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A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

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Primacy Index von Mexico City<br />

Die jährliche Wachstumsrate von Mexico City liegt seit wenigen Jahren unter der durchschnittlichen Zuwachsrate<br />

anderer Großstädte in Mexiko. Das zeigt einen relativen Verlust an Attraktivität in Beziehung zu anderen<br />

Städten, trotzdem sind die absoluten Zahlen immer noch extrem hoch. Wie die folgende Aufzählung zeigt, spiegelt<br />

der Primacy Index diese Verschiebungen wieder:<br />

- 1803 hatte die Stadt einen Primacy Index von 2.0, was bedeutet, daß sie nur 2 mal größer als die<br />

zweitgrößte Stadt Puebla war<br />

- Ende des 19 Jh. betrug der Index 3.4, dabei war Guadalajara die zweitgrößte Stadt<br />

- 1950 erreichte er einen Wert von 8.3<br />

- 1990 verringerte er sich auf 5.4<br />

Heutzutage beträgt die Bevölkerung von Mexico City ungefähr das Fünffache der Bevölkerung von Guadalajara.<br />

Es zeigt sich jedoch eine Tendenz zum Wachstum der mittleren Zentren, die zum Teil politisch gewollt und<br />

gefordert wird.<br />

Aspekte der ökologischen Situation von Mexico City<br />

Das hohe Bevölkerungswachstum und die daraus resultierende flächenhafte Ausdehnung über die Belastungsgrenzen<br />

hinaus sowie die ungünstigen natürlichen Rahmenbedingungen und die Überbeanspruchung der natürlichen<br />

Ressourcen sind die Auslöser für die massiven Umweltprobleme in Mexico City. Den Problemen steht ein<br />

spät und nur punktuell entwickeltes Umweltbewußtsein sowie schwache administrative Strukturen gegen über.<br />

Hauptursachen für die Umweltbelastungen sind 19 :<br />

-Industrialisierung und Konzentration der Betriebe in begrenzten Räumen<br />

-Vernachlässigung des Agrarsektors und der Kleinbauern sowie die Bildung von bodennutzungsintensiven<br />

Latifundien<br />

-staatliche Subventionierung natürlicher Ressourcen (Strom, Wasser, Öl, Gas)<br />

-begrenzte Wahrnehmung und Handlungsarmut auf politscher Makroebene<br />

Als Highlight unter den Umweltbelastungen ist der extrem hohe Schadstoffausstoß durch Industrie und Kraftfahrzeugverkehr<br />

in Mexico City zu nennen. Hinzu kommt der hohe Energieverbrauch in privaten Haushalten,<br />

bedingt durch die starke Ballung im Talkessel im Hochtal von Mexico City. 2,8 Mio. Kraftfahrzeuge sind f ür ca.<br />

85% der Luftverschmutzung verantwortlich. 2,23 Mio. zugelassene Fahrzeuge erbringen zwar lediglich 19 % der<br />

Transportleistung, verursachen aber 70 % des Verkehrsaufkommens. Der Industriesektor scheint mit 12,6 %<br />

nur geringfügig dazu beizutragen; die emittierten Schwebstoffe bilden jedoch Basis f ür weitere Belastungen wie<br />

die Smogsituation und nächtliche Ausswaschungsregen.<br />

Durch einen restriktiven Maßnahmenkatalog konnte die Luftverschmutzung auf ein erträglicheres Maß reduziert<br />

werden. Die Wasserversorgung hingegen stellt ein schleichenderes und vor allem immer stärker werdendes<br />

Problem f ür Mexico City und seine Nachbarräume dar.<br />

Die fragilen naturräumlichen Voraussetzungen einerseits und das wirtschaftliche Zentrum des Landes seit den<br />

Azteken andererseits stehen zum Bevölkerungswachstum immer mehr im Widerspruch.<br />

Als 1521 die Spanier Tenochtitlan einnahmen, strebten sie eine Regulierung der Hochwassergefahr und den<br />

Gewinn von neuem Siedlungsgebiet durch die Entwässerung des abflußlosen Texcoco-Sees an. Hierfür gab es<br />

einige glücklose Anläufe, jedoch erst zu Zeiten des Porfiriats gelang eine endgültige Lösung mit dem Bau des<br />

großen Abwasserkanals, dem Gran Canal de Desagüe. Diese Trockenlegung hat mit der Bevölkerungszunahme<br />

immer mehr Gewicht bekommen.<br />

1. Die grünen Uferränder des Texcoco-Sees verschwanden aufgrund des Flüssigkeitsmangels. Deflation<br />

konnte angreifen; es entwickeln sich Staubstürme, sogenannte Tolvaneras.<br />

2. Der ehemals sehr wasserreiche Untergrund unterliegt einem Schrumpfungsvorgang und f ührt zu einem<br />

ständigem Absinken des Baugrunds. Dadurch wird das Wasserleitsystem gesch ädigt; immer tiefer liegende<br />

Versorgungssysteme sind notwendig. Hinzu kam, daß das Leerpumpen der Aquifere die Umkehr<br />

der natürlichen Fließrichtung verstärkte. Die Abflußrichtung verläuft inzwischen von der Peripherie ins<br />

Beckeninnere, sodaß es in der Regenzeit schnell zu Überschwemmungen kommen kann.<br />

An dieser Situation wird sich jedoch in absehbarer Zeit nichts ändern, denn der Wasserbedarf nimmt eher zu als<br />

ab und zudem ist das Kanalsystem so schadhaft, daß ein großer Teil des Wassers schon auf dem Transportweg<br />

verloren geht. Man geht von 10 % Verlust durch marode Leitungen aus.<br />

19 vgl. KÜRZINGER 1992, S. 199f. In: BRIESEMEISTER/ZIMMERMANN 1992<br />

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