gegenstand von Diskussionen in<br />
Gemeinden und werden in die ”persönliche” Sphäre des Gemeindemitgliedes zurückgedrängt.<br />
(SB-142-B)<br />
Es gibt ungleich mehr Liturgiekreise als Arbeitsgruppen, z.B. unter dem Arbeitstitel<br />
”Arbeitswelt” oder ”Kirche und Arbeitswelt”. (VV-010-130)<br />
Einen Grund, weshalb das Thema ”Arbeits- und Berufswelt” in Verkündigung und Gemeindearbeit<br />
so wenig präsent ist, sehen die Votanten darin, daß in der Priesterausbildung dieser<br />
Bereich vernachlässigt wird. Aber auch eine grundsätzliche Unwissenheit, ja ein Desinteresse<br />
der Seelsorger wird konstatiert. Doch auch in den Gemeinden selbst wird das Desinteresse<br />
deutlich. Probleme von Gemeindegliedern im Zusammenhang mit der Arbeitsmarktsituation<br />
werden verdrängt. Man fühlt sich hilflos, alleingelassen von der ”Amtskirche”. Arbeitslose und<br />
Randgruppen haben auch in der Kirche keine Lobby. Und wenn es amtliche Stellungnahmen<br />
der Kirche zum Thema gibt, sind sie für Laien wegen der dort gebrauchten Sprache fast nicht<br />
zu verstehen.