A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Marktfunktionen und Angebot<br />
Die Dorfmärkte dienen vorrangig der t äglichen Versorgung mit Lebensmitteln; das Angebot ist im allgemeinen<br />
unvollständig. Zum Teil werden auch auf den lokalen Märkten erworbene Waren und lokales Kunsthandwerk<br />
weiterverkauft. Die Dorfmärkte verteilen also Waren nach unten. Die lokalen Märkte dagegen funktionieren<br />
bereits als Verteiler nach oben und nach unten. Sie waren früher die Aufkauf- und Stapelplätze f ür ländliche<br />
Produkte; heute werden die Waren der Dorfmärkte am Markttag ebenfalls in der Cabecera angeboten. Diese<br />
versorgt die umliegenden Dörfer gleichzeitig mit Industriewaren, Textilien und Lebensmitteln aus anderen<br />
Klimazonen. Hinzu treten bestimmte Dienstleistungen, Kunsthandwerk, Vieh und Arbeitsmittel. Neben der<br />
Versorgungsfunktion spielen auch soziale und politische Faktoren eine Rolle: Der Besuch des lokalen Marktes ist<br />
eine Art „ Fenster zur Welt“, denn an Markttagen kommen unterschiedliche soziale Gruppen zusammen. Der<br />
Markt ersetzt den Stadtbesuch. In politischer Hinsicht können lokale Märkte wichtig für die regionale Integration<br />
sein. Der regionale Markt ähnelt dem lokalen Markt, aber Angebotstiefe und -breite sind größer. Er verbindet<br />
lokales und nationales System und erfüllt ebenfalls soziale und politische Funktionen.<br />
Im allgemeinen nimmt mit ansteigender vertikaler Austauschrate auch die Präsenz von Zwischenhändlern zu. In<br />
den Cabeceras werden in der Regel nur nicht lokal verfügbare Produkte über Zwischenhändler angeboten; der<br />
Direkthandel macht mindestens 40 % aus, denn auf der lokalen Ebene herrscht der horizontale Güteraustausch<br />
vor.<br />
Das Warenangebot der Märkte ist nicht konstant, sondern wird durch eine Reihe von Variablen beeinflußt. Permanente<br />
Verzerrungen im Angebot können durch Transportschwierigkeiten oder eine besondere Lage, Ernährungs-<br />
und Kleidungsgewohnheiten, das Platzangebot, die Beschaffenheit des Marktplatzes oder der Markthalle,<br />
das Angebot stationärer Händler und lokale Spezialisierungen hevorgerufen werden. Saisonale Schwankungen<br />
gehen meist auf die mit der Ernte schwankende Angebotspalette und Kundenkaufkraft zurück. Daneben<br />
können Angebot und Kaufkraft auch zu bestimmten Kirchenfesten von der Norm abweichen. Bestimmte Güter<br />
fallen aus dem Marktsystem heraus. Dazu zählen Saatgut, Baumaterial, großes technisches Gerät und<br />
Handwerksdienste bis auf bestimmte Ausnahmen wie Friseure und Uhrmacher.<br />
Markttopographie<br />
Die Märkte der lokalen Ebene werden in der Mehrzahl der Fälle auf dem Zócalo oder in direkter Nähe dazu<br />
abgehalten. Das galt früher auch für die regionalen Märkte. Seit Mitte der 1980er Jahre kam es in Mittel- und<br />
Großstädten mit regionalen Märkten zu Auslagerungsvorhaben. Probleme, die sich f ür Verkehr, Hygiene und<br />
das Image des Ortes aus einem zentralen großen Markt ergaben, sollten so behoben werden. Meist errichtete<br />
man eine Markthalle an der Peripherie. Ob der Mercado de Abastos in Oaxaca jemals im Zentrum angesiedelt<br />
war, konnten wir nicht klären; er liegt heute am Periférico (vgl. Stadtplan vonOaxaca).<br />
Die Auslagerung von Märkten kann jedoch andere Probleme nach sich ziehen. Große Laufdistanzen vom Markt<br />
zum Stadtzentrum mit dem stationären Handel kann sich auf beide negativ auswirken: Publikum kann vom<br />
stationären Handel vollständig zum Markt abwandern; der Markt kann durch die Zentrumsferne an Bedeutung<br />
verlieren, Marktbeschicker wandern unter Umständen auf andere Märkte ab. Daneben kann die interne Aufteilung<br />
des Marktes problematisch werden, zum Beispiel dann, wenn der Markt nach Warengruppen geteilt wird<br />
und nur einige an einen neuen Ort umziehen müssen, oder wenn der neue Standort mangelhaft geplant ist.<br />
Auslagerungen von Märkten haben Verschiebungen in der Hierarchie der Märkte zur Folge; meistens bedeutet<br />
das, daß kleine Märkte zugunsten von großen Märkten verlieren. Diese Veränderungen ergeben sich aber oft in<br />
Zusammenhang mit Faktoren, die sich aus gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umstrukturierungen ergeben.<br />
Zum Beispiel kann erhöhte Mobilität das Aussterben kleiner Dorfmärkte bewirken, weil die Kunden über<br />
ausreichende Transportmöglichkeiten zu einem höherrangigen Markt verfügen. Erhöhte Arbeitslosigkeit und ein<br />
saturierter städtischer Dienstleistungssektor lassen viele nach alternativen Erwerbsmöglichkeiten auf Märkten<br />
suchen.<br />
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Literatur<br />
BAEDECKER Reiseführer Mexiko. Ostfildern, 1995<br />
COOK, S./DISKIN, M. (Hrsg.) 1971: Markets in Oaxaca. Austin<br />
DAVIES, Nigel 1984: Die versunkenen Königreiche Mexikos. Berlin<br />
EGELKRAUT, Ortrun1997: Mexiko entdecken & erleben. o.O.: Mairs Geographischer Verlag<br />
EWALD, Ursula 1994: Mexiko. Das Land, seine Geschichte und Kultur. Stuttgart, Berlin, Köln<br />
FISCHER, John/MAYER, Silvia 1996: Mexiko. London