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der zugang zur medizinischen versorgung von menschen ohne ...

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Nach einer Anpassung an die Art <strong>der</strong> aufgesuchten <strong>medizinischen</strong> Einrichtungen, an die bisherige Aufenthaltsdauer imAufnahmeland und an die Anwesenheit eines Übersetzers beim Ausfüllen des Fragebogens 100 , ist immer noch diegleiche Verteilung in den Län<strong>der</strong>n, in denen die Umfrage durchgeführt wurde, hinsichtlich <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong>Behandlungsverweigerung festzustellen.88- Schätzung des Risikos <strong>der</strong> Behandlungsverweigerung bei <strong>der</strong> letzten Krankheitsepisode - nach den Län<strong>der</strong>ndargestellt, in denen die Umfrage durchgeführt wurde - nach einer Anpassung an die Art <strong>der</strong> aufgesuchten<strong>medizinischen</strong> Einrichtungen, an die bisherige Aufenthaltsdauer und die Umstände beim Gespräch (Anwesenheiteines Übersetzers o<strong>der</strong> nicht)NL UK BE ES FR EL IT*(OR durch logistische Regression geschätzt, Referenzland = Schweden)* Das Risiko ist <strong>von</strong> einem statistischen Blickwinkel aus betrachtet „unendlich“ schwach für Italien und sein Zuverlässigkeitsintervall nicht schätzbar, da kein einziger Fall einerBehandlungsverweigerung angegeben wurde.Hinweis <strong>zur</strong> Darstellung: Im Vergleich zu Schweden, ist die Wahrscheinlichkeit in Schweden, eine Behandlungsverweigerung erlebt zu haben, 2,1-mal geringer (in grau die <strong>von</strong>einem statistischen Standpunkt aus gesehenen nicht signifikanten Verhältnisse).Es bleibt nichtsdestotrotz schwierig, die Unterschiede zwischen den Län<strong>der</strong>n, in denen die Umfrage durchgeführtwurde, zu deuten. Es ist tatsächlich sehr wahrscheinlich, dass zahlreiche Auslän<strong>der</strong> <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel, dieBehandlungsverweigerungen schon erwarten, und aus diesem Grund gar nicht erst versuchen, die <strong>medizinischen</strong>Einrichtungen, insbeson<strong>der</strong>e die öffentlichen Einrichtungen, aufzusuchen. Die Behandlungsverweigerungsquotespiegelt somit auch die Verinnerlichung <strong>der</strong> Diskriminierung durch die Personen selbst wi<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>e vielleicht inden Län<strong>der</strong>n, wo diese Quote sehr niedrig ist. Im Gegenteil dazu hält vielleicht das Universalitätsprinzip des Zugangs<strong>zur</strong> <strong>medizinischen</strong> Versorgung nach Beveridge 101 die Personen <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel weniger da<strong>von</strong> ab, öffentlicheEinrichtungen aufzusuchen, jedoch werden sie <strong>von</strong> diesem Entschluss durch die häufig erfahrenenBehandlungsverweigerungen in <strong>der</strong> Vergangenheit abgebracht..> „Es war praktisch unmöglich, während meiner Schwangerschaft medizinische Leistungen zu erhalten. DieLeute, die ich kenne, haben mir Angst gemacht: „Wenn du ins Krankenhaus gehst, dann werden sie dichausweisen!“ Eines Tages fühlte ich mich wirklich schlecht und ich ging <strong>zur</strong> Kontrolle in eine Ambulanz mitfreiem Zugang (Walk-in Center). Sie sagten mir, dass sie mir nicht helfen könnten und dass ich, wenn es sichverschlechtere, in die Notaufnahme gehen müsse. Ich habe dann versucht, in die Praxis einesAllgemeinarztes zu gehen – ich war bereits im fünften Monat schwanger – wo man es aufgrund meinesStatus einer Person <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel ablehnte, mich anzumelden. Eine Frau erwähnte sogar, dass wennich wie<strong>der</strong>käme, sie nicht die Kosten für mich übernehmen müssten, da ich darauf keinen Anspruch hätte. Siesagte: „Sie müssen 2800 Euro zahlen und dann suchen wir für Sie eine Hebamme.“ Ich bin direkt insKrankenhaus gegangen. Lei<strong>der</strong> war es dort nicht besser. Sie sagten mir Sachen wie „Warum bekommst du indiesem Land ein Baby?“ und die zuständige Person für die Eintreibung <strong>der</strong> Kosten bei Auslän<strong>der</strong>n drohte,mich in ein Flugzeug nach Uganda zu setzen. Sie sagte mir, dass ich 2800 Euro zahlen müsse und wennnicht, dann würde ich abgeschoben werden. Sie sagte, dass, wenn ich Fruchtwasser verlieren würde, ich nicht100. Die Anwesenheit eines Übersetzers geht mit einem signifikant höheren Anteil <strong>der</strong> berichteten Behandlungsverweigerung einher: 20,5 % gegenüber 12,7 %, p = 0,02.101. In einem System nach Beveridge (nach Lord Beveridge, 1879-1963, benannt), ist <strong>der</strong> Sozialversicherungsschutz universal, basiert auf <strong>der</strong> Solidarität und ist für die gesamteBevölkerung „<strong>von</strong> <strong>der</strong> Wiege bis <strong>zur</strong> Bahre“ gültig (zum Beispiel im Vereinigten Königreich, in Schweden, und in einigen Mittelmeerlän<strong>der</strong>n, die sich seit den siebziger Jahren<strong>von</strong> diesem Universalitätsprinzip haben inspirieren lassen (Spanien, Italien, Griechenland, Portugal).Bericht des European Observatory – Médecins du Monde 109

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