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der zugang zur medizinischen versorgung von menschen ohne ...

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Obendrein können die sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Sprachprobleme im Nie<strong>der</strong>lassungsland o<strong>der</strong>die Isolation <strong>der</strong> Eltern, die Kin<strong>der</strong> in eine heikle Situation bringen, insbeson<strong>der</strong>e wenn sie dazu gebracht werden, eineVermittlerrolle zwischen ihren Eltern und <strong>der</strong> Gesellschaft zu übernehmen, in <strong>der</strong> sie leben. Es ist nicht selten, dassKin<strong>der</strong>, die <strong>zur</strong> Schule gehen und die Sprache des Aufnahmelandes deutlich besser beherrschen als ihre Eltern, eineÜbersetzer- o<strong>der</strong> Dolmetscherrolle einnehmen. Einige sind außerdem eine wahre Unterstützung für ihre Eltern – undübernehmen aus diesem Grund Pflichten <strong>von</strong> Erwachsenen…> Frau U. ließ ihre Tochter M. in Marokko <strong>zur</strong>ück, als sie nach Europa ging. Sie hat ihr versprochen, dass siewie<strong>der</strong> vereint werden würden. Nach vier Jahren, in denen sie es versucht hat, ist es ihr vor zwei Jahrengelungen, sie in die Nie<strong>der</strong>lande zu holen. Ihre Mutter sagt, dass ihre Tochter, die heute 14 Jahre alt ist, abdiesem Moment regelrecht ihr „rechter Arm“ geworden sei, da sie ihr helfe, die Schwierigkeiten zu meistern,die mit dem Leben als illegalisierte Einwan<strong>der</strong>in verbunden sind, zumal einer ihrer Söhne geistig<strong>zur</strong>ückgeblieben sei und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e am Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom leide. Frau U. istsehr um die Zukunft ihrer Tochter besorgt, <strong>der</strong> sie es ermöglichen wollte, nach <strong>der</strong> Schule studieren zu können– was <strong>ohne</strong> einen Aufenthaltstitel in den Nie<strong>der</strong>landen nicht möglich ist. Außerdem ist sie über das stilleLeiden ihrer Tochter und die Wunden ihrer Vergangenheit besorgt, für die sie sich schuldig fühlt. Frau U.,Marokkanerin, seit sechs Jahren in den Nie<strong>der</strong>landen, lebt mit ihren drei Kin<strong>der</strong>n im Alter <strong>von</strong> 3 bis 14 Jahrenzusammen.Mehrere Eltern äußern ein gewisses Unbehagen darüber, dass sie ihren Kin<strong>der</strong>n nicht das bieten können, was sie gernwürden, trotz <strong>der</strong> Bemühungen, die sie aufwenden, um ihr Möglichstes zu tun. Sie sorgen sich wegen <strong>der</strong> Gegenwart,aber auch um die Zukunft ihrer Kin<strong>der</strong>.> Herr R. lebt mit seinen vier Töchtern in Griechenland und bedauert, dass er „nicht die Mittel hat, um ihnenKleidung und die an<strong>der</strong>en Dinge zu kaufen, die sie für die Schule o<strong>der</strong> ihre Freizeit bräuchten…“ Er ist froh,dass sie gesund sind, betont jedoch, dass das einzige [gesundheitliche] Problem seiner Töchter darin bestehe,„dass sie wirklich dünn sind. Alle vier sind ziemlich mager, weil ich nicht genug Mittel für unsere Ernährunghabe […] In Griechenland ist unser Leben schwierig, aber wir sind in Sicherheit. Wir haben keine Angst umunser Leben, aber wir machen uns Sorgen, ob wir zu essen haben werden.“ Herr R., Jemenit, seit zwei Jahren inGriechenland, lebt mit seiner Ehefrau und seinen vier Kin<strong>der</strong>n im Alter <strong>von</strong> 1 bis 9 Jahren zusammen.Wenn ihre Lebensbedingungen beson<strong>der</strong>s schwierig sind, sind die Eltern zwischen <strong>der</strong> Unsicherheit einerseits, ja sogareinem Schuldgefühl gegenüber ihren Kin<strong>der</strong>n und an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Angst vor einer Rückkehr in ihr Herkunftsland hinundhergerissen. Trotz <strong>der</strong> Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, betonen etliche Personen allerdings dieWichtigkeit, im Nie<strong>der</strong>lassungsland zu bleiben. Die Gründe sind natürlich immer komplex und <strong>von</strong> Person zu Personunterschiedlich, jedoch können hierbei zwei hauptsächliche Arten <strong>von</strong> Argumenten ausgemacht werden, die sich aufProbleme im Herkunftsland o<strong>der</strong> auf positive Elemente im Aufnahmeland beziehen. Ein Teil <strong>der</strong> Gründe dafür, imAufnahmeland zu bleiben, betrifft beson<strong>der</strong>s die Zukunft ihrer Kin<strong>der</strong>. Es geht darum, ihnen eine bessere Zukunft zubieten, als jene, die sie im Herkunftsland haben könnten. Einige erwähnen gesundheitliche Probleme, die, wenn sie inEuropa nicht behandelt worden wären, das Leben ihrer Kin<strong>der</strong> bedroht hätten. Viele verweisen auf bessereLebensbedingungen, auf einen besseren Zugang <strong>zur</strong> Bildung und auf Freiheiten, die sie im Aufnahmeland haben, o<strong>der</strong>auch auf die Möglichkeit, einem Krieg o<strong>der</strong> Gewalt zu entkommen, die in ihrem Herkunftsland existieren:> Frau S.-C. stammt aus <strong>der</strong> Mongolei und lebt seit sechs Jahren in <strong>der</strong> Schweiz, wo sie zunächst zum Studierenhingekommen war. Sie betont die Freiheit, die die Frauen in <strong>der</strong> Schweiz haben, ganz im Gegensatz zu ihrerSituation in <strong>der</strong> Kultur, aus <strong>der</strong> sie stammt. Sie möchte, dass ihre Töchter in einem Land leben können, wo <strong>der</strong>Status einer Frau nicht herabgewürdigt wird: „Ich möchte, dass sie hier bleiben, das ist Freiheit […] Auchwenn ich die Schweiz verlassen muss, möchte ich, dass meine Kin<strong>der</strong> hierbleiben.“ Frau S.-C., Mongolin, seitsechs Jahren in <strong>der</strong> Schweiz, lebt mit ihrem Ehemann, ihren Töchtern im Alter <strong>von</strong> 2 und 10 Jahren undan<strong>der</strong>en Verwandten zusammen.Bericht des European Observatory – Médecins du Monde 123

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