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der zugang zur medizinischen versorgung von menschen ohne ...

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• Entscheidende Momente beim Zugang <strong>zur</strong> <strong>medizinischen</strong> VersorgungIn mehreren Gesprächen nennen die befragten Personen „Schlüsselmomente“, die Stufen zu einer Verbesserungihres Zugangs <strong>zur</strong> <strong>medizinischen</strong> Versorgung und zum Gesundheitswesen sind. Es handelt sich häufig um dieBegegnung mit einer Person, die eine entscheidende Information über die Rechte bezüglich einer Krankenversicherungliefert o<strong>der</strong> die eine medizinische Einrichtung nennt, die Einwan<strong>der</strong>er <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel empfängt. Es handelt sichhäufig um die Begegnung mit einer im Gesundheitswesen tätigen Person o<strong>der</strong> um eine Einrichtung, die imGesundheitssystem weiterleitet o<strong>der</strong> angemessene Ratschläge gibt o<strong>der</strong> ihnen bei Maßnahmen hilft, ihrenadministrativen und sozialen Status zu verbessern.> Die Schwangerschaft <strong>von</strong> Frau G. stellt einen dieser Schlüsselmomente dar. Sie lebte seit zwei Jahren inFrankreich, hat jedoch niemals Ärzte aufgesucht, da sie we<strong>der</strong> wusste, wohin sie hingehen sollte, noch wie siees tun sollte, wenn sie krank war. „Wenn ich krank bin, lege ich mich hin und warte darauf, dass ich wie<strong>der</strong>gesund werde.“ Als sie schwanger wurde, lehnte ihr Lebensgefährte das Kind ab und sie trennten sich. Siewollte ihre Schwangerschaft zu Ende führen, hatte jedoch keine medizinische Betreuung. „Ich wusste nicht,wo ich hingehen sollte, ich machte mir große Sorgen.“ Erst im achten Monat brachte sie eine ihrerFreundinnen zu einem Arzt, da sie krank war. Dieser wollte sie zu einem Krankenhaus schicken, doch dieslehnte sie ab und kam schließlich in die Notaufnahme eines Pariser Krankenhauses. Erst ab diesem Zeitpunktbeginnt die Übernahme in die Schwangerenfürsorge und bei ihrer Entbindung unternahm ein SozialarbeiterMaßnahmen, damit sie staatliche medizinische Beihilfe erhält. Man sagte ihr außerdem, dass sie ihre Tochterkostenlos in einem Zentrum für Mutter- und Säuglingsbetreuung (PMI) betreuen lassen kann. Danach wirdihre Tochter im PMI in <strong>der</strong> Nähe ihrer Unterkunft betreut. „Wenn mein Baby krank ist, bringe ich es hierher.“Hinsichtlich ihrer eigenen Gesundheit hat sie die PMI darüber informiert, dass die Aufnahme-, BetreuungsundBeratungseinrichtung (Caso) <strong>von</strong> Médecins du Monde sie kostenlos behandeln könne, solange siewartet, ob ihr Antrag auf AME bewilligt wird. Frau G., Ivorerin, seit zwei Jahren in Frankreich, lebt mit ihrerTochter im Alter <strong>von</strong> 3 Monaten zusammen.Verbände wie Médecins du Monde spielen in Bezug auf Information und Weiterleitung eine tragende Rolle, dankdenen die Personen in ihrem Umgang mit dem Gesundheitssystem eigenständiger werden.> Herr E. lebt seit acht Monaten <strong>ohne</strong> Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich. Obwohl er an Hautproblemenleidet, hat er bis heute noch keinen Arzt in Frankreich aufgesucht. „Ich wüsste nicht, wo ich hingehen o<strong>der</strong> anwen ich mich wenden sollte.“ Ein Landsmann hat ihm <strong>von</strong> Médecins du Monde erzählt, wo man Hilfe fürden Erhalt <strong>der</strong> AME bekommen kann. Diese Information scheint <strong>der</strong> Ausgangspunkt einer Verbesserung desZugangs <strong>zur</strong> <strong>medizinischen</strong> Versorgung <strong>von</strong> Herrn E. und seiner Familie zu sein. Tatsächlich hat er sich anden Verband gewendet, wo man ihm das Prinzip <strong>von</strong> Caso erläutert hat und wo man Maßnahmen für denErhalt <strong>der</strong> AME ergriffen hat. Er ist außerdem sehr dankbar für die Informationen hinsichtlich seines 2-jährigenS<strong>ohne</strong>s: Dieser wurde in Moldawien regelmäßig vom „Familienarzt“ betreut, wurde seit seiner Ankunft inFrankreich vor acht Monaten jedoch noch nicht untersucht, da seine Eltern nicht wussten, wohin sie sichwenden sollten. Die Belegschaft <strong>von</strong> Médecins du Monde hat ihn über die Möglichkeiten einer Betreuung imPMI informiert. Herr E., Moldauer, seit acht Monaten mit seiner Ehefrau und ihrem Sohn im Alter <strong>von</strong> 2 Jahrenin Frankreich.Diese Beispiele unterstreichen, wie entscheidend die Informationen und die Unterstützung für die Verbesserung <strong>der</strong>Lebensbedingungen und <strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und ihrer Familie sind. Im Umkehrschluss führen sie dazu, eine sehrgroße Anzahl <strong>von</strong> „verpassten Gelegenheiten“ zu beklagen, das heißt, Momente, in denen die Betroffenen zu PersonenKontakt hatten, die sie hätten informieren können, die daran jedoch nicht gedacht haben, sie ihnen nicht geben wollteno<strong>der</strong> nicht die Zeit gehabt haben, ihnen die angemessene Information mitzuteilen. Zu den „verpasste Gelegenheiten”zählt auch, wenn sie mit Einrichtungen o<strong>der</strong> Verbänden in Kontakt kommen, die nicht über Informationen verfügen, dienützlich wären… Zum Beispiel hat die Mehrzahl <strong>der</strong> befragten Personen ihre Kin<strong>der</strong> im Wohnsitzland eingeschult,jedoch scheint die Anzahl <strong>der</strong>er, die vom sozialpädagogischen Personal Ratschläge und Informationen über den Zugang<strong>von</strong> Einwan<strong>der</strong>ern <strong>ohne</strong> Aufenthaltsgenehmigung zu medizinischer Versorgung erhalten haben, sehr niedrig zu sein.Bericht des European Observatory – Médecins du Monde 133

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