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der zugang zur medizinischen versorgung von menschen ohne ...

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Bei genauer Prüfung <strong>der</strong> umfangreichen Angaben <strong>von</strong> Störungen und Krankheiten sowie <strong>der</strong> Liste <strong>von</strong> betroffenenOrgansystemen fällt Folgendes auf:• Die große Anzahl <strong>von</strong> Störungen und symptomatischen Beschwerden, die kein Bestandteil einer präzisenDiagnose waren;• Die Häufigkeit <strong>der</strong> chronischen Symptome o<strong>der</strong> <strong>der</strong> nicht schwerwiegenden Krankheiten(Verdauungsstörungen, Schmerzen im Bewegungsapparat, Heuschnupfen, Gicht, peptisches Ulkus etc.) <strong>von</strong>denen man sich schwer vorstellen kann, dass sie <strong>der</strong> Grund für eine Auswan<strong>der</strong>ung bzw. für den Eintritt in solchunsichere Lebensverhältnisse sind, wie sie die Einwan<strong>der</strong>er <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel in den Ziellän<strong>der</strong>n erleben!• In direktem Zusammenhang die Seltenheit <strong>der</strong> bekannten Diagnosen <strong>von</strong> chronischen und potenziellschwerwiegenden Erkrankungen (die drei am häufigsten genannten sind Bluthochdruck und die zwei Arten<strong>von</strong> Diabetes und repräsentieren zusammen weniger als 12 % <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Migration bekannten Störungen undbetreffen weniger als 3 % <strong>der</strong> befragten Bevölkerungsgruppe) 76 ;• Die beträchtliche Häufigkeit <strong>der</strong> psychologischen Störungen (13 % <strong>der</strong> Fälle), insbeson<strong>der</strong>e in Form <strong>von</strong>Depression, Angst, Reizbarkeit o<strong>der</strong> auch posttraumatischen Syndromen.Vor diesem Hintergrund sei an dieser Stelle daran erinnert, dass, wie zuvor erwähnt, lediglich 6 % <strong>der</strong> Befragtengesundheitliche Gründe als Auswan<strong>der</strong>ungsgrund nennen.Mit an<strong>der</strong>en Worten: Die in einigen politischen Diskursen angeprangerte Situation nach denen die Auslän<strong>der</strong> illegaleinwan<strong>der</strong>n, um „sich in Europa behandeln zu lassen“ - auch „Medizintourismus“ genannt - ist ein Hirngespinst, dasnicht <strong>der</strong> beobachteten Realität entspricht. Solche Motive treten bei <strong>der</strong> befragten Bevölkerungsgruppe selten aufo<strong>der</strong> sind eine Ausnahme, was auch einige staatliche Berichte in den verschiedenen europäischen Län<strong>der</strong>n gezeigthaben 77.> Frau L. kam <strong>zur</strong> Sprechstunde bei Médecins du Monde, da sie sich müde fühlte und seit ein paar WochenHusten hatte. Sie hatte gerade eine Ausbildung <strong>zur</strong> Näherin abgeschlossen und musste schnell anfangen zuarbeiten (schwarz), fühlte sich jedoch zu schwach dafür. Ihr allgemeiner Zustand hatte sich verschlechtertund die klinische Untersuchung deutete auf eine mögliche Lungentuberkulose hin. Es wurde beantragt, eineRöntgenaufnahme <strong>der</strong> Lungen zu machen sowie einen biologischen Standard-Check-up durchzuführen.Beides erfolgte innerhalb <strong>von</strong> vierundzwanzig Stunden. Es wurden ein Hepatitis- und ein HIV-Testvorgeschlagen und akzeptiert. Frau L. war sehr freundlich und bedankte sich bei allen sehr herzlich. EinenMonat später kam sie <strong>zur</strong>ück zu Caso: Sie kam <strong>von</strong> einem dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt in einemDienst für Infektionskrankheiten wie<strong>der</strong>. Sie war nach <strong>der</strong> Röntgenaufnahme ihrer Lungen, die abnormal warund auf Tuberkulose hindeutete, in ein Krankenhaus eingewiesen worden. Neben <strong>der</strong> Tuberkulose haben dieZusatzuntersuchungen das Vorhandensein <strong>von</strong> zwei chronischen Pathologien ergeben, die stark dazutendieren, schwerwiegend zu sein: Diabetes und Hepatitis B. Frau L., Chinesin, 30 Jahre alt, lebt in Frankreich.76. Wie zuvor betont wurde, wusste im Beson<strong>der</strong>en keine <strong>der</strong> fünf Personen, die mit HIV/Aids infiziert sind, etwas <strong>von</strong> ihrer Krankheit, bevor sie in das Aufnahmeland kam.77. In den Nie<strong>der</strong>landen existiert ein staatlicher Bericht: Smeets R.M.W., de Beaufort I.D., Entzinger H., „Medische aspecten van het vreemdelingenbeleid“, Nijmegen : LandelijkeCommissie Medische Especten van het Vreemdelingenbeleid, 2004.86Bericht des European Observatory – Médecins du Monde

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