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A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

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Strukturen und Entwicklungen in der Textilindustrie Mitlas<br />

Der bei uns während des Aufenthaltes in Mitla entstandene Eindruck über die Formen des Wirtschaftens in der<br />

Textilindustrie soll hier mit den Ergebnissen der Feldforschungen von DÜRR ergänzt werden.<br />

Neben einer in der Weberei notwendigen Unterteilung zwischen Produzenten und Vertreibern muß mindestens<br />

noch zwischen angestellten und selbständigen Webern unterschieden werden.<br />

Angestellte Weber sind grundsätzlich anfälliger f ür konjunkturelle Schwankungen als selbständige Weber. In<br />

Mitla ist die Weberei f ür Angestellte in erster Linie Nebenerwerbsquelle, die während der touristischen Nebensaison<br />

meist gänzlich wegfällt. Als angestellte Weber werden zunehmend Zuwanderer besch äftigt während die<br />

Mitleños in den Vertrieb der Waren umsteigen. Dabei handelt es sich zur Zeit nur um einen ersten Trend; noch<br />

bilden die Mitleños die Mehrheit unter den angestellten Webern.<br />

Bei den selbständigen Webern macht eine Unterscheidung zwischen ausschlie ßlich familiärer und außerfamiliärer<br />

Ebene Sinn. Erstere umfaßt die Weberfamilien, die die Produktion und den Vertrieb selbst durchführen. In der<br />

Regel ist f ür den Vertrieb der Waren auf überregionaler Ebene ein Familienmitglied außerhalb Mitlas wohnhaft<br />

und bestellt die Waren, die ihm auf dem Postweg zugesandt werden. In diese Gruppe sind auch Familien gefaßt,<br />

die nur temporär während der t ouristischen Spitzenzeiten in der Weberei t ätig sind.<br />

Angehörige der letzteren Gruppe sind prinzipiell nur die Besitzer der Webstühle, die lediglich im Ausnahmefall<br />

selbst an ihnen arbeiten, obwohl sie zumeist die Kenntnisse über die Webtechniken besitzen. Eindeutig liegt jedoch<br />

der Schwerpunkt ihrer Arbeit in der Koordination und Überprüfung der Herstellung der Webprodukte sowie in<br />

deren Vertrieb. Sie sorgen f ür die zu verarbeitende Ware und die Instandhaltung der Maschinen. Hierbei ist<br />

gegenwärtig eine Verlagerung der Produktionsstätten in die umliegenden Dörfer zu beobachten. Meist verfügen<br />

sie über einen festen Kundenstamm und einen größeren Absatzmarkt, der sie unempfindlicher gegen über<br />

Konjunkturschwankungen macht. Ihre Geschäfte an der Hauptstraße Mitlas sind diejenigen mit der modernster<br />

Ausstattung, in denen zusätzlich auch Ware aus Guatemala angeboten wird.<br />

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3. Haltepunkt: Hierve el Agua<br />

Der Weg nach Hierve el Agua f ührt von Mitla aus 8 km durch wild zerklüftetes Bergland und verschiedene<br />

kleine Dörfer hoch ins Gebirge.<br />

Das Naturschauspiel Hierve el Agua ist bereits touristisch erschlossen. Es werden Eintrittsgelder verlangt, es<br />

existieren kleine Restaurants, einfache Unterkünfte und Souvernirläden. Durch das Gebiet führt ein Wanderweg<br />

zu verschiedenen Aussichtspunkten auf die Kalkablagerungsstätten.<br />

Die Genese Hierve el Aguas<br />

Durch den anstehenden Kalkstein fließt in kleinen Kanälen Wasser, das f ür die hier vornehmlich auftretene<br />

Verwitterungsform der Kohlensäureverwitterung, bzw. Karbonatisierung, neben Kalk und Kohlendioxid vorhanden<br />

sein muß. Dabei entsteht durch die Lösung von Kohlendioxid im Wasser kohlensäurehaltiges Wasser. Die<br />

Kohlensäure löst den Kalk aus dem Kalkstein. Die determinierenden Variablen f ür den Sättigungsgrad des<br />

Wasser mit Kohlensäure sind Druck und Temperatur. Die chemische Formel des Prozesses lautet: CaCO3 +<br />

H2O + CO 2 → Ca(HCO3) 2).<br />

Die Bedingungen für den Transport von viel kohlensäurehaltigem Wasser sind im Gestein besonders günstig: es<br />

herrschen hoher Druck und ger inge Temperaturen. An den Quellhorizonten entweicht ein Großteil des CO 2<br />

aufgrund des plötzlichen Druckabfalls, der Temperaturzunahme und einer Verwirbelung, die mehr Sauerstoff in<br />

das Wasser einträgt. Infolgedessen f ällt gelöster Kalk als sekundärer Kalk aus, es entsteht Quellkalk, bzw.<br />

Travertin. Frischer Travertin ist weiß; durch Oxidation nimmt er eine leicht gelbliche Farbe an. Algen und<br />

Moose können den Stein auch rötlich bis braun f ärben.<br />

An einer artesischen Quelle ist der Vorgang der rapiden Abnahme des HCO 3-Gehalts im Wasser gut zu erkennen:<br />

die Kohlensäure sprudelt hier wie beim Öffnen einer Mineralwasserflasche. Die Stelle austretenden Wassers<br />

muß nicht auf das allgemein in der Gegend anzutreffende Wasserniveau schließen lassen. In den Klüften<br />

des Kalksteins fließt Wasser häufig in einem System kommunizierender Röhren. Wenn dabei keine Möglichkeit<br />

für einen Quellaustritt gegeben ist, kann das Wasser unter enormen Druck geraten und dann an geeigneter<br />

Stelle auch oberhalb des eigenlichen Wasserniveaus austreten. Höher im Berg befindliches Wasser drückt das<br />

Wasser an diese Öffnung; es bildet sich eine sogenannte artesische Quelle. Von dieser Quelle ausgehend ist ein

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