A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Postkolumbianische Phase<br />
Die gesellschaftlichen Restriktionen auf den Konsum von Pulque wurden durch die Spanier sofort aufgehoben.<br />
Der entsprechend stark angestiegende Verbrauch darf als signifikanter Faktor f ür das rapide Absinken gesellschaftlicher<br />
Moral in einer bis dahin hoch zivilisierten Kultur gelten.<br />
Natürlich hatte die spanische Elite, die von nun an die Produktion von Pulque kontrollierte, allein schon wegen<br />
des wirtschaftlichen Profits nicht dazu gedrängt, Konsumbeschränkungen wieder einzuführen. Im Jahre 1672<br />
nahm der gesellschaftliche Zerfall der indigenen Kultur ein so großes Ausmaß an, daß in Abstimmung mit der<br />
spanischen Krone ein Gesetz erlassen wurde, welches von nun an den Konsum von Pulque sowie die Umtriebe<br />
in den Pulquerias regelte.<br />
Die Pulquerias sollten keine v öllig geschlossenen Einheiten mehr bilden, sie mu ßten im Eingang eine Schwingt ür<br />
einbauen und nach Sonnenuntergang schließen. Essen, Musik und Tanz waren verboten und eine Geschlechtertrennung<br />
war festgeschrieben. Beim Erlaß des Gesetzes gab es in der Hauptstadt 36 autorisierte<br />
Pulquerias, von denen 12 ausschließlich den Frauen und 24 ausschließlich den Männern vorbehalten waren.<br />
Heute gibt es keine Pulquerias f ür Frauen mehr. Einige Pulquerias haben jedoch eine Öffnung in der Außenwand,<br />
durch die Frauen die Pulque gereicht werden kann.<br />
In den Pulquerias war das Anschreiben der Trinkschulden gesetzlich verboten, die Pulque muße stets bar bezahlt<br />
werden. Betrunkene wurden nach dem Gesetz an den Pranger gestellt. Zusätzlich zu den direkten Vorschriften<br />
wurden die Geistlichen aufgefordert, auf die Einhaltung der Paragraphen zu achten und diejenigen<br />
Gesetzteshüter, die sich nachlässig bzgl. ihrer Pflichten zeigten, sollten hart bestraft werden.<br />
Unter diesem Gesetz wurde die Pulqueria zu einer gesellschaftlich anerkannten <strong>Institut</strong>ion, die erst in den letzten<br />
Jahren wieder arg in Verruf geraten ist. Die Pulquerias sind auch heute noch mit Sand oder Sägemehl ausgelegt,<br />
da der Brauch, „Mutter Erde“ den ersten Schluck abzugeben, sich bis in die heutige Zeit halten konnte.<br />
Touristen sind in der Regel hier nicht gern gesehen, sondern werden eher als Eindringlinge in eine<br />
„Privatsphäre“ der armen Unterschicht betrachtet. Die Gäste der Pulquerias wollen sich von ihrem Tag bei<br />
ihrer Musik entspannen. Die Musik ist dabei in der Regel ein von einem einzelnen Gitarrespieler begleitetes Lied<br />
über Tod oder verlorene Liebe.<br />
Die Herstellung von Pulque<br />
Eine gute Agave kann bis zu acht Liter guamiel am Tag abgeben. Für ein gutes Gedeihen benötigt sie ein<br />
trockenkaltes Höhenklima. Die Vermehrung der Pflanze findet über Ableger statt, die aus flach unter der Erdoberfläche<br />
verlaufenden Wurzeln entspringen. Auf einer Agavenplantage finden auf einem Hektar zwischen 500<br />
und 700 Setzlinge Platz, bei Mischkulturen mit anderen Gemüsen werden bis zu 200 Pflanzen gesetzt.<br />
Nach ein paar Jahren, wenn die Agave eine schlankere Form annimmt, versucht die Pflanze, den bis zu 20 Fuß<br />
hohen Blütenstrunk auszuschießen. Zu Beginn dieses Prozesses muß der Blütenansatz gekappt und die<br />
Schnittfläche gegen Verunreinigung gesch ützt werden, denn vorerst ruht sie in diesem Zustand f ür einige Monate.<br />
Danach wird die Schnittfläche erneuert und gelöchert. Eine weitere Woche später kann dann t äglich<br />
zweimal aguamiel geerntet werden. Nach vier bis sechs Wochen stirbt die Pflanze und findet als Brennstoff ihre<br />
letzte Verwendung.<br />
Der aguamiel wird in die sogenannte tinacal gebracht, die Fermentierungsanlage. Obwohl die Pflanze von sich<br />
aus in der Lage wäre, den aguamiel zu fermentieren, da sie die hierfür wichtigen termobacterium mobile besitzt,<br />
wird in der Regel zum Einleiten des Fermentierungsprozesse ein Teil fertige Pulque hinzugegeben. Dieser Prozeß<br />
dauert ein bis zwei Wochen und ist abhängig von Temperatur, Jahreszeit und Qualität des aguamiel.<br />
Die hochprozentigen Getränke<br />
Es liegen keine Hinweise darauf vor, daß vor Ankunft der Spanier hochprozentige Getränke bekannt waren. In<br />
Spanien wurde die Technik des Destillierens im achten Jahrhundert von den Mauren eingeführt. Die Spanier, die<br />
als Kolonialherren in die „neue Welt“ kamen, waren harte Trinker und der Proviant der Seereise erschöpfte<br />
sich schnell. So entstanden bereits wenige Monate nach Ankunft der Spanier die ersten einfachen Destillerien.<br />
Im Saft einiger Agaven fanden sie auch ein vorerst geeignetes Grundmittel für die Herstellung von Schnaps. Da<br />
der Mezcal auch von der einheimischen Bevölkerung gut angenommen wurde, ergab sich f ür die Spanier eine<br />
profitreiche Quelle.<br />
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