SCHULPROGRAMM - Berufliche Schulen Gelnhausen
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<strong>SCHULPROGRAMM</strong> BERUFLICHE SCHULEN GELNHAUSEN 2. FASSUNG 2005<br />
2.5.3 Politik und Wirtschaft im <strong>Berufliche</strong>n Gymnasium<br />
Ist-Zustand<br />
Dieser Ist-Zustands-Bericht ist das Ergebnis des Erfahrungsaustausches der seit langem eingesetzten<br />
Kollegen im Fach Politik und Wirtschaft im <strong>Berufliche</strong>n Gymnasium.<br />
Es wird von unserer Seite festgestellt:<br />
Aus der Sicht der SchülerInnen erfährt der Unterricht im Fach PoWi einen ungenügenden Stellenwert.<br />
Dies kommt zum Ausdruck, wenn immer mehr Schülerinnen von der Möglichkeit, dieses Fach nach der<br />
Jahrgangsstufe 12 abwählen zu können, Gebrauch machen. Ebenso unterstreicht die Einbringungspflicht<br />
nur eines Kurses aus den Stufen 12/13 die u. E. zu geringe Bedeutung des Unterrichtsfaches<br />
PoWi im Gesamtfächerkanon der <strong>Berufliche</strong>n <strong>Schulen</strong>.<br />
Nicht nur in der PISA–Studie, sondern auch von einer Vielzahl gesellschaftlicher Gruppen, wird nicht<br />
erst seit heute ein eklatanter Mangel an politischer Bildung bei SchülerInnen festgestellt. Insbesondere<br />
die Vertreter der Arbeitgeberseite mahnen jetzt - nachdem sie in den 80iger Jahren einen Überfluss<br />
an politischer Bildung in den <strong>Schulen</strong> kritisierten - eine stärkere politische und ökonomische<br />
Grundbildung bei ihren künftigen MitarbeiterInnen an.<br />
Darüber hinaus erfordern strukturelle Veränderungen in allen Teilbereichen der Gesellschaft eine<br />
wesentlich stärkere Akzentuierung politischer und ökonomischer Bildung in unserem Bildungssystem.<br />
Seit Jahren müssen wir bei neu aufgenommen SchülerInnen einen erheblichen Mangel an politischer<br />
Bildung und Diskursfähigkeit feststellen. Der Unterricht im Fach PoWi hat daher neben dem<br />
geforderten Bildungsauftrag wesentlich die Aufgabe der Kompensation dieser eklatanten Mängel.<br />
Der Abstand der SchülerInnen zu politisch handelnden Institutionen sowie zu gesellschaftspolitischen<br />
Aktivitäten wird zunehmend größer, weil SchülerInnen durchaus ein sehr gutes Gefühl dafür entwickeln,<br />
dass die die Institutionen repräsentierenden Personen ihre persönlichen Interessen denen der<br />
Gesamtgesellschaft immer häufiger voranstellen. Politischer Unterricht hat daher die Aufgabe, den<br />
SchülerInnen vertrauensbildende Maßnahmen in ihre Fähigkeit und die Effektivität aktiver politischer<br />
Partizipation zu vermitteln, um nicht zum „Laberfach“ – wie es von SchülerInnen häufig bezeichnet/<br />
empfunden wird – zu verkommen.<br />
Bei unserer täglichen Arbeit fallen evidente Defizite in der Beherrschung methodischer Kompetenzen –<br />
fehlende Sprachstruktur, defizitärer Medieneinsatz – sowie enorme Mängel im geografischen und<br />
politischen Basiswissen auf. Soweit die politische Grundbildung im Rahmen eines integrativen<br />
Unterrichtsansatzes von den abgebenden <strong>Schulen</strong> vermittelt wurde, geschah dies immer öfter zu<br />
Lasten politischer Inhalte, womit das Fach häufig in der unterrichtlichen Praxis zu seinem eigenen<br />
Nachteil „umfunktioniert“ wurde. Dieser Sachverhalt entspricht Erfahrungen, die uns durch Schüler<br />
und Schülerinnen über ihren erlebten politischen Unterricht wiederholt mitgeteilt wurden.<br />
In diesem Zusammenhang müssen wir konstatieren, dass zwischen beiden sehr bedenkliche<br />
gruppendynamische Disparitäten entstanden sind: In Bezug auf die Verwendung kommunikativer und<br />
methodischer Techniken beim Umsetzen und Vermitteln politischer Inhalte sind die Frauen den<br />
Männern – nicht zuletzt auf Grund unterschiedlicher inhaltlicher Kenntnisse – so stark überlegen, dass<br />
die Diskussion über geschlechtspezifische Benachteiligung im politischen Unterricht nicht nur neu<br />
aufgenommen, sondern auch zu methodischen und gruppendynamischen Konsequenzen für die<br />
Gestaltung von Politikunterricht führen muss. Wir kritisieren den Umstand, dass in nahezu allen<br />
Schulformen unserer <strong>Berufliche</strong>n <strong>Schulen</strong> selbst die für das Fach Politik und Wirtschaft obligatorische<br />
Mindeststundenzahl nicht erteilt wird, resp. nicht erteilt werden kann. Besonders auffällig ist die<br />
Nichtvergleichbarkeit der Leistungen von SchülerInnen des <strong>Berufliche</strong>n Gymnasiums mit nur zwei<br />
Wochenstunden PoWi – Grundkurs gegenüber SchülerInnen allgemein bildender Gymnasien, an denen<br />
dreistündige Grundkurse angeboten werden.<br />
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