Kreuzt man diese Quote mit <strong>der</strong> bisherigen Dauer des Aufenthaltes im Aufnahmeland, lässt sich die Höchstquote <strong>der</strong>regelmäßigen Tätigkeit bei den Personen feststellen, die sich seit einem bis fünf Jahren in dem Land aufhalten (36 %) 47 .44- Ausübung einer Tätigkeit, um den Lebensunterhalt zu verdienen - nach <strong>der</strong> bisherigen Dauer desAufenthaltes im Land, in dem die Umfrage durchgeführt wurde dargestellt (in %)Weniger als ein Jahr 1 bis 2 Jahre 3 bis 5 Jahre 6 Jahre o<strong>der</strong> längerRegelmäßigUnregelmäßig• Schwierige ArbeitsbedingungenDie Bereiche, in denen die Migranten arbeiten, sind vielfältig. Die meisten Personen unserer Stichprobe sind in <strong>der</strong>Reinigungsindustrie o<strong>der</strong> als Dienstleister für Privatpersonen beschäftigt (jeweils 23 % und 20 %). Die hohe Anzahl<strong>der</strong> Dienstleister für Privatpersonen kann mit <strong>der</strong> relativ hohen Anzahl <strong>der</strong> Migranten in Zusammenhang gebrachtwerden, die sich für Privatperson um Kin<strong>der</strong>, ältere o<strong>der</strong> kranke Personen kümmern sowie auf Migranten, die alsBedienstete beschäftigt sind.Zahlreiche <strong>der</strong> Befragten arbeiten außerdem in <strong>der</strong> Bauindustrie (15 %), im Hotelwesen und in <strong>der</strong> Gastronomie(9 %) o<strong>der</strong> prostituieren sich sogar (11 %), was natürlich mit <strong>der</strong> Art zusammenhängt, wie sich die Stichprobezusammensetzt, da mehrere Stellen, an denen die Umfrage durchgeführt wurde, spezielle mobile Diensten sind, die sichan Personen richtet, die sich prostituieren. Auch wenn es nicht selten scheint, dass die Personen gleichzeitig mehrerenBeschäftigungen in verschiedenen Sektoren nachgehen, wurde die Frage nach mehreren Tätigkeiten in <strong>der</strong> Umfragenicht hinreichend berücksichtigt 48 . Genauso kann die Instabilität <strong>der</strong> Beschäftigungslage dazu führen, dass dasBeschäftigungsfeld relativ häufig gewechselt werden muss (jedoch betreffen die hier dargestellten Angaben nur dieHaupttätigkeit zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Umfrage).47. Kreuzt man die Beschäftigungsquote mit <strong>der</strong> bisherigen Dauer des illegalen Aufenthaltes, sind die Zahlen und die in <strong>der</strong> entsprechenden Abbildung gezeigte Verteilungpraktisch identisch.48. Es wurde lediglich die Hauptbeschäftigung eingetragen, was bei Personen, die mehrere Arten <strong>von</strong> Tätigkeiten ausüben, häufig schwierig war.70Bericht des European Observatory – Médecins du Monde
45- Beschäftigung <strong>der</strong> Befragten, die eine Tätigkeit ausüben (regelmäßig o<strong>der</strong> unregelmäßig) (in %)%Reinigungsindustrie 22,5Dienstleistungen für Privatpersonen 20,4Bauindustrie, Bau 15,3Prostitution 11,0Hotelgewerbe, Gastronomie 9,4Geschäft 4,0Gebrauchsgüterindustrie 3,8Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischindustrie 2,7Schwarzhandel 1,8Transportwesen 1,6Landwirtschafts- o<strong>der</strong> Nahrungsmittelindustrie 0,9An<strong>der</strong>e Wirtschaftszweige 0,9Sonstiges 5,8Gesamt 100> „Da wir hier illegal leben, arbeitet mein Mann <strong>von</strong> 7 Uhr morgens bis 3 Uhr morgens für 25 Euro am Tag.“Frau, Argentinierin, 23 Jahre, lebt seit zehn Monaten in Spanien.