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Informationsdienst: Arbeitslehre – Wirtschaft – Arbeitswelt (AWA)

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Die IGS Mainspitze ist einen anderen Weg gegangen:<br />

Wenn eine Gruppe eine Idee hat, was im Freizeitbereich interessant sein kÖnnte, dann<br />

wird gemeinsam Ñberlegt, wie realistisch diese Idee ist und wie man sie umsetzen<br />

kÖnnte. Ideen werden daraufhin abgeklopft, ob sie fÑr eine Mehrheit oder zumindest<br />

eine grÖÇere Minderheit nutzbar sein kÖnnen, ob sie in einer Schule angeboten werden<br />

kÖnnen, wie der Instandhaltungsbedarf und nicht zuletzt wie hoch der finanzielle Aufwand<br />

sein wird.<br />

Das Ganztagsangebot an der IGS Mainspitze lebt davon, dass es von den Beteiligten<br />

gemacht und nicht konsumiert wird. Es ist Teil des Erziehungskonzepts der Schule.<br />

Die Erfahrungen bestÉtigen die Richtigkeit des Ansatzes, auch wenn noch lÉngst nicht<br />

alle SchÑlerinnen und SchÑler erreicht werden. In den Dienstleistungsbetrieben wird<br />

nicht mehr der Ernstfall simuliert, sondern er findet statt. Das bedeutet, dass die SchÑlerinnen<br />

und SchÑler die Verantwortung fÑr das Gelingen oder Scheitern ihres Projektes<br />

Ñbernehmen.<br />

Diese Verantwortung muss den SchÑlern zugetraut werden, denn die Betriebe arbeiten<br />

ohne weitere institutionelle Absicherung, das heiÇt, wenn die nach Dienstplan eingeteilten<br />

SchÑlerinnen oder SchÑler nicht erscheinen wÑrden, kÖnnte das entsprechende Angebot<br />

an diesem Tag nicht genutzt werden. So wÑrde es dann in der Cafeteria kein Essen<br />

geben oder die TheaterauffÑhrung mÑsste ausfallen.<br />

An diesen wenigen Beispielen wird deutlich, dass SchÑlerinnen und SchÑler nicht mitarbeiten<br />

„dÑrfen“, sondern dass die Schule auf die Dienstleistungsbetriebe angewiesen ist,<br />

wenn diese Bereiche funktionieren sollen.<br />

Wenn die jeweilige „Belegschaft“ ernst genommen wird, bedeutet das oft auch Umgestaltung<br />

und nicht nur Instandhaltung. Das heiÇt, dass ein Projekt eigentlich nie wirklich<br />

fertig ist. Wenn es aus der Entstehungsphase in die Nutzungsphase Ñbernommen wird,<br />

beginnt meist auch schon eine gewisse Umgestaltung. Dadurch machen sich die jeweiligen<br />

Gruppen zu selbststÉndigen Betreibern und bleiben nicht im Status der „Erben“.<br />

VerÅnderung der LehrerInnenrolle in den Dienstleistungsbetrieben<br />

Neben der didaktischen Zielsetzung der HinfÑhrung der SchÑlerInnen in die <strong>Arbeitswelt</strong><br />

ergeben sich pÉdagogische Zielsetzungen und Probleme. Bei der Arbeit in den verschiedenen<br />

Arbeitsgemeinschaften ergibt sich zwangslÉufig eine VerÉnderung der Rollen,<br />

sowohl bei Lehrerinnen und Lehrern als auch bei SchÑlerinnen und SchÑlern.<br />

Sie arbeiten gleichberechtigt nebeneinander, mitunter sogar hat ein SchÑler oder eine<br />

SchÑlerin eine Funktion inne, in der sie oder er von Lehrerinnen oder Lehrern um Erlaubnis<br />

gefragt werden muss. Oft entwickeln Jugendliche in bestimmten Bereichen eine<br />

hÖhere Kompetenz als mitarbeitende LehrkrÉfte (zum Beispiel kÖnnen Kinder und Jugendliche<br />

beim Bedienen oft besser behalten, wer was bestellt hatte oder wer wo gesessen<br />

hatte usw.). Genauso haben sie oft schnell bessere Fertigkeiten im Umgang mit<br />

bestimmten Techniken oder Materialien entwickelt und sind in der Lage, LehrkrÉfte zu<br />

unterweisen.<br />

Da dies keine kÑnstlich hergestellten Situationen sind, sondern sehr realistische, vermitteln<br />

sie den betreffenden Jugendlichen ein ganz natÑrliches SelbstwertgefÑhl, aber sie<br />

verlangen dem Lehrer oder der Lehrerin auch ein fÑr sie oder ihn ungewohntes EingestÉndnis<br />

der eigenen „Unterlegenheit“ ab.<br />

Da Schule immer noch sehr stark in einem hierarchischen GefÉlle lebt, ist dies genau die<br />

Bruchstelle zu dem traditionellen Umgang zwischen SchÑlerinnen und SchÑlern und<br />

Lehrerinnen und Lehrern. Es ist nur dann leicht fÑr LehrkrÉfte, ihre Unterlegenheit in<br />

bestimmten Bereichen hinzunehmen, wenn zugleich sowohl ihnen selbst als auch den

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