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A R B E I T S B E R I C H T E - Geographisches Institut

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und Bürobauten ersetzt wurden. Es spielen sich also ähnliche Vorgänge ab wie bei europäischen Cityerweiterungen<br />

(z.B. Frankfurt Westend).<br />

Die weitere Entwicklung Mexiko-Stadts wurde in den ersten Jahren dieser jüngeren Periode von einem vielseitigen<br />

Ausbau der städtischen Infrastruktur begleitet, f ür die vor allem die Regierung des Staates<br />

verantwortlich war. Die Hauptzielsetzung der damaligen Regierung zeigte sich in zahlreichen Projekten, die z.T.<br />

später fortgesetzt wurden, wie in der Anlage neuer breiter Verkehrsachsen, eines neuen Bahnhofs und eines<br />

zentralen Bus-Terminals sowie der erheblichen städtebaulichen Umgestaltung des historischen Stadtkerns.<br />

Hinzu kamen etwa auch die Förderung des sozialen Wohnungsbaus sowie der Ausbau eines<br />

Kanalisationssystems, um die bestehenden Defizite in der Wasser- und Stromversorgung zu mildern.<br />

Ein weiteres Merkmal des Stadtentwicklungsprozesses nach dem zweiten Weltkrieg war die Industrialisierung,<br />

die vor allem durch eine weitere Konzentration von Betrieben in den nördlichen und östlichen Teilen des expandierenden<br />

Verdichtungsraumes Platz griff.<br />

„ Der Durchmischungsgrad zwischen Wohnen und industrieller/gewerblicher Arbeit ist in den einzelnen Wohngebieten<br />

unterschiedlich groß. Nur in den vornehmen Quartieren, beispielsweise in San Angel Pedregal, kann von<br />

einer Mischung nicht die Rede sein. Statt dessen befinden sich zellenhafte Arbeiterwohnkomplexe in manchmal<br />

äußerst ärmlichen Zustand an den Rändern dieser geschlossenen Nobelquatiere. Ende der f ünfziger Jahre war<br />

die Entmischung von Wohnen und Arbeiten in keinem der zwölf Stadtteile (cuarteles) überdurchschnittlich<br />

vorangeschritten. Gerstenhauer (1959) spricht von einem Durchschnittswert von 40 %-50 % Arbeiteranteil.<br />

Seitdem hat sich jedoch eindeutig die Tendenz verstärkt, zumal expandierende Betriebe ausgelagert werden<br />

und in der nördlichen Industriezone ihren neuen Standort beziehen.<br />

Die Ursache f ür das ursprünglich zellenhafte und relativ gleichmäßige Verteilungsmuster von Industrie und<br />

Gewerbe über das ganze Stadtgebiet liegt in der ebenfalls so gearteten ursprünglichen Siedlungsstruktur, die in<br />

zahlreichen neben einander bestehenden Siedlungskerne aufgelöst war. Bei dem allmählichen Prozeß der Verdichtung<br />

und des Zusammenwachsens der Siedlungskerne blieb aber genügend Raum f ür die Einbeziehung von<br />

Gewerbe und Industrie in die Wohnbezirke, so daß die sonst typischen Erscheinungen, daß Arbeitsstätte und<br />

Wohnstätte sich trennen, lange Zeit nicht beobachtet werden konnte.“ (SANDER 1983, S. 14f).<br />

Die Stadtentwicklung und -wirtschaft in Mexiko-Stadt wurde bzw. wird unter anderem auch erheblich durch das<br />

insgesamt sehr hohe Niveau der Bodenpreise mitbeeinflußt. Offenbar ist die Bodenspekulation so lukrativ, daß<br />

ein erheblicher Anteil des Wirtschaftskapitals in den Erwerb von Grundbesitz fließt. Die daraus resultierenden<br />

Probleme sind vielfältig: So sind beispielsweise die f ür Programme des sozialen Wohnungsbaus f ür Geringverdienende<br />

zur Verfügung stehenden Landreserven heute schon sehr eingeschränkt.<br />

Die Beziehung zwischen der Hauptstadt und ihrem Umland<br />

In der zentralistischen Struktur des mexikanischen Staates spiegeln sich die Beziehungen zwischen der Hauptstadt<br />

und dem Umland wider. Mexiko-Stadt ist die konkurrenzlose Metropole und in der Hierarchie der Städte<br />

des Landes mit Abstand die Nummer Eins.<br />

„ Aber nicht nur in diesem Sektor, sondern in allen Bereichen von Wirtschaft, Administration, Kultur, Nachrichten-<br />

und Informationsausbreitung usw. werden durch die Hauptstadt die Ma ßstäbe gesetzt. Prinzipiell wirkt<br />

diese Stadt-Umlandkonzentration in Mexiko bereits seit aztekischer, zumindest aber kolonialer Zeit.“ (SANDER<br />

1983, S. 16)<br />

In der Kolonialzeit wurde die beherrschende Rolle der Hauptstadt dadurch bestätigt und entwickelt, daß sie<br />

unbestritten der Regierungssitz der Vizekönige war und alle Gewalt und Herrschaftsentfaltung auf sich vereinigte.<br />

Auch die mexikanische Revolution änderte an dieser Kontinuität nichts.<br />

„ Im nationalen Maßstab bezieht sich die übergeordnete zentrale Rolle der Hauptstadt auf zwei unterschiedliche<br />

Gruppen von Staaten bzw. Landeshauptstädten:<br />

Jene Staaten mit gut entwickelten Landeshauptstädten (wie Queretaro und Veracruz ), die nur in bestimmten<br />

Funktionen von der Bundeshauptstadt abhängen... (und) ...jene vorwiegend im Süden liegende Staaten, deren<br />

Armut und kommunikative Abgeschiedenheit jegliche differenzierte urbane Entwicklung bisher verhindert hat<br />

und die in den meisten Funktionen direkt von Mexiko-Stadt abhängen: vor allem Oaxaca und Guerrero.“<br />

(SANDER 1983, S. 17)<br />

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