Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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Friedhof an der St.-Marien-Kirche<br />
Im westlichen Abschnitt der Kirchgasse im unmittelbaren Umfeld der Marienkirche<br />
wurde <strong>bei</strong> der Straßensanierung im Jahre 1997 der ehemalige St.-Marien-Kirchhof<br />
tangiert. 92 Neben bis <strong>in</strong> 1 m Tiefe durch moderne E<strong>in</strong>griffe stark gestörten Körpergräbern<br />
sowie e<strong>in</strong>igen wenigen ungestörten Gräbern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Fundamentreste<br />
e<strong>in</strong>es Ziegelbaus südlich der Marienkirche zu nennen. Hier<strong>bei</strong> könnte es<br />
sich möglicherweise um e<strong>in</strong>en Teil der ehemaligen Leichenhalle handeln.<br />
Die Verlegung von Versorgungsleitungen im Umfeld der Marienkirche im Jahre 1999<br />
bot die Gelegenheit für umfangreiche archäologische und anthropologische Untersuchungen.<br />
93 Etwa <strong>in</strong> der Mitte der heutigen Mühlenstraße wurden hier<strong>bei</strong> die Reste<br />
der ehemaligen Friedhofsmauer gesichtet. Die Kirche St. Marien wurde vermutlich<br />
schon im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts gegründet und im Laufe des Mittelalters<br />
mehrfach umgestaltet. Die Friedhofsgründung und der Beg<strong>in</strong>n der Bestattungen ist<br />
ebenfalls nicht genau belegt, dürfte aber mit der Kirchengründung e<strong>in</strong>hergegangen<br />
se<strong>in</strong>. Im Jahre 1598 wurde der Kirchfriedhof aufgrund mehrerer Pestwellen und der<br />
daraus resultierenden Überfüllung aufgegeben. 94 Demzufolge liegt mit dem <strong>Bernau</strong>er<br />
St.-Marien-Friedhof e<strong>in</strong> begrenzter Bestattungszeitraum vom 13. Jahrhundert bis zum<br />
Jahre 1598 vor.<br />
Die älteren