06.12.2012 Aufrufe

A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Begriff Hacienda (span., Betrieb bzw. Unternehmen) setzte sich im 18. Jahrhundert als Bezeichnung f ür<br />

landwirtschaftliche Großunternehmen durch - heute werden diese Betriebe aus politischen Gründen eher als<br />

ranchos bezeichnet, denn die hacienda gilt weithin als „ die allumfassende <strong>Institut</strong>ion spanischer Herrschaft und<br />

indianischer Subordination“ 18 .<br />

Es handelt sich dabei um eine wirtschaftliche und soziale <strong>Institut</strong>ion mit Produktionstätigkeit im Agrarsektor,<br />

also um Plantagen oder Viehzuchtbetriebe, welche die natürlichen Ressourcen, die Arbeitskräfte und die<br />

regionalen oder lokalen Märkte beherrschen. Sie sind gekennzeichnet durch:<br />

- Nutzung der natürlichen Ressourcen durch Produktion und Verpachtung<br />

- Organisation der Vermarktung<br />

- vertragliche Rekrutierung und Bindung von Arbeitskräften<br />

- Arbeitsorganisation<br />

- Ausstattung der Betriebe mit den notwendigen Versorgungseinrichtungen<br />

Infolge von Vermarktungs- und Transportschwierigkeiten war eines der vorrangigen Ziele die wirtschaftliche<br />

und soziale Autarkie, der Versuch einer möglichst tauschlosen Eigenwirtschaft. Dazu gehörte die<br />

Unabhängigkeit von Gemeinden und Nachbarbetrieben durch Selbsversorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser,<br />

Brenn- und Baumaterial.<br />

In späterer Zeit übernahmen die Haciendas oft kommunale und politische Funktionen, wie die Tributeinziehung,<br />

die Vergabe von Nutzungsrechten und die Bereitstellung von Unterkünften.<br />

Naturräumliche Gliederung<br />

Das Hochland von Puebla/Tlaxcala wird begrenzt durch die Vulkane Popacatépetl und Iztaccihuatl im Westen,<br />

den Cofre de Perote und den Citlaltépetl im Osten, den Block von Tlaxcala im Norden und durch einzelne<br />

Vulkangruppen im Süden. Seine Binnengliederung wird durch den Vulkan La Malinche und die abflußlose östliche<br />

Senke bestimmt. Entwässert wird das Gebiet durch den Río Atoyac und den Río Zahuapan, bewässert zum<br />

Teil durch Berge oberhalb der Schneegrenze wie im Tal von Atlixco.<br />

Es herrscht ein randtropisches Klima, genauer: ein gemäßigtes, wechselfeuchtes Höhenklima mit je einer Regenund<br />

Trockenzeit pro Jahr. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 14° C bei starken winterlichen Kalteinbrüchen<br />

mit bis zu 100 Frosttagen pro Jahr. Die Summe des unregelmäßig fallenden Niederschlags beträgt 400 - 900 mm<br />

jährlich.<br />

Charakterisiert wird die naturräumliche Gliederung des Gebiets durch eine weit fortgeschrittene<br />

Waldzerstörung, die bereits in vorspanischen Zeiten durch Überbesiedlung eingeleitet und später vor allem durch<br />

Überweidung (Ziegen!) fortgesetzt wurde. Die nachfolgende Bodenerosion gestattet f ür weite Bereiche keine<br />

agrarische Nutzung mehr.<br />

Die klimatischen Bedingungen ermöglichen Regenfeldbau mit einmaliger Ernte pro Jahr. Bevorzugte<br />

Anbaukulturen sind dabei Weizen, Zuckerrohr, Mais, Bohnen, Chili, Kürbis und Agaven, wobei heute auch<br />

Sonderkulturen wie Gladiolen vorkommen können. Außerdem wird das Land als Schaf- und Ziegenweide genutzt.<br />

Für mexikanische Verhältnisse herrschen im Hochtal relativ günstige landwirtschaftliche Produktionsbedingungen<br />

vor, die bereits früh zu kolonialer Konkurrenz führten.<br />

Vorkoloniale und frühe koloniale landwirtschaftliche Strukturen<br />

Zahlreiche Funde von Besiedlungsresten weisen auf eine große Zahl bereits in vorkolonialen Zeiten bestehender<br />

indianischer Städte und Dörfer hin. In der Region gilt Cholula als das bedeutendste handwerkliche und religiöse<br />

indianische Zentrum. Die Spanier gründeten 1531 die Siedlung Puebla de los Angeles als ein später bedeutendes<br />

koloniales Zentrum Neuspaniens, infolgedessen die Kolonisatoren rasch Besitz von dem die Stadt umgebenden<br />

Hochtal nahmen. Den Siedlern wurden Einheiten à 10 ha zugeteilt. Der indianische Grundbesitz wurde bis 1620<br />

fast vollständig verdrängt. Die neuen Herren produzierten vor allem Weizen und Maulbeeren und betrieben<br />

Pferde-, Schweine- und Maultierzucht sowie Waldwirtschaft.<br />

Um 1530 war die Landervergabe durch die spanische Krone an spanische Eroberer und Siedler, religiöse Orden,<br />

Minenbesitzer, Händler, Beamte und indianische Adlige weitgehend abgeschlossen. Die meisten der Siedler<br />

waren allerdings bestrebt, die knapp bemessenen Grundstücke durch illegale Usurpation von (vor allem<br />

18 NICKEL 1978, S. 14<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!