A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Der allgemein zu verzeichnende Anstieg im 20. Jahrhundert ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die<br />
Höhepunkte der Silberproduktion und somit auch der Nachfrage lassen sich oft durch weltweite wirtschaftliche<br />
Krisen erklären, in denen viele Menschen auf Edelmetalle zurückgriffen in der Hoffnung auf Sicherheit und<br />
Wertstabilität der mineralischen Güter.<br />
158<br />
Silberproduktion in Mexiko 1521 - 1990 (in Tonnen) 19<br />
Gold und Silber hatten als Münzwährung um die Jahrhundertwende zunehmend an Bedeutung verloren und<br />
waren nach und nach durch Papiergeld ersetzt worden. Großbritannien f ührte als erstes Land das Währungssystem<br />
des Goldstandards ein und garantierte somit, daß das Papiergeld auf Verlangen gegen Gold eingetauscht<br />
werden konnte. Der Goldbestand als Deckung machte das Papiergeld f ür die Bevölkerung vertrauenswürdig.<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten schon fast 30 Nationen den Goldstandard. Mexiko und einige<br />
andere lateinamerikanische Länder hielten sich indes an den Silberstandard 20 . Der Erste Weltkrieg machte<br />
schließlich eine Deckung des Papiergeldes durch Vorräte an Edelmetall unmöglich, da die hohen Kriegskosten<br />
weit mehr Papiergeld erforderlich machten als an Reserven vorhanden war.<br />
Der Börsenkrach an der Wall Street stürzte 1929 die Welt erneut in eine wirtschaftliche Krise, die viele Menschen<br />
dazu veranlaßte ihr Papiergeld wiederum gegen Edelmetalle einzutauschen. Wer sich kein Gold leisten<br />
konnte, griff auf Silber zurück.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Silber mehr und mehr seine Bedeutung als Geldanlage zugunsten seiner<br />
Verwendung als industrieller Rohstoff. Von allen Metallen besitzt Silber die beste Leitfähigkeit f ür Wärme und<br />
Elektrizität, so daß sich eine Nutzung im elektronischen Bereich anbietet. Für die Herstellung elektrischer Kontakte<br />
ist Silber beispielsweise der ideale Werkstoff, nicht nur wegen seiner guten elektrischen Leitfähigkeit,<br />
sondern auch aufgrund der nötigen Stabilität, die f ür die vielen Schaltvorgänge von Vorteil ist. Wegen seiner<br />
keimtötenden Wirkung findet es außerdem Anwendung in der Medizin und der Trinkwasserbereitung. Der größte<br />
Abnehmer ist jedoch die photographische Industrie. Die Lichtempfindlichkeit bestimmter Silberverbindungen, der<br />
Silberhalogenide, ist f ür die Farbphotographie von äußerster Wichtigkeit, und so verbraucht die photographische<br />
Industrie fast ein Drittel der Weltsilberproduktion 21 . Natürlich wird Silber dennoch weiterhin in seiner Tradition<br />
als Rohstoff zur Herstellung von Schmuckwaren, Tafelbesteck oder Münzen benötigt; die indu strielle Nutzung<br />
überwiegt jedoch bei weitem. Der Jahresverbrauch an Silber liegt sogar über dem der Jahresproduktion der<br />
Silberminen weltweit, was den Markt wiederum vor Probleme stellt. Es finden sich zwar in eini gen Bereichen<br />
der Industrie zunehmend Ersatzstoffe für das Silber, entscheidender für den Markt ist allerdings der Faktor der<br />
Silberrückgewinnung, der mittlerweile 20 % des pro Jahr auf den Markt kommenden Silbers ausmacht.<br />
Der Silberpreis wird von Regierungen und Einzelpersonen reguliert. Ist er sehr niedrig, so wird durch Aufkaufen<br />
des Silbers eine künstliche Knappheit ausgelöst, so daß er wieder ansteigt, bei Preisanstieg wird erneut Silber<br />
auf den Markt gebracht. Steht der Silberpreis sehr hoch, veräußern viele Privatleute ihren Besitz an Schmuck<br />
oder Tafelsilber und lassen ihn den Scheideanstalten zukommen. Auch aus Photochemikalien, sogar aus alten<br />
Lappen von Elektronikern oder Juwelieren läßt sich Silber zurückgewinnen.<br />
Das Altmetall wird zunächst geschmolzen und dann mit einer Bleimischung zusammen in Formen gegossen,<br />
wodurch sich Blei und der noch vorhandene Anteil an Edelmetall verbinden. Diese so entstehenden metallischen<br />
19 Quelle: GORMSEN 1995, S. 167<br />
20 vgl. SAINT JOHN 1990, S. 41<br />
21 vgl. SAINT JOHN 1990, S. 150