A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
mit Geschichte und Technik des Bergbaus. Es widerlegte in diesem Zusammenhang auch einige bis dahin<br />
gängige Theorien zur Entstehung der Metalle, die noch auf Aristoteles zurückgingen. Im zehnten Buch wird u.a.<br />
die Trennung des Silbers von Blei beschrieben.<br />
Einen genauen Zeitpunkt f ür den Beginn der Metallgewinnung in der Menschheitsgeschichte zu bestimmen, ist<br />
nicht möglich, und auch die Frage, welches Metall als erstes genutzt wurde, läßt nur Spekulationen zu. Man<br />
geht jedoch davon aus, daß es ein gediegen vorkommendes Metall wie Gold oder Kupfer war 11 . Silber fand<br />
demnach erst später Verwendung.<br />
Archäologische Funde bestätigen die Nutzung von Gold und auch Silber in vielen Hochkulturen. In einem<br />
Königsgrab der Sumerer fand man 1927 zahlreiche, kunstvoll gefertigte Gegenstände, wie Schmuck, Waffen<br />
und andere Geräte, aus Gold und Silber. Der Fund wurde auf etwa 2700 v.Chr. datiert.<br />
Die Ägypter entwickelten später eine Art der Metallgewinnung, die man durchaus schon als industriellen<br />
Bergbau bezeichnen kann. In Gruben und unterirdischen Schächten arbeiteten Tausende von Sklaven. Gold- und<br />
Silberringe und auch Edelmetallbarren wurden bereits als Handelswaren eingesetzt.<br />
Um 550 v.Chr. ließ König KRÖSUS VON LYDIEN Münzen aus Gold und Silber prägen. Gold und Silber, die eigentlich<br />
schon von jeher als Wertmesser gedient hatten, wurden von nun an in vielen Kulturen direkt als Münzwährung<br />
eingesetzt.<br />
Da Silber ungefähr 20 mal häufiger vorkommt als Gold, wurde es im Lauf der Geschichte auch immer wie ein<br />
„ Juniorpartner“ des Goldes gehandelt 12 .<br />
Eine Ausnahme bildete Athen, das sein Reich fast ausschließlich auf der Silbergewinnung gegründet hatte,<br />
welches im Laureion-Gebirge am Ägäischen Meer abgebaut wurde.<br />
Die Schwierigkeit der Silbergewinnung besteht vor allem darin, daß Silber eben nicht gediegen vorkommt wie<br />
Gold oder Platin, welche sich meist in ihrem ursprünglichen Zustand befinden und nicht mit anderen Elementen<br />
vermischt sind. Silber hingegen muß nicht nur vom umgebenden Gestein getrennt werden, sondern auch noch<br />
von anderen Metallen, die sich ebenfalls in dem silberhaltigen Erz befinden.<br />
Die Technik der Silbergewinnung der Antike ist nicht bekannt. Von den Griechen weiß man jedoch, daß sie<br />
ähnlich wie die Ägypter über Gruben verfügten, in denen Sklaven arbeiteten. Die Gruben besaßen zu dieser Zeit<br />
sogar schon Wetterschächte und Ablenkplatten, durch die die so zugeführte Frischluft in die gewünschte<br />
Richtung gelenkt wurde.<br />
Das Gestein wurde in Säcken aus Rindsleder nach oben befördert. Dann zerstampfte man das stark bleihaltige<br />
Erz in Hütten, sortierte es und wusch es auf geneigten Tischflächen aus. Auf diese Weise zerkleinert und<br />
gereinigt wurde das Erz daraufhin in kleinen Öfen geschmolzen, wodurch man Blei und Silber von den<br />
Gesteinsfragmenten trennte. Das daraus entstandene sogenannte Werkblei erhitzte man dann in einem<br />
Tontiegel, so daß sich ein Teil des Bleis mit dem Sauerstoff der Luft verband und verdampfte, die restliche<br />
Schlacke wurde von der porösen Wandung des Tiegels absorbiert. So blieb reines Silber zurück. Etwa ein Drittel<br />
des Silbers ging jedoch bei diesem nicht sehr gründlichen Prozeß verloren 13 .<br />
Auch Athen schuf eine Münzwährung aus Silber, die Drachme. Die vorhandenen Goldvorräte wurden f ür<br />
Notfälle aufbewahrt, da die wesentliche Aufgabe der Reichtümer schon zu dieser Zeit darin bestand, Feldzüge<br />
und Flotten zu finanzieren.<br />
Ebenso wie andere Hochkulturen wußte auch das römische Weltreich den Wert der Edelmetalle zu schätzen. Die<br />
Ausbreitung des Römischen Reiches stimmte nahezu vollkommen mit den Metallvorkommen in Europa, Asien<br />
und Nordafrika überein, wie die Bergbauhistoriker HERBERT und L OU HOOVER erkannten Dies läßt wiederum die<br />
Beweggründe f ür die Feldzüge der damaligen Zeit erkennen, die hauptsächlich dazu dienten, die eigenen<br />
Schatzkammern mit Gold und anderen Reichtümern aufzufüllen und damit Macht auszuüben.<br />
Den Römern war sogar schon das Verfahren der Amalgamierung zur Edelmetallgewinnung bekannnt. Hierbei<br />
wurden die feingemahlenen Erze mit Quecksilber angelagert, dem einzigen Metall, das bei normalen<br />
Temperaturen einen flüssigen Zustand aufweist. Das Edelmetall löste sich in dem flüssigen Quecksilber auf,<br />
wodurch ein Amalgam, eine Legierung, gebildet wurde. Diese wurde daraufhin erhitzt, was zur Folge hatte, daß<br />
das Quecksilber verdampfte und das gereinigte Edelmetall zurückblieb.<br />
11 vgl. Beckert 1977, S. 10<br />
12 vgl. SAINT JOHN 1990, S. 21<br />
13 vgl. SAINT JOHN 1990, S. 87<br />
154