A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Die Verteilung der Anbauflächen mit ihren unterschiedlichen Bodenqualitäten basiert häufig noch auf den Besitzverhältnissen<br />
der Kolonialzeit. Die besten Böden wurden von Großgrundbesitzern beansprucht und bereits<br />
seit langem inwertgesetzt. Erst später, im Zuge der Bevölkerungsentwicklung und politisch-ökonomischer<br />
Strukturveränderungen, entwikkelte sich verstärkt eine marginale Landwirtschaft, mit welcher nun auch die<br />
hügeligen und bergigeren Gebiete des anschließenden Hinterlandes erschlossen wurden. Großmaßstäbige, dichte<br />
und arbeitsteilige Siedlungen bestanden in diesem Gebiet auch in prähispanischen Zeiten nicht, da die<br />
Küstenebene hierfür nicht genügend Fläche bot.<br />
Nordwärts bestimmen festere Dorfstrukturen das Bild. Diese setzen sich aus einer Vielzahl kleiner Subsistenzwirtschaften,<br />
charakteristisch mit Wohnhaus, Stall und Garten ausgestattet, zusammen und existieren in<br />
enger Nachbarschaft zur großflächigen, modernen Landwirtschaft.<br />
122<br />
Kleinbäuerliche Siedlung 12<br />
Der ländliche Raum Mexikos erfährt eine besondere Prägung durch das Nebeneinander v öllig diametraler<br />
landwirtschaftlicher Nutzungsformen. Ein Mosaik unterschiedlicher Anbauformen und Bewirtschaftungsarten,<br />
an dem ejido-Flächen, Klein- und Großbauern in unterschiedlichem Maße beteiligt sind und demzufolge eine ungleiche<br />
Inwertsetzung der Flächen ubiquitär ist.<br />
Im wesentlichen treten drei Formen landwirtschaftlichen Bodeneigentums in Mexiko auf:<br />
Der private Kleinbesitz, dessen Betriebsgröße mit einer Fläche von bis zu 5 ha definiert ist und meist<br />
explizit als Subsistenzwirtschaft betrieben wird.<br />
Der private Mittel- und Großbesitz mit einer Fläche über 5 ha.<br />
Der ejido-Besitz, dessen Flächengröße sehr variieren kann, aber in der Regel eine Größe von 5 ha nicht<br />
überschreitet.<br />
Hinsichtlich der Produktionswerte und der Wirtschaftskraft hat man es hier mit einem prägnanten Ungleichgewicht<br />
zwischen wenigen, wesentlich produktiveren Mittel- und Großbauern mit meist einseitiger Exportorientierung<br />
und zahlreichen produktionsschwächeren ejido-Bauern sowie Kleinstproduzenten zu tun.<br />
Die bäuerliche Produktion nimmt einen wichtigen Stellenwert im gesamtgesellschaftlichen Gefüge Mexikos ein<br />
und begründet ihre Koexistenz zu den Großunternehmen. Die allgegenwärtigen kleinen bäuerlichen Subsistenzwirtschaften<br />
sind unabdingbar f ür das Überleben der ländlichen Bevölkerung. Seltener wird ein Mehrprodukt<br />
erwirtschaftet, welches zum Erwerb zusätzlicher Konsummittel verwendet werden kann und nicht ausschließlich<br />
zur Sicherung der Produktionsmittel verwendet wird. Zur existenziellen Absicherung der Familie<br />
besteht mit zunehmender Tendenz eine Kombination von Subsistenzwirtschaft und meist saisonaler Nebenverdienste,<br />
wie Erntehelfer auf den Feldern von Großgrundbesitzern u.s.w. So könnte es sich bei den beobachteten<br />
12 Quelle: Gabriele Höbart und Corina Höppner, 22. September 1998