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A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

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Die Dezentralisierungspolitik in Mexiko<br />

Ursachen für die Dezentralisierungspolitik Mexikos und das Städtesystem heute<br />

Schon vor der Kolonialzeit verfügte Mexiko über eine traditionsreiche Stadtkultur. Die Herausbildung seines<br />

jetzigen nationalen Städtesystems ist allerdings erst eine Folge politischer und sozio-ökonomischer Einflüsse seit<br />

der Unabhängigkeitszeit. Heute gelten drei Zentren als entlastungswürdig: Guadalajara, Monterrey und die<br />

Hauptstadt Ciudad de México. Die frühkoloniale Gründung Guadalajara hatte als Folge der Zuwanderung<br />

während des mexikanischen Unabhängigkeitskampfes (1810 - 1824) einen Anstieg der Einwohnerzahlen zu<br />

verzeichnen (z. B. 1810 ca. 25.000, 1857 ca. 75.000 Einwohner). Die Hauptstadt Ciudad de México profitierte u.<br />

a. von der Entwicklungs- und Modernisierungspolitik des Diktators Porfirio DÍAZ (1877 – 1911) und dem Ausbau<br />

der mexikanischen Zentralregierung in der Spätphase (1920 – 1940) der großen mexikanischen Revolution, die<br />

zu einem starken Bevölkerungswachstum f ührten (z. B. 1900 ca. 0,542 Mio.; 1930 ca. 1,23 Mio.; 1940 ca. 1,76<br />

Mio. Einwohner). Ab den 30er Jahren beschleunigte sich die Entwicklung zu einem Metropolitangebiet durch die<br />

Konzentration von politischen, ökonomischen, verwaltungstechnischen, sozialen und kulturellen Funktionen in der<br />

Hauptstadt. Dieser „Verstädterungsprozeß“ weitete sich auch auf Guadalajara (z. B. 1940 ca. 240.000 Einwohner)<br />

und Monterrey (z. B. 1940 ca. 190.000 Einwohner), als zweit- und drittgrößte Stadt aus. Um 1940<br />

konnte noch nicht von einem mexikanischen Städte„system“ gesprochen werden. Das heutige urbane System<br />

bildete sich erst später durch politische und ökonomische Prozesse heraus. Als Folge des Zweiten Weltkrieges<br />

erfuhren die damaligen wichtigsten regionalen Zentren Mexiko-Stadt, Guadalajara und Monterrey bedeutende<br />

Impulse. Damit war eine räumlich ungleiche Industrialisierung des Landes vorprogrammiert. Grenznahe US-<br />

Stützpunkte nahmen Einfluß auf das Wachstum der Städte an der Nordgrenze Mexikos. Tijuana, Mexicali, Matamoros,<br />

Nuevo Laredo, Reynosa und Ciudad Juárez wurden zu Zentren des wirtschaftlichen Austausches mit<br />

den USA, die sich in jüngerer Zeit zu Orten der Montageindustrie und der Lohnfertigung entwickelten („ indústria<br />

maquiladora“). Mit der Verstaatlichung der Erdölgewinnung (1938) wurden Städte wie Ciudad Pemex, Poza<br />

Rica, Cozacoalcos, Minatitlán, Cerro Azul und Agua Dulce in der Nähe der Erdölfelder im Südosten Mexikos<br />

gegründet. Auch Industrie- und Hafenstädte wie z. B. Lázaro Cárdenas in Michoacán mit dem Stahlindustriekomlex<br />

„Las Truchas“ wurden neu gegründet bzw. ausgebaut. Im Nordwesten Mexikos kam es durch den Anstieg<br />

der Exporte und das Wachstum des Binnenmarktes, welche die Modernisierung der Landwirtschaft begünstigten<br />

zur Konsolidierung regionaler Handelszentren wie Culiacán (Sinaloa) oder Obregón (Sonora),<br />

Guaymas (Sonora) und Hermosillo (Sonora). Durch die staatliche Förderung von Touristenzentren und die Bedeutungszunahme<br />

Mexikos im Welttourismus wuchs eine Reihe von Küstenorten wie Acapulco (Guerrero),<br />

Puerto Vallarta (Jalisco), Cancún (Quintana Roo) und in geringerem Maße Ixtapa (Guerrero) oder Huatulco<br />

(Oaxaca).<br />

Nationales Städtesystem in Mexiko nach dem nationalen Stadtentwicklungsprogramm (Programa Nacional de Desarrollo<br />

Urbano) 1990 - 94 12<br />

12 Quelle: GEOGRAPHISCHE RUNDSCHAU 1993, H. 7-8, S. 403<br />

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