A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Zusammenfassung und Ausblick<br />
Der Fall Nezahualcóyotl ist ein eindrückliches Beispiel f ür die Entwicklung von einer randstädtischen Marginalsiedlung<br />
zu einer riesigen, autarken Stadt mit einem hohen Maß an Homogenität ohne planerische und<br />
grenzübergreifende Eingriffe durch die Verwaltung von Mexico City oder den Estado de México. Die galoppierende<br />
Entwicklung hat sich zu einem Selbstläufer entwickelt und konfrontiert die Verwaltungen mit einem<br />
hohen Potential an Konflikten und Forderungen an die Kommune. Es fehlen Konzentrationspunkte f ür einen<br />
sozialen Austausch wie der zócalo (Hauptplatz); das monotone Häusermeer wird nicht durch Grünanlagen<br />
„aufgefrischt”, die kommunale Verwaltung war trotz der immensen Einwohnerzahl lange Zeit zentralistisch organisiert.<br />
Gleichzeitig ist in Nezahualcóyotl durch die geringen Einkommensverhältnisse ein großer sozialer<br />
Sprengstoff vorhanden, in den sich der Staat aufgrund seiner quasi Nonexistenz bei einem Ausbruch erst spät<br />
lenkend einmischen konnte.<br />
Aus einem Gespräch mit dem Stadtgeographen Adrian GUILLERMO AGUILAR des Geographischen <strong>Institut</strong>s der<br />
UNAM (siehe Freitag, 24. September) läßt sich ableiten, daß sich in Nezahualcóyotl die untere Mittelschicht<br />
festgesetzt hat, die Unterschicht jedoch von Nezahualcóyotl in den noch ärmeren Osten nach Chalco oder Iztapalaco<br />
abwandert. Die Situation in Neza (Kurzform von Nezahualcóyotl) hat sich grundsätzlich verbessert, es<br />
gibt inzwischen eine selbstständige Verwaltung. Nach wie vor fehlt es an asphaltierten Straßen, ausreichender<br />
Strom- und Wasserversorgung und es kommt immer noch zu Überschwemmungen. Die Tendenz geht zur Bildung<br />
kleiner Unterzentren um das Oberzentrum D.F. mit einem bemerkenswerten Pendleraufkommen. Giullermo<br />
AGUILAR sprach von Suburbanisierungsprozessen statt Dezentralisierung.<br />
Torre Latinoamericana<br />
Zum Abschluß des Tages besuchten wir die Torre Latinoamericana, einen riesigen Aussichtsturm in Mexico<br />
City. Die Torre Latinoamericana, ein Symbol f ür das moderne Mexico, wurde 1954 aus Stahl und Glas als<br />
erster Wolkenkratzer gebaut. Bis vor kurzem stellte sie das höchste Bauwerk Mexico Citys dar und war sogar<br />
mit knapp 180 m und über 42 Stockwerken das höchste Bauwerk von ganz Lateinamerika. Besonders<br />
bemerkenswert ist die erdbebensichere Bauweise: Das Fundament schwimmt entkoppelt im sumpfigen<br />
Untergrund und hält das Gebäude dadurch aufrecht, daß das Schwergewicht am Fuße der Torre lagert. Die<br />
relativ häufig zu erwartenden Erdbebenwellen werden bei dieser technischen Lösung abgefedert. Die Torre<br />
überstand sogar das schwere Erdbeben von 1985 unbeschadet.<br />
Die Torre liegt im Stadtzentrum westlich des Zócalos, an der Avenida de Lázaro Cárdenas und bietet bei<br />
guter Sicht einen Blick über die weite Bebauung Mexico Citys bis an den Horizont. 40<br />
40 vgl. FISHER/M AYER 1996, S. 370<br />
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