A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Aufbauphase<br />
Bedeutendste Figur der Aufbauphase Pueblas war Richter JUAN DE SALMERÓN. Er benannte den ersten cabildo<br />
(Stadtrat) und legte die Gemeinderegeln fest.<br />
Mit der Stabilisierung der Siedlungsentwicklung begann auch das „soziale Experiment“ Puebla. Die Kirche teilte<br />
das zu besiedelnde Land unter den Kolonisatoren auf und versuchte dadurch Raubzügen entgegenzuwirken und<br />
die Siedler in die Siedlungsentwicklung einzubinden.<br />
Durch die Lagegunst des Tales entwickelte sich der Siedlungsraum sehr rasch. Neue Feldfrüchte und Anbautechniken<br />
erbrachten steigende landwirtschaftliche Erträge zur Versorgung der Einwohnerschaft. Mit zunehmender<br />
Mechanisierung der Landwirtschaft (Pflüge, Wasserräder) wuchs Puebla zum bedeutensten Agrarzentrum<br />
der spanischen Kolonie. So enstand die erste Mühle hier bereits 1531. Der Anbau europäischer Feld früchte<br />
(Leinen) f örderte in zunehmendem Maße die Produktion von Textilien, so daß der Textilbereich zu einem<br />
wichtigen Impulsgeber f ür die Region Puebla wurde (hier enstand 1835 die erste Textilfabrik Mexikos).<br />
Neben der frühzeitigen wirtschaftlichen Expansion wurde seitens der Kirche viel Wert auf eine kulturelle<br />
Entwicklung gelegt. So entstand in Puebla eine der ersten Universitäten Neu-Spaniens.<br />
Wirtschaftliche Expansion<br />
Neben Landwirtschaft und Textilproduktion begannen sich hier viele Handwerker niederzulassen und das Angebot<br />
an Produkten zu erweitern. So wurden neben Seifen, Glas- und Keramikerzeugnissen auch Produkte aus<br />
Eisen, Bronze und Holz gefertigt. Spanische Einwanderer brachten neben der Textilproduktion auch die Porzellanfabrikation<br />
nach Puebla. Schon die indigene Bev ölkerung dieser Region war vor der Conquista f ür die ausgesprochen<br />
kunstvoll gestaltete Porzellanerzeugnisse bekannt. Der Legende nach aß der Aztekenkönig Montezuma<br />
nur von Porzellangeschirr. Spanische Händler aus der Gegend um Talavera begannen, die f ür diese<br />
spanische Region typischen kunstvoll handbemalten Kachel auch hier herzustellen. Sie wurden vor allem in der<br />
Fassadengestaltung verwendet. So entwickelte sich der f ür Puebla typische Stil der dreistöckigen Patiohäuser,<br />
die mit den farbigen Kachelfassaden (sie werden als azulejos bezeichnet ), weißen Stuckverzierungen sowie<br />
Eckbalkonen ausgestattet sind. So entwickelte sich der Raum Puebla zu einer der ersten Industrieregionen in<br />
Mexiko.<br />
Die indigene Bevölkerung partizipierte allerdings nur sehr wenig am gesellschaftlichen Leben der Stadt. Eine<br />
strikte Trennung der Indios von den Kolonisten sollte Voraussetzung f ür die Entwicklung einer „spanischen<br />
Musterstadt“ sein; dagegen lebten die Indianer in eigenen Nachbarschaften im Außenbereich der Stadt. Zunehmende<br />
Vermischung der ethnischen Gruppen (Mestizen) wirkte der ursprünglichen Absicht allerdings entgegen.<br />
21 Quelle: Kai Apel, Aufnahme vom 11. September 1998<br />
22<br />
Blick auf ein typisches Haus im kolonialen Stil 21