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der zugang zur medizinischen versorgung von menschen ohne ...

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2. HAUPTERGEBNISSE DER QUALITATIVEN UMFRAGE• Selbst Kin<strong>der</strong> <strong>von</strong> Eltern <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel sind nicht geschütztKin<strong>der</strong> als Menschen <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel zu betrachten, wi<strong>der</strong>spricht insofern einer gewissen Logik, als dass sie sichihren Wohnort ja nicht selbst aussuchen. In vielen Län<strong>der</strong>n besteht für Kin<strong>der</strong> we<strong>der</strong> eine gesetzliche Verpflichtung, imBesitz einer Aufenthaltsgenehmigung zu sein, noch einen Identitätsnachweis vorlegen zu müssen. Der Kin<strong>der</strong>schutz –insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> gefährdetsten und bedürftigsten Kin<strong>der</strong> –ist ein gemeinsames Anliegen aller betroffenenLän<strong>der</strong>, so wie es im Internationalen Übereinkommen über die Rechte des Kindes vorgeschrieben wird 1 . Dennoch istfestzustellen, dass einige Län<strong>der</strong> keinen beson<strong>der</strong>en Schutz für Kin<strong>der</strong> <strong>von</strong> Eltern <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel <strong>zur</strong>Verfügung stellen und/o<strong>der</strong> sie im Gesundheitssystem nicht barrierefrei behandeln. Dies geht teilweise sogar soweit, dass wie bei ihren Eltern die Übermittlung <strong>von</strong> ihren Daten an die Auslän<strong>der</strong>behörde durch die Hilfeleistenden Personen gefor<strong>der</strong>t wird, sobald sie medizinische Leistungen in Anspruch nehmen.Befragte Eltern stellen fest und beklagen, dass ihre Lebensumstände die Gesundheit ihrer Kin<strong>der</strong> beeinträchtigen. Nur inungesunden und häufig überbelegten Unterkünften unterzukommen und sich permanent in einer prekärenWohnsituation zu befinden: dies ist häufig die Realität, die für Kin<strong>der</strong> schädlich sein kann. Die Umzüge aufgrund <strong>von</strong>Zwangsräumungen, die vorübergehende Unterbringung bei Angehörigen o<strong>der</strong> in einer Einrichtung verursachen unteran<strong>der</strong>em Stress. Dies behin<strong>der</strong>t die psychosoziale Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, und beeinträchtigt die Möglichkeiten für ihremedizinische Betreuung. Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten und den Wohnproblemen stellen auch dielatente Bedrohung einer Verhaftung, die Sorge über eine Trennung <strong>der</strong> Familie, sowie Diskriminierungen einenproblematischen Kontext für die Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> dar. Manche Eltern stellen fest, dass sich dies auf diepsychische o<strong>der</strong> physische Gesundheit ihrer Kin<strong>der</strong> auswirkt.Die gesundheitlichen Schwierigkeiten <strong>der</strong> Erwachsenen und <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> vermischen sich. Die Eltern betonen ihreBemühungen, ihre Kin<strong>der</strong> zu schützen. Jedoch sind ihre Unsicherheit und ihre Verzweiflung manchmal so stark, dass ihreeigene psychische Gesundheit da<strong>von</strong> belastet wird, und dass ihre Kin<strong>der</strong> selbst da<strong>von</strong> betroffen sind. Auch kann <strong>der</strong>schlechte Gesundheitszustand <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> die Familiensituation belasten, z. B. indem er das häusliche Zusammenlebenbei Angehörigen verkompliziert.Zusätzlich müssen die Kin<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> schlechten Sprachkenntnisse <strong>der</strong> Eltern o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en sozialer Isolation imAufenthaltsland häufig die Übersetzer- bzw. Vermittlerrolle zwischen ihren Eltern und <strong>der</strong> Gesellschaft, in <strong>der</strong> sie leben,spielen. Manche stellen so eine wahre Stütze dar – und übernehmen damit Pflichten <strong>von</strong> Erwachsenen.Die Schwierigkeiten bei dem Zugang <strong>zur</strong> <strong>medizinischen</strong> Versorgung sind zahlreich. Information ist entscheidend.Jedoch ist die Information lei<strong>der</strong> häufig mangelhaft, wi<strong>der</strong>sprüchlich o<strong>der</strong> hinsichtlich <strong>der</strong> speziellen Bedarfe <strong>von</strong>Kin<strong>der</strong>n ungeeignet, unabhängig da<strong>von</strong>, ob sie <strong>von</strong> Angehörigen o<strong>der</strong> sogar <strong>von</strong> öffentlichen Einrichtungen o<strong>der</strong>Wohlfahrtsverbänden stammen. Fachpersonal und Ehrenamtliche sind nicht immer (sogar selten) über die Ansprücheauf medizinische Versorgung <strong>von</strong> Menschen <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel informiert.Behandlungsverweigerungen (die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Nichteinhaltung des verbrieften Rechtes <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n, behandelt zu werden,zeugen), administrative Hin<strong>der</strong>nisse und Fehlinformation ziehen Verspätungen o<strong>der</strong> den Verzicht auf medizinischeVersorgung nach sich. Das Gefühl, Opfer <strong>von</strong> Diskriminierung zu sein und nur die „Standardbehandlung“ zu erhalten,beeinträchtigt das Vertrauen in das Gesundheitssystem im Allgemeinen, so dass einige die Diagnose des Arztes in Fragestellen und die Angemessenheit seiner Verschreibungen anzweifeln.1 http://www.unhchr.ch/html/menu3/b/k2crc.htmBericht des European Observatory – Médecins du Monde 7

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