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A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

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Bei dieser Struktur kann man davon ausgehen, daß der Handel und die<br />

sonstigen Dienstleistungen bei ihrer Standortwahl den Nachfragern<br />

gefolgt sind. Und es ist symptomatisch, daß sich hier nahezu ausschließlich<br />

Menschen niedergelassen haben, die der oberen Mittelschicht<br />

oder der Oberschicht zuzurechnen sind. Dies mag dadurch zu<br />

begründen sein, daß man hier Gebiete vorfand, die sich zu attraktiven<br />

Wohnlagen ausbauen ließen (neu in Wert gesetzte ehemalige Haziendagrundstücke).<br />

So wird auch tatsächlich der soziale Stand der Einwohner<br />

immer höher, je weiter man sich von der Stadt entfernt, denn<br />

gleichzeitig gelangt in eine landschaftlich reizvollere Umgebung als man<br />

sie im tiefer gelegenen Bereich von Puebla findet. Das hochwertige<br />

Wohnen erfolgt auch hier, wie oft in Schwellen- oder Entwicklungsländern,<br />

in abgeschlossenen Wohngebieten. Diese werden durch private<br />

Sicherheitsdienste bewacht und man kann sie nur betreten, wenn man<br />

sich einer vorangehenden Kontrolle unterzieht. Diese Siedlungen<br />

spiegeln ein hohes Sicherheitsbedürfnis derer wider, die dort wohnen. In<br />

solchen Wohnsiedlungen des gehobenen Mittelstands können unterschiedliche<br />

soziale Gruppen nicht mehr miteinander in Kontakt<br />

kommen, was zwar durchaus konfliktvermeidend wirkt, aber gleichzeitig<br />

die sozialen Schichten sehr viel stärker segregiert als in „offenen“<br />

Wohnformen. Diese abgeschlossenen Wohnviertel sind somit ein deutlicher<br />

Indikator dafür, daß die Polarisierung der Gesellschaften in<br />

Schwellen- und Entwicklungsländern sehr viel stärker ausgeprägt ist<br />

als in den sozialstaatlich organisierten Gesellschaften Westeuropas.<br />

Die These, daß hochwertiges Wohnen sich an den landschaftlich attraktiven<br />

Standorten konzentriert, läßt sich auch dadurch bestätigen,<br />

daß sich die Qualität der Bebauung wieder relativ rasch zum Schlechteren<br />

verändert, wenn man sich jenseits der Höhenlagen befindet. Die<br />

Häuser ähneln nur noch Hütten, sobald man in die eher unattraktiven<br />

Lagen kommt. Diese sind vor allem die Flußtäler, in denen die ökologische<br />

Belastung für die Menschen sehr hoch ist.<br />

Diese Hütten sind oft illegal oder semilegal errichtet. Um illegale Siedlungen<br />

handelt es sich in den Fällen, in denen die Hütten gebaut wurden,<br />

wenn weder ein Anspruch auf das Land, noch eine Genehmigung zum<br />

Bau bestand. In nicht wenigen Fällen läßt der Staat solche Siedlungen<br />

immer wieder niederreißen und die Bewohner bauen sie genauso oft<br />

wieder auf, bis sie eines Tages dann doch geduldet werden. Bei<br />

sogenannten semilegalen Siedlungen sind die Bewohner im Gegensatz<br />

dazu Eigentümer des Landes auf dem sie bauen, oder haben zumindest<br />

einen begründeten Anspruch auf das Land. Allerdings fehlt in solchen<br />

Fällen eine Baugenehmigung. Siedlungen mit ungekl ärtem rechtlichen Status sind in Entwicklungsländern keine<br />

Seltenheit. In ihnen wohnen die ärmsten Mitglieder der Gesellschaft, einer Gesellschaft, in die sie kaum noch<br />

integriert sind. Die Hüttensiedlungen weisen auch im Falle Pueblas erhebliche infrastrukturelle Probleme auf. Am<br />

ehesten ist immer noch die Versorgung mit elektrischer Energie gesichert. Die sanitären Bedingungen aber sind<br />

verheerend. Als positiv ist es bereits zu bewerten, wenn solche Gebiete über einen gemeinsamen Wasseranschluß<br />

verfügen, eine geordnete Abwasserentsorgung gibt es dagegen nie.<br />

Überhaupt stellt die Entsorgung immer das größere Problem dar. So hängt zum Beispiel in unmittelbarer Nahe<br />

zum Fluß eine große Menge Müll in den Bäumen, der bei Hochwasser dort angespült wurde. Das Wasser solcher<br />

Flüsse ist eigentlich nicht einmal zum Waschen geeignet, und so nimmt es nicht wunder, daß die<br />

Lebenserwartung der Menschen in diesen Gebieten erheblich unter dem Durchschnitt der sonstigen Bevölkerung<br />

liegt.<br />

4 Quelle: EINSELE et al. (Hrsg.), S. 11<br />

1990<br />

1980<br />

1970<br />

Flächenausdehnung der Stadt<br />

Puebla zwischen 1970 und 1990 4<br />

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