Die Haupthin<strong>der</strong>nisse für den Zugang <strong>zur</strong> <strong>medizinischen</strong> Versorgung werden mit sehr unterschiedlicher Häufigkeit inden Län<strong>der</strong>n genannt, in denen die Umfrage durchgeführt wurde. In Belgien, im Vereinigten Königreich und inSchweden werden administrative Schwierigkeiten am häufigsten genannt (bei etwa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Personen). In Belgienbeurteilt die Hälfte <strong>der</strong> Personen auch das System als kompliziert, sowie ein Drittel <strong>der</strong> befragten Personen in Spanienund ein Viertel <strong>der</strong> Befragten in Italien. Frankreich und Griechenland sind die zwei Län<strong>der</strong>, in denen diese zweiHin<strong>der</strong>nisse am seltensten genannt werden.81- Anteil <strong>der</strong> befragten Personen, die administrative Schwierigkeiten als Hin<strong>der</strong>nis angebenBE UK SE ES NL IT FR EL Gesamt82- Anteil <strong>der</strong> befragten Personen, die die Komplexität des Systems als Hin<strong>der</strong>nis angebenBE UK IT ES NL FR SE EL Gesamt> „Ich hatte Knie- und Magenschmerzen. Ich sagte ihnen, dass ich viele Gesundheitskarten hätte, jedoch nichtdie aus Valencia, und sie sagten mir, dass sie nichts tun könnten, bis ich die die Karte für Valencia hätte, dieseit vier Monaten in Bearbeitung ist.“ Q., Malier, 28 Jahre alt, lebt in Spanien.In Spanien und in Italien (dort wo es öffentliche Ambulanzen gibt) sind es die Kosten für Sprechstunden undBehandlungen, die am seltensten als Hin<strong>der</strong>nis für den Zugang <strong>zur</strong> <strong>medizinischen</strong> Versorgung genannt werden. Andieser Stelle muss präzisiert werden, dass die fälligen Kosten bzw. Zuzahlungen für Medikamente in Spanien <strong>von</strong> Regionzu Region unterschiedlich sind: In Valencia sind sie zum Beispiel gleich null, in Bilbao und in den meisten Regionenjedoch 40 %.Dagegen wird das finanzielle Hin<strong>der</strong>nis am häufigsten genannt – und zwar <strong>von</strong> 40 % <strong>der</strong> Personen in Belgien und inFrankreich, das heißt in den zwei Län<strong>der</strong>n, wo wie zuvor zu sehen war, weniger als 10 % <strong>der</strong> befragten Personentatsächlich eine Krankenversicherung haben. In Frankreich trägt die Vergütung <strong>der</strong> Allgemeinärzte bei Einzelleistungen(und die mehr und mehr hartnäckige Eintreibung <strong>der</strong> Kosten durch unbezahltes Krankenhauspersonal) ebenfalls zu104Bericht des European Observatory – Médecins du Monde
dieser Meinung seitens <strong>der</strong> nicht versicherten Personen bei. In Belgien (genauer in Brüssel, wo die Umfrage durchgeführtwurde), hat die Tatsache, dass mehrere medizinischer Häuser existieren (wo die Versorgung kostenlos ist und dieMedikamente gegebenenfalls gratis verteilt werden) scheinbar keinen Einfluss auf die häufige Nennung diesesHin<strong>der</strong>nisses. In den Nie<strong>der</strong>landen, wo die Übernahme <strong>der</strong> <strong>medizinischen</strong> Leistungen für die Personen <strong>ohne</strong>Aufenthaltsgenehmigung gegebenenfalls auf Anfrage <strong>der</strong> Ärzte erfolgt, wird dieses finanzielle Hin<strong>der</strong>nis <strong>von</strong> einemDrittel <strong>der</strong> befragten Personen genannt.83- Anteil <strong>der</strong> befragten Personen, die die Kosten <strong>der</strong> Sprechstunde o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Behandlungen als Hin<strong>der</strong>nisnennen - nach Län<strong>der</strong>n dargestellt, in denen die Umfrage durchgeführt wurdeFR BE NL EL SE UK ES IT Gesamt> „Es war <strong>der</strong> Gynäkologe, <strong>der</strong> gesagt hat, dass man schwangeren Frauen im Notfall helfen muss. Ich hatte einVisum und doch hat es nicht funktioniert. Mein Vater musste sich bei Leuten Geld leihen, um alle Kosten zubezahlen – fast 800 Euro für Kontrolluntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen, die ich alle vierzehn Tageaufgrund meiner Krankheit machen musste und für die Entbindung (1145 Euro). Ich habe um 3 Uhr morgensentbunden. Um 10 Uhr verließ ich das Krankenhaus: Ich wollte nicht länger bleiben, da ich dachte, dass ichzahlen müsste (sie sagten mir gesagt, dass ich bis Mitternacht bleiben könnte <strong>ohne</strong> mehr zu zahlen, aber ichwar beunruhigt). Sie verschrieben mir Medikamente (Spritzen, die alle vierzehn Tage gesetzt werden müssen),die ich nicht kaufen konnte.“ Frau B., Algerierin, 36 Jahre alt, seit vier Monaten in Frankreich.Somit ist es nur logisch, dass die Ergebnisse bezüglich <strong>der</strong> Frage nach Angst vor einer Anzeige bei den Behörden,einer Verhaftung, vor Diskriminierung o<strong>der</strong> einer Behandlungsverweigerung in den verschiedenen Län<strong>der</strong>n denUmfrageergebnissen ähneln, die hinsichtlich <strong>der</strong> Erfahrungen mit Rassismus o<strong>der</strong> Diskriminierung in den<strong>medizinischen</strong> Einrichtungen beobachtet wird. Schweden, das Vereinigte Königreich und die Nie<strong>der</strong>lande sind die dreiLän<strong>der</strong>, in denen diese Kategorie <strong>von</strong> Hin<strong>der</strong>nissen am häufigsten genannt wird; dies sind ebenfalls die gleichen Län<strong>der</strong>,in denen die befragten Personen am häufigsten <strong>von</strong> solchen Erfahrungen berichten, während Spanien, Belgien undFrankreich die Län<strong>der</strong> sind, in denen die Häufigkeit dieser zwei Indikatoren am niedrigsten ist.84- Anteil <strong>der</strong> befragten Personen, die die Furcht vor einer Anzeige bei den Behörden, einer Verhaftung, einerDiskriminierung o<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Verweigerung <strong>von</strong> Gesundheitsleistungen als Hin<strong>der</strong>nis angeben - nach Län<strong>der</strong>ndargestellt, in denen die Umfrage durchgeführt wurdeSE UK NL IT EL BE ES FR GesamtBericht des European Observatory – Médecins du Monde 105