Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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mit Leichenbrand positioniert war. Beide stark zerscherbten Urnen waren mit e<strong>in</strong>er<br />
Deckplatte geschützt und konnten <strong>in</strong> Bruchstücken wieder zusammengesetzt<br />
werden. Später fanden sich <strong>in</strong> ca. 80 cm Tiefe <strong>bei</strong> Erdar<strong>bei</strong>ten für e<strong>in</strong>e neue Wasserleitung<br />
im Jahre 1963 <strong>in</strong> Höhe der Eberswalder Straße/Jahnstraße weitere aufgereihte<br />
Gefäße mit Leichenbrand, die jeweils auf Flachste<strong>in</strong>e gestellt und mit<br />
Deckste<strong>in</strong>en geschützt waren. Diese zerstörten Urnenbestattungen von vier Gräbern<br />
können aufgrund ihrer Machart und Verzierung <strong>in</strong> die vorrömische Eisenzeit datiert<br />
werden [5]. 20<br />
Die Scherben wurden wieder zu vollständigen Gefäßen zusammengesetzt. Darunter<br />
befand sich e<strong>in</strong>e schwarze Urne mit zwei Henkeln und Schnur-/Punktverzierungen,<br />
e<strong>in</strong>e rhombische Urne mit Leichenbrand sowie ferner e<strong>in</strong>e Schale, die über e<strong>in</strong><br />
anderes Gefäß gestülpt war.<br />
Vom heutigen Stadtkernbereich <strong>Bernau</strong>s gehören die urgeschichtlichen Funde fast<br />
ausnahmslos <strong>in</strong> die Späte Bronzezeit bzw. die vorrömischen Eisenzeit, so dass hier<br />
aufgrund der Funddichte und Zusammensetzung des Fundmaterials von e<strong>in</strong>er<br />
ausgedehnten unbefestigten Siedlungsstelle ausgegangen werden kann. Die erste<br />
Fundmeldung an bronzezeitlichen Funden aus dem Stadtkern <strong>Bernau</strong>s ist <strong>in</strong> den<br />
Ortsakten (Fundplatz <strong>Bernau</strong> 7) im Jahre 1930 vermerkt: Der Ackerbürger Ernst<br />
Frehde lieferte e<strong>in</strong>e Vielzahl an bronzezeitlichen Scherben aus grauem und rötlichem<br />
Ton – teilweise mit Wellenl<strong>in</strong>ien verziert – ab, die er <strong>bei</strong> Kanalisationsar<strong>bei</strong>ten auf<br />
se<strong>in</strong>em Grundstück <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Straße 51 barg. Von e<strong>in</strong>er nicht eher lokalisierbaren<br />
Humusdeponie aus dem Stadtkern stammt e<strong>in</strong>e Fundmeldung aus dem Jahre<br />
198321 : über 100 gut erhaltene, gerauhte sowie unverzierte glatte, blaugraue bis<br />
schwarze Wandungs- und Randscherben von größeren Vorratsgefäßen wie Rauhtöpfe<br />
mit Knubben oder Kegelhalsterr<strong>in</strong>en, aber auch von kle<strong>in</strong>eren Gefäßen wie Tassen,<br />
Näpfe, Turbanrandteller, Henkel- und Omphalosschalen. An Verzierungen treten<br />
neben Knubben, durchlöcherten Rändern, senk- und waagerechten sowie schrägen<br />
Riefen auch ovale Dellen, Ritzl<strong>in</strong>ien und plastische Leisten auf. Im Zuge der Neugestaltung<br />
und Medienneuverlegung am Platz vor dem Ste<strong>in</strong>tor im Jahre 2002 wurde<br />
durch die Archäologen e<strong>in</strong>e vorgeschichtliche, höchstwahrsche<strong>in</strong>lich spätbronzezeitliche<br />
Kulturschicht mit dazugehörigen Gruben und Keramikscherben dokumentiert. 22<br />
Nach den siedlungsleeren bzw. unkont<strong>in</strong>uierlichen Zeiten der Völkerwanderungszeit<br />
12<br />
20 BLDAM-Fundmeldung vom 09.12.1963<br />
(F<strong>in</strong>der: Mitar<strong>bei</strong>ter vom VEB (K) Wasserwirtschaft<br />
<strong>Bernau</strong>); Griesa 1982, S. 123.<br />
21 BLDAM-Fundmeldung vom 22.10.1983<br />
(F<strong>in</strong>der: P. Mikeska/Stahnsdorf).<br />
22 BLDAM-Grabungskurzbericht UBO 2002: 61 vom<br />
30.09.2002 (M. Engel/Dr. Th. Urban & Partner).<br />
[5] Urne aus der<br />
vorrömischen Eisenzeit