A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Technik der Zeitrechnung, der Astronomie und der Nautik bekannt. Ferner ist man auf ein Schriftsystem<br />
gestoßen, das die schriftliche Tradierung geschichtlicher Ereignisse ermöglichte.<br />
Die erste nachweisbare Hochkultur Mesoamerikas war der Volksstamm der Olmeken. Die Namensgebung erfolgte<br />
lange nach dem Untergang dieser Volksgruppe durch die Azteken, die das Land zwischen Veracruz und<br />
Campeche „ Olman“ nannten, Land des Kautschuks. Früheste Funde, die auf die olmekische Kultur hinweisen,<br />
sind um 1.500 v.Chr. datiert. Die Olmeken bauten erste städtische Zentren, verfügten über ein frühes Schriftund<br />
Kalendersystem und zeichnen sich besonders durch die Schaffung großer steinerner Monolithen-Köpfe aus.<br />
Um 800 v.Chr. wurde Monte Albán im Tal von Oaxaca durch die Olmeken gegründet. Sie begannen die Bergspitze<br />
abzutragen, um eine große Platform für ein Zeremonialzentrum zu schaffen. Diese Leistung wurde ohne<br />
Zugtiere und ohne die Kenntnis des Rades vollbracht. Die Olmeken übten ihren Einfluß auf Monte Albán bis etwa<br />
200 v.Chr. aus und erreichten nach<br />
Schätzungen eine Bevölke rungszahl<br />
zwischen drei- und siebentausend<br />
Einwohnern. In dieser Zeit entstand<br />
der Hauptplatz „ Grand Plaza“ mit<br />
einem Ausmaß von 200 x 300 m und<br />
den geheimnisvollen Danzantes-<br />
Figuren, deren Bedeutung bis heute<br />
ungeklärt ist. Eine Theorie besagt,<br />
daß es sich um Gefangene, die den<br />
Göttern geopfert werden, handelt,<br />
eine andere Theorie erkennt in den<br />
Reliefs Tänzer oder Akrobaten.<br />
Leider ist der Wissensstand<br />
Blick auf Monte Alban hinsichtlich dieser frühen Periode zu<br />
gering, um eine abschließende<br />
Analyse zuzulassen.<br />
6<br />
In der zweiten Phase ab 300 v.Chr. wurde Monte Albán durch die Zapoteken, die noch heute die viertgrößte<br />
indigene Volksgruppe Mexikos ausmachen, vereinnahmt. Die Siedlung wuchs auf eine Bevölkerungszahl von<br />
etwa 16.000 Personen an. Aus dieser Epoche stammen das soganannte Observatorium und die Tempelpyramiden.<br />
Das Observatorium ist im Winkel von 45° zu den anderen Bauwerken ausgerichtet, daher nimmt man<br />
an, daß der Bau einen astronomischen Hintergrund hat. Reliefs an diesem Gebäude stellen hingegen Kriegshandlungen<br />
dar, so daß ebenso die Vermutung nahe liegt, es handele sich um ein Monument, das siegreiche<br />
Kriegszüge dokumentieren soll. Die Tempelpyramiden dienten sakralen Zwecken, über deren Inhalt nur wenig<br />
bekannt ist. Zum Teil sind die Pyramiden durch Tunnel miteinander verbunden, so daß die Priester unbemerkt<br />
die Tempel verlassen konnten.<br />
Die dritte Phase Monte Albáns erstreckt sich über den Zeitraum 300 bis 700 n.Chr. In dieser Periode erreichte<br />
Monte Albán seinen kulturellen Höhepunkt. Die Bevölkerung umfaßte eine Zahl von circa 25.000 Personen und<br />
siedelte in einem Gebiet von<br />
über 6 km 2 Größe. (Zum Vergleich:<br />
Das mittelalterliche<br />
Köln hatte als die größte<br />
Stadt im deutschen Raum eine<br />
Einwohnerzahl von 40.000 Personen.)<br />
Nur durch die künstliche<br />
Einebnung von etwa 2.500<br />
Terassen konnte sich eine so<br />
hohe Bevölkerungszahl in den<br />
Bergen um die Zeremonialstätte<br />
niederlassen. Je näher<br />
die Terasse am Zeremonialzentrum<br />
lag, desto mächtiger<br />
waren ihre Bewohner. Monte<br />
Blick auf Monte Alban 7<br />
Albán lebte in wirtschaftlichem und kulturellem Austausch zu anderen Zentren Mesoamerikas; nachweisbar ist<br />
unter anderem reger Handel mit den Maya und mit Teotihuacán. Die weltliche und religiöse Elite ernährte sich<br />
6 Aufnahme von Anna Jagdmann und Wibke Rissling-Erdbrügge, 17. September 1998<br />
7 Aufnahme: Anna Jagdmann und Wibke Rissling-Erdbrügge, 17. September 1998<br />
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