> „Ich würde gern aufhören als Prostituierte zu arbeiten, aber ich finde keine Arbeit, es ist unglaublich. In den in<strong>der</strong> Zeitung veröffentlichten Anzeigen gibt es nichts. Da ich keine Papiere besitze, ist es noch schwieriger. Ichsuche sowohl Arbeit in Festanstellung als auch Gelegenheitsarbeit, das ist egal. Du schlägst die Zeitung aufund in den Stellenanzeigen gibt es nichts. Dafür suchen viele Clubs in Kontaktanzeigen Mädchen. Es istschwierig. Ich bin schon seit drei Wochen auf <strong>der</strong> Suche und ich habe nichts gefunden. Ich habe einStellenangebot gefunden, bei <strong>der</strong> man sich um eine Frau mit Alzheimer kümmern soll, <strong>von</strong> Mittag bis 19 Uhr.Der Junge sagte mir, dass es nicht viel Arbeit wäre: Seine Mutter aufwecken, sie auf ein Sofa vor den Fernsehersetzen, ihr zu essen geben und sie ins Bett legen. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht sehr schwierig ist, dass esmir jedoch die Möglichkeit nimmt, eine zusätzliche Arbeit zu finden, da 500 Euro nicht ausreichen, um da<strong>von</strong>zu leben. Ich schicke das ganze Geld, das ich verdiene, nach Brasilien. Ich behalte hier nur das Nötigste, umda<strong>von</strong> die Miete und das Essen zu zahlen. Ich schicke den ganzen Rest nach Brasilien und ich erlaube mirkeine Kapricen. Die Krise betrifft auch die Prostitution, es gibt keine Arbeit.“ Brasilianerin, 44 Jahre, lebt inSpanien.Von den Personen, die arbeiten (regelmäßig o<strong>der</strong> unregelmäßig), üben 37 % ihre Tätigkeit(en) mehr als zehnStunden am Tag aus (16 % fast jeden Tag, 10 % mehrmals in <strong>der</strong> Woche, 12 % mehrmals im Monat). Es sind keinebedeutenden Unterscheide hinsichtlich des Geschlechts o<strong>der</strong> des Alters festzustellen.Die Nachtarbeit erweist sich ebenso als relativ häufig (und dies, obwohl die hier angewandte Definition, nämlich eineTätigkeit zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens, restriktiver ist als die Definitionen, die normalerweise in Umfragenangewendet werden). Somit arbeiten 22 % <strong>der</strong> Befragten, die einer bezahlten Beschäftigung nachgehen, fast täglicho<strong>der</strong> mehrere Male in <strong>der</strong> Woche in <strong>der</strong> Nachtschicht. Frauen sind da<strong>von</strong> viel häufiger betroffen als Männer (26 %gegenüber 14,7 %), im Beson<strong>der</strong>en in Bezug auf die tägliche Nachtschicht (19 % gegenüber 6 %).Diese Nachtarbeit lässt sich auf verschiedene Situationen <strong>zur</strong>ückführen: Die Befragten, die sich prostituieren, sindbeson<strong>der</strong>s betroffen, so sind es jedoch auch zahlreiche Personen, die Dienstleistungen für Privatpersonen erbringen,zum Beispiel die Obhut über kranke o<strong>der</strong> alte Menschen, sowie Personen, die in <strong>der</strong> Reinigungsindustrie und imHotelwesen und in <strong>der</strong> Gastronomie 49 arbeiten.49 . Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Umfrage hatten Frankreich, Spanien und Griechenland die Richtlinie 2004/38/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 überdas Recht <strong>der</strong> Unionsbürger und ihrer Familienangehörigen, sich im Hoheitsgebiet <strong>der</strong> Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten bereits umgesetzt. 49Bericht des European Observatory – Médecins du Monde 71