A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut
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Bezüglich des Verstädterungsgrades liegt Mexico-City gegenwärtig bei ca. 72 %, was in Lateinamerika einem<br />
mittleren Wert entspricht. 7<br />
Historisches Bevölkerungswachstum von Mexico City<br />
Mexico City war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die wichtigste Stadt Mexikos. Es hatte schon damals die<br />
modernste Infrastruktur im Lande und besaß den größten Absatzmarkt. Hier waren die wenigen damals existierenden<br />
Industrien konzentriert. Die Stadt wirkte wie ein Magnet auf Zuwanderer aus anderen Gebieten Mexikos<br />
und war zu Beginn der Industrialisierung Mexikos der günstigste Ort, um wirtschaftliches Wachstum zu induzieren.<br />
1900 hatte Mexico City 344.000 Einwohner und wies in den folgenden Jahrzehnten hohe Zuwachsraten von<br />
über 3,0 % auf; im Gegensatz zu der sogar negativen Zuwachsrate von -0,5 % f ür ganz Mexiko. Ursache f ür<br />
die starken Unterschiede waren die internen Konflikte (Mexikanische Revolution). Ausschlaggebend f ür die<br />
geringere Zuwachsrate zwischen 1910 und 1920 war im Zuge der Revolution die hohe kriegsbedingte Sterberate;<br />
zudem wurden nicht alle Geburten angemeldet. Im direkten Zusammenhang damit steht die vergleichsweise<br />
höhere Zuwachsrate von Mexico City, die auf die Landflucht zurückzuführen ist. In den 30er Jahren wurde<br />
zwar versucht, die Landflucht durch die Agrarreform zu bremsen, jedoch zog die starke politische und<br />
administrative Zentralität weiterhin Zuwanderer aus anderen Gebieten und Städten Mexikos an. Durch die<br />
genannten Gründe zeigte Mexico City zwischen 1900-1970 ein eher kontinuierliches Wachstum mit einer<br />
durchschnittlichen Wachstumsrate von 4,6 %. Dabei kam es alle 15 Jahre zu einer Verdoppelung der<br />
Stadtbevölkerung (vgl. Tabelle unten). 8<br />
170<br />
1950-1955 1970-1975 1990-1995<br />
Mexico City 5,4 % 4,7 % 2,6 %<br />
Städte insgesamt 4,7 % 4,4 % 2,7 %<br />
Mexiko (Land) 3,1 % 3,2 % 2,2 %<br />
Wachstumsraten der städtischen Bevölkerung in Mexiko 9<br />
Bevölkerungswachstum seit 1970<br />
Seit 1960 ist eine Zuwanderung in die im Norden gelegenen Munizipien (Bundeslandes Mexiko) aus anderen<br />
Bundesländer und auch aus dem D.F. zu verzeichnen (vgl. Abb. auf folgender Seite Eine Ausdehnung der metropolitanen<br />
Zone über die Grenzen des D.F. fand ab den 60er Jahren, hauptsächlich aufgrund der starken<br />
Zuwanderungen und weniger aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwicklung, statt. Dort, wo freies Land<br />
zur Verfügung stand, bauten ärmere Migranten aus anderen Bundesstaaten ihre Hütten illegal. Dabei waren<br />
viel mehr männliche Zuwanderer zu verzeichnen als im Kerngebiet. In den letzten Dekaden waren der Norden<br />
bzw. Nordosten des D.F. die Hauptziele der Migranten. Parallel zu dieser Entwicklung entstand dort einer der<br />
größten Industriestandorte der Stadt. Die Herkunftsgebiete der Zuwanderer waren hauptsächlich die Staaten<br />
Veracruz und Puebla sowie der Süden Mexikos.<br />
Während der 70er und 80er Jahren betrug die Netto-Migration ungefähr 5 Mio. Menschen im Bundesland Mexiko.<br />
Viele Menschen kamen aus dem Distrito Federal, da sie die Möglichkeit sahen, außerhalb der Stadt ihre Häuser<br />
zu bauen. Der Wegzug wurde auch durch den immer knapper und teurer werdenden Boden im innerstädtischen<br />
Bereich gefördert. Hiermit begann ein Dekonzentrationsprozeß in der Kernstadt und eine stärkere Zersiedlung<br />
der Stadt, die sich auch bis vor kurzem noch fortsetzte. Die gegenl äufige Entwicklung der Netto-Migration in der<br />
letzten Zeit, ist auch das Ergebnis der sehr starken und langandauernden Urbanisierung, die zu einer<br />
Überbelastng der Infrastruktur sowie zur Umweltdegradation der Stadt geführt hat. 10<br />
7 vgl. HEINEBERG/C AMBEROS/S CHÄFERS 1993, S. 400f<br />
8 vgl. AEHNELT 1992, S. 171ff<br />
9 Quelle: Estadísticas Históricas, Censo 1990, Anuario 1992 (veränderte Darstellung)<br />
10 vgl. PICK/B UTLER 1997, S. 54-57