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A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

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unterwies. Auch Silberschmiede holte Spratling nach Taxco; er rekonstruierte alte Muster und Techniken und<br />

sammelte präkolumbianische Kunst, die heute im Museo Don Guillero Spratling zu besichtigen ist.<br />

Seitdem sind Hunderte von platerías entstanden, d.h. Werkstätten und Läden in einem, die überwiegend an<br />

Touristen verkaufen und sich an den Straßen um die Plaza Borda befinden.<br />

Besuch einer Silberschmiede<br />

Die besichtigte Silberschmiede (platería) befindet sich in einer Seitenstraße in nächster Nähe des Zócalo, also<br />

direkt im Zentrum von Taxco. Aufgrund der starken Konkurrenzsituation handelt es sich hierbei um einen Zusammenschluß<br />

v on 15 Silberschmieden (plateros), die in diesem Betrieb gemeinsam produzieren, um die laufenden<br />

Kosten zu senken. Der Verkauf des Silberschmucks erfolgt ebenfalls im selben Gebäude, jedoch an<br />

getrennten Verkaufstischen.<br />

Zu Demonstrationszwecken liegt ein Klumpen Erz bereit, bei dem die Verunreinigungen mit Eisen, Kupfer, Blei<br />

und Zinn erkennbar sind. Die platerías bekommen das Silber jedoch nicht in diesem Zustand, sondern kaufen es<br />

in Form von Plättchen von der Bank. Diese Plättchen bestehen bereits aus gereinigtem Silber mit einem<br />

Silberanteil von 92,5 %, das qualitativ hochwertigste Silber, das zu Schmuckzwecken verwendet wird. Sie sind<br />

somit der Rohstoff, mit dem in den Silberschmieden gearbeitet wird und der in die zuvor gefertigten Formen<br />

gegossen wird.<br />

Um eine Form zu erhalten, werden zunächst Wachsmodelle f ür die Schmuckstücke, die gegossen werden sollen,<br />

hergestellt, welche dann mit Gips überformt werden. Bei dem darauffolgenden Brennvorgang erhärtet der Gips,<br />

wohingegen das Wachs schmilzt und durch Ritzen in der Form ausfließt. Das Resultat ist eine Negativform des<br />

herzustellenden Gegenstandes. Daraufhin gießt man das Silber in die so entstandene Form und erh ält den<br />

Rohling, das rohe, gegossene Silber, welches noch weiter bearbeitet werden muß. Oft werden im Laufe der<br />

Weiterbearbeitung auch Schmucksteine eingesetzt, wobei sowohl Steine aus Glas wie auch Halbedelsteine<br />

verwendet werden, welche jedoch nicht aus Mexiko stammen und von Großhändlern erworben werden.<br />

Die Kunstfertigkeit ihres Berufes ist eine Familientradition, die die plateros schon im Kindesalter erlernen; das<br />

Wissen wird also meist informell von Generation zu Generation weitergegeben. Es existiert zwar eine Schule,<br />

die diese hochspezialisierten Kenntnisse vermittelt, jedoch ist sie in Taxco von nur geringer Bedeutung.<br />

Abgesehen davon, daß in der besichtigten Silberschmiede aus wirtschaftlichen Gründen mehrere Betriebe zusammen<br />

arbeiten, herrscht in Taxco eine ausgesprochene Konkurrenzsituation unter den plateros. Eine Organisation,<br />

beispielsweise zum Zwecke einer gemeinsamen Kranken- oder Rentenversicherung, existiert nicht.<br />

Verschärft wird die Situation noch dadurch, daß die letzte große Mine in Taxco vor kurzer Zeit geschlossen hat<br />

und immer mehr ehemalige Minenarbeiter auf den Markt drängen auf der Suche nach einer alternativen Erwerbsquelle.<br />

Auch sie betätigen sich als Silberschmiede, können jedoch nicht die qualitativ hochwertige Verarbeitung<br />

erzielen wie diejenigen plateros, die diesen Beruf praktisch schon ihr Leben lang ausüben. Sie beschränken<br />

sich demnach auf einfachere Formen, f ür deren Herstellung keine hochspeziellen Kenntnisse erforderlich<br />

sind, und bieten ihre Produkte meist billiger auf einem Markt an.<br />

Das Angebot an Silberschmuck in bezug auf seine Form und sein Design ist in Taxco weitgehend einheitlich, da<br />

neue Designs oft schon innerhalb weniger Stunden von konkurrierenden Betrieben kopiert werden. Um ein neues<br />

Modell zu entwerfen und sich somit etwas vom Gesamtangebot abzuheben, werden etwa drei Tage benötigt.<br />

Die Arbeitszeit eines plateros liegt oft bei 12 Stunden am Tag.<br />

Der Silberschmuck wird nicht nur in Taxco verkauft, sondern auch f ür den internationalen Markt hergestellt.<br />

Laut Aussage des befragten plateros verbleiben nur etwa 30 % der Waren in Taxco, der Rest wird an<br />

Großhändler weiterverkauft und exportiert, dabei hauptsächlich nach Nordamerika; in Europa sind Frankreich<br />

und Spanien die Hauptabnehmer. Manchmal werden die Modelle f ür die einzelnen Schmuckstücke sogar schon<br />

von den Großhändlern vorgegeben.<br />

Was den Verkauf und damit auch das Einkommensniveau angeht, so sind die im Zentrum oder in Zentrumsnähe<br />

liegenden Geschäfte klar im Vorteil, denn sie profitieren vom Zócalo als Kern und Anziehungspunkt des Ortes.<br />

Der Verdienst eines plateros in der von uns besichtigten platería mit ihren deutlichen Standortvorteilen im Zentrum<br />

von Taxco liegt bei etwa 1500 Pesos im Monat. Im Vergleich dazu verdient ein Arbeiter in der Industrie<br />

nur etwa 500 bis 600 Pesos im Monat (100 Pesos entsprechen zur Zeit etwa 20 DM).<br />

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