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der zugang zur medizinischen versorgung von menschen ohne ...

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In Schweden (13 % <strong>der</strong> befragten Personen), im Vereinigten Königreich und in Griechenland (11 %) ist die Anzahl <strong>der</strong>Befragten, die im Gesundheitssystem Rassismus begegnet sind, am höchsten; in Frankreich (2 %) und in Belgien (4 %) istdie Anzahl am niedrigsten, die Anzahl <strong>der</strong> in den Nie<strong>der</strong>landen 107 und in Spanien befragten Personen befindet sich ineiner Zwischenposition 108 . Diese Zahlen könnten mit <strong>der</strong> entsprechenden Gesetzgebung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> hinsichtlich <strong>der</strong>Ansprüche <strong>von</strong> Auslän<strong>der</strong>n <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel zum Zugang zu medizinischer Versorgung in Zusammenhanggebracht werden. Es ist tatsächlich festzustellen, dass in den Län<strong>der</strong>n, in denen diese Gesetzgebung am restriktivsten ist,die Anzahl <strong>der</strong> Befragten, die sich bei einer ärztlichen Beratung mit Rassismus konfrontiert sehen, am höchsten ist.Selbstverständlich müssen diese Ergebnisse und diese Unterschiede mit Vorsicht gedeutet werden, unter <strong>der</strong>Berücksichtigung <strong>der</strong> Art, wie unsere Stichprobe gebildet wurde (in den speziellen ärztlichen Beratungsstellen undProgrammen). Darüber hinaus ermöglicht die Umfrage es nicht zu sehen, in welchen Arten <strong>von</strong> Einrichtungen o<strong>der</strong> mitwelcher Art <strong>von</strong> Gesundheitspersonal die Personen bei diesen rassistischen Reaktionen konfrontiert waren. Dennoch istfestzustellen, dass ein enger Zusammenhang zwischen den Erkenntnissen hinsichtlich <strong>der</strong> Fragen, ob jemand imLaufe des vergangenen Jahres in einer <strong>medizinischen</strong> Einrichtung Opfer <strong>von</strong> Rassismus geworden sei bzw. ihm bei<strong>der</strong> letzten Krankheitsepisode medizinische Leistungen verweigert worden sind (43,4 % gegenüber 7,7 % <strong>der</strong>Verweigerung <strong>von</strong> <strong>medizinischen</strong> Leistungen bei denen, die nicht angeben, Opfer <strong>von</strong> Rassismus geworden zu sein, OR= 5,67, IC95 % = [3,30-9,72]).• Die Einschränkung <strong>der</strong> Bewegungsfreiheit und <strong>von</strong> Aktivitäten aufgrund <strong>der</strong> Angstvor VerhaftungMehr als die Hälfte <strong>der</strong> befragten Personen (60 %) gibt an, dass es vorkommt, dass sie ihre Bewegungsfreiheit o<strong>der</strong>ihre Aktivitäten aus Angst davor, verhaftet zu werden, einschränken 109 . Dies ist bei 26 % „sehr häufig“, bei 17 %„häufig“ und bei 17 % <strong>von</strong> ihnen „manchmal“ <strong>der</strong> Fall. Bei diesem Punkt sind hinsichtlich des Geschlechts und des Alterskeine signifikanten Unterschiede festzustellen (auch wenn die Einschränkung <strong>der</strong> Aktivität mit zunehmendem Alterseltener zu sein scheint). Diese Einschränkung kann sehr unterschiedliche Bereiche betreffen. In verschiedenenErfahrungsberichten wird auch die Angst genannt, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen, zu einem Arztzu gehen, die Kin<strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Schule abzuholen…> Sie wartet, versteckt im Schatten einer Straßenecke, und man muss sie überzeugen, dass keine Gefahr besteht,damit sie den Mut aufbringt, in unsere Einrichtung zu kommen… Sie hat eine Zystitis, benötigt eine Brilleund leidet an erhöhtem Augendruck. Sie hat einen hohen Blutzuckerwert, Bluthochdruck und benötigt einegynäkologische Untersuchung. Als wir sie fragen, wie sie es bisher mit ihrem Gesundheitsproblemeausgehalten hat, antwortet sie: „Ich habe mir ganz allein geholfen.“ Sie lebt versteckt, indem sie ständig denWohnsitz wechselt. Sie traut sich nicht, ins Stadtzentrum zu gehen aus Angst vor <strong>der</strong> Polizei. M., Peruanerin, 44Jahre, lebt seit dreizehn Jahren in Deutschland.> Als R. das erste Mal zu Ärzte <strong>der</strong> Welt Deutschland kam, ist uns ihre Unsicherheit aufgefallen. Es brauchte Zeit,bis sie weniger verängstigt war. Vor einem Jahr ging sie in ein katholisches Krankenhaus, wo man ihrMedikamente gegen Diabetes und den Bluthochdruck gab. Sie hat sie zwei Monate genommen, jedochhatte sie nicht das notwendige Geld, um neue Medikamente zu kaufen und traute sich nicht, insKrankenhaus <strong>zur</strong>ückzugehen. Sie befindet sich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand und mussunverzüglich behandelt werden. R., Kroatin, lebt seit vierzehn Jahren in Deutschland.> „Heute habe ich solche Schmerzen. Wenn ich krank bin, kann ich nicht arbeiten. Ich habe Angst, ich gehenicht oft raus, höchstens zwei Straßen weiter, da wo ich w<strong>ohne</strong>. Meine Familie fehlt mir, aber ich will leben.Ich bin jemand, <strong>der</strong> das Leben liebt, ich will leben.“ In<strong>der</strong>, 31 Jahre, seit einem Jahr in Belgien.107. In den Nie<strong>der</strong>landen akzeptiert lediglich eine kleine Anzahl <strong>von</strong> im Gesundheitswesen tätigen Personen, Personen <strong>ohne</strong> Aufenthaltstitel zu behandeln, da ihreKostenübernahme <strong>von</strong> Fall zu Fall, <strong>von</strong> Versorgung zu Versorgung, auf die Initiative und auf die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> im Gesundheitswesen tätigen Person erfolgt (Oort M. van, et al.,„Gezondheidsklachten van illegalen : een landelijk on<strong>der</strong>zoek on<strong>der</strong> huisartsen en Spoedeisende Hulpafdelingen“, Utrecht, NIVEL, 2001).108. In Italien ist die Frage in Bezug auf Rassismus beim Aufsuchen <strong>von</strong> <strong>medizinischen</strong> Einrichtungen nicht verwertbar.109. Diese Zahlen betreffen die gesamte Stichprobe mit Ausnahme <strong>der</strong> in Italien befragten Personen, wo die Frage nicht gestellt worden ist.Bericht des European Observatory – Médecins du Monde 113

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