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A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

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4. und 5. Haltepunkt: Mezcaldestillerien<br />

Die hier zusammengefaßten Haltepunkte dienten der Veranschaulichung des Mezcalproduktionsverfahrens und<br />

seiner wirtschaftlichen Bedeutung.<br />

Die zuerst besuchte Destillerie „El Rodeo - Agua del Rancho Mezcal“ war eine der vielen vom Bus aus zu erkennenden<br />

kleinen Destillerien, deren Destillationsofen mit einem einfachen Holzdach gesch ützt war. Der Rest<br />

der Produktionsstätten (die „Feuerkuhle“ sowie die Entsaftungsfläche) lag im Freien. Im hier erwähnten Fall<br />

wirtschaftete eine fünfköpfige Familie, die im drei Kilometer entfernten Dorf San Moreno wohnt und Mezcal aus<br />

angelieferten Agaven herstellt. Eigene Anbauflächen besitzt die Familie nicht.<br />

In einem Produktionsprozeß verarbeiten sie drei Tonnen piñas, aus denen sich je nach Qualität zwischen 500<br />

und 600 Liter Mezcal gewinnen lassen, was einer durchschnittliche Monatsproduktion entspricht. Das Produkt<br />

mit einem Alkoholgehalt von ca. 50 % wird vor Ort für 20 Pesos je Liter verkauft. Bei einer Produktion von 500<br />

l ergibt das einen Erlös von 10.000 Pesos im Monat. Der Großteil des Mezcals wird an einen lokalen patrón<br />

(Schutzherr / Chef), der die Funktion des Zwischenhändlers erfüllt, verkauft. Die Familie selbst verfügt über<br />

keine Lagerstätten, in denen der Mezcal weiter reifen kann. Für die angelieferten Agaven bezahlt er 2.700 Pesos,<br />

womit sich ein Nettoerlös von 7.300 Pesos monatlich f ür die Familie ergibt. Von diesem Geld müssen die<br />

Kosten f ür den Brennstoff und die Anlagen sowie deren Unterhalt (u.a. ein Maultier) abgezogen werden. Zur<br />

Zeit unseres Besuchs war der Gewinn der Familie durch die langen und häufigen Regenfälle geschmälert, da<br />

das Gärfeuer nicht im Freien, sondern nur unter einem einfachen Unterstand betrieben werden konnte. Der<br />

Familienbetrieb „ El Rodeo (...) “ sichert im Vergleich zu Land- oder Fabrikarbeitern, die f ür den gesetzlichen<br />

Mindestlohn arbeiten, ein weitaus günstigeres Einkommen.<br />

Entlang der Hauptstraße passierten wir eine weitere Destillerie, die durch eine moderne äußere Erscheinung<br />

einen weitaus professionelleren Eindruck erweckte. In der Destillerie „Rancho Zapata“ wird auch mit wesentlich<br />

professionellerer technologischer Ausstattung, aber den grundsätzlich gleichen Produktionsmustern ca. die<br />

vierfache Menge an Mezcal hergestellt. Die gesamte Produktionskette ist hier weiter gefaßt. Der Inhaber<br />

züchtet die Agaven selbst und betreibt mit seinen sieben Angestellen eine eigene Abf üllanlage. Diese wird auch<br />

von einigen der 300 in der Umgebung befindlichen kleineren Betriebe genutzt und dient dem Rancho Zapata als<br />

zusätzliche Einnahmequelle. Über Jahre gelagerter Mezcal in etikettierten Flaschen, die zu einem vergleichbar<br />

hohen Preis angeboten werden sowie ein kleiner Restaurantbetrieb f ür die häufig vorbeifahrende Touristen<br />

machen die wirtschaftlich überlegene Stellung gegen über den Kleinbetrieben deutlich.<br />

Die ökonomische Bedeutung von Agavenanbau und Folgeprodukten<br />

Im Bundesstaat Tlaxcala stellen die Steuern aus der Pulqueproduktion 50 % des gesamten Steuereinkommens<br />

dar. Doch wird Pulque auf dem mexikanischen Markt zunehmend vom Bier verdrängt. Damit wird Pulque mehr<br />

und mehr zu einem Getränk der Vergangenheit.<br />

Insgesamt gibt es im Bundesstaat Jalisco 32 registrierte Tequiladestillerien, worunter sich vielfach kleine Betriebe<br />

befinden. So hängen ca. 18.000 Familien (ca. 110.000 Personen) in dieser Region ökonomisch von der<br />

Tequilaproduktion ab. An der Universität v on Guadalajara werden sogar Kurse und ein Universitätsabschluß in<br />

Tequilafertigung angeboten. Während Pulque ausschließlich f ür den Binnenmarkt produziert wird, hat Tequila<br />

seit 1940 im Export eine bedeutende Stellung eingenommen. Zur Ankurbelung der Exportvolumina ist Tequila<br />

seit 1949 von der Exportsteuer befreit.<br />

Trotzdem wurden noch 1970 von den rund 30 Mio. Litern produzierten Tequilas lediglich 5 Mio. Liter exportiert.<br />

Dann wandelte sich das Bild dramatisch und im Jahre 1990 verblieben von 64 Mio. Litern nur noch 21 Mio. im<br />

Land. 26 Die Ursachen für den rapiden Anstieg der Exportmenge liegen in einer massiven Werbekampagne und in<br />

der Zusicherung gleichbleibender Qualität durch die Tequilaindustrie. Da die Nachfrage nach Tequila weltweit<br />

steigt, wird eine Ausdehnung der Produktion beabsichtigt, wobei die Grenzen durch die natürlichen<br />

Gegebenheiten gesetzt sind. Erwartet wird eine mögliche Produktionssteigerung auf 83 Mio.Liter im Jahr. Zur<br />

Zeit werden auf 86.000 Morgen Land ca. 120 Mio. Agaven kultiviert. Hauptabnehmer auf dem internationalen<br />

Markt f ür Tequila sind die USA, danach folgen Deutschland und Frankreich.<br />

Vielfach ist der Mezcal im Gegensatz zur Spezialität Tequila kaum bekannt; f ür den Export spielt Mezcal auch<br />

lediglich eine untergeordnete Rolle. Nur eine spezielle Sorte des Mezcals aus der Gegend um Oaxaca wird in<br />

geringen Mengen exportiert. Seine Bekanntheit erlangte der Mezcal zum einen aufgrund der besonderen Fla-<br />

26 vgl. DE BARRIOS 1991, S. 50<br />

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