A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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und auch gewalttätige Angriffe auf Parlamentäre widersprachen sämtlichen Regeln der Kriegskunst. In der Folgezeit<br />
ließ CORTÉS nahezu alle indianischen Tempel der Stadt zerstören und versprach, f ür jede der Anlagen<br />
eine Kirche zu errichten. Dies wurde nicht annähernd erreicht, trotzdem gilt Cholula noch heute als die Stadt<br />
mit den meisten Kirchen in Mexiko, auch wenn dies empirisch nicht nachzuweisen ist. Um die Macht der<br />
Siedlung, die sie vor allem Bedeutung f ür die Identitätsfindung der indianischen Bevölkerung hatte, zu brechen,<br />
gründeten die Spanier im Jahre 1531 die Stadt Puebla, gewissermaßen als christliches Gegenstück zu diesem<br />
Ort heidnischer Kultur. Diese Politik hatte recht bald Erfolg, denn schon im 17. Jahrhundert war Puebla<br />
bedeutender als Cholula, welches in seiner Entwicklung vollkommen stagnierte. Heute gehört Cholula mit seinen<br />
28.000 Ein wohnern zu den Kleinstädten Mexikos, ist aber seit 1970 Sitz der Universidad de las Américas und<br />
verfügt als Wallfahrtsort über eine relativ<br />
gesicherte ökonomische Basis. An Sonn- und<br />
Feiertagen pilgern Tausende von Gläubigen zur<br />
Kirche Nuestra Señora de los Remidios, die sich<br />
auf der Spitze der Pyramide befindet. Von diesen<br />
Pilgern lebt ein Großteil der Händler in der Stadt.<br />
Wahrzeichen der Stadt ist die Große Pyramide.<br />
Sie wurde im Laufe von fast 1.500 Jahren<br />
siebenmal überbaut und ist heute gar nicht mehr<br />
als Pyramide erkennbar, erscheint nur noch wie<br />
ein bewachsener Hügel. Der Grund dafür liegt in<br />
der Tatsache, daß diese Pyramide nicht massiv<br />
aus Stein errichtet wurde. Vielmehr hatte man sie<br />
aus Lockermaterial aufgeschüttet und mit<br />
Festgestein verkleidet. Die Spanier nun, welche in<br />
der Umgebung der Pyramide siedelten, nutzten<br />
diese als Steinbruch, um Baumaterial f ür ihre<br />
Häuser zu gewinnen. So wurde nach und nach die<br />
gesamte Verkleidung abgetragen, so daß nur noch<br />
das Lockermaterial zurück blieb.<br />
Gewissermaßen als Symbol des Sieges der Christenheit<br />
über das Heidentum ließen die Spanier im<br />
Jahre 1550 auf der Spitze des „Berges“ die<br />
Kirche Nuestra Señora de los Remedios errichten.<br />
Diese stürzte 1660 ein und wurde erst in den 50er<br />
Jahren dieses Jahrhunderts restauriert. Heute<br />
wird sie von vielen Pilgern besucht, die kommen,<br />
um die Madonnenstatue, welche angeblich<br />
Gläubige auf der Pyramide von Cholula<br />
CORTÉS persönlich den Franziskanern geschenkt<br />
hat, zu verehren. Sie tragen die Madonnenstatue an den christlichen Feiertagen um die gesamte Pyramide<br />
herum. Eindrucksvoll zu beobachten ist bei solchen Ritualen auch die Vermischung der Religionen, welche unter<br />
der indianischen Bevölkerung stattfand. So wird es nicht als widersprüchlich empfunden, wenn Menschen mit<br />
indianischem Kopfschmuck (als Bekenntnis zur eigenen alten Kultur) ein Marienbildnis verehren.<br />
Cholula verfügt mit dem Kloster San Gabriel auch über eines der größten Gotteshäuser Mexikos, und der<br />
Zócalo der Stadt weist an einer Seite die längste Arkadenreihe ganz Mexikos auf.<br />
Fährt man von Cholula nach Südwesten in Richtung auf Atlixco zu, so bewegt man sie aus dem Hochtal von<br />
Puebla in ein etwa dreihundert Meter höher gelegenes Nebental. Siedlungen wie Puebla, Cholula und auch<br />
Mexiko City liegen in den Hochtälern Zentralmexikos. Hier fanden die Menschen nahezu ideale Bedingungen vor.<br />
Intensive landwirtschaftliche Nutzungen waren nur auf den Altiplanos möglich. Die sonstigen ebenen, also<br />
besiedelbaren Flächen des Landes sind landwirtschaftlich nur wenig ergiebig. Bei den Hochebenen aber handelt<br />
es sich um Akkumulationsgebiete; hier wurden vornehmlich alluviale Sedimente abgelagert. Noch vor 10.000<br />
Jahren waren sie durch abflußlose Seebecken gekennzeichnet. Die Seen trockneten aus oder fanden durch<br />
Talbildung einen Abfluß und wurden so entwässert. Zurückbleibende Seereste wurden, wie im Falle Mexiko<br />
Citys, vom Menschen trocken gelegt. Das abgelagerte Material ist, entsprechend der umgebenden Gebirge,<br />
vulkanischen Ursprungs und damit sehr fruchtbar. Hohe Fruchtbarkeit entsteht durch den hohen Mineralgehalt<br />
des Bodens; bei Verwitterung können dabei viele Nährstoffe freigesetzt werden. Diese Tatsache begünstigte<br />
das Entstehen sehr früher Hochkulturen im zentralen Hochland von Mexiko.<br />
6<br />
6 Quelle: Dennis Stieler, 13. September 1998<br />
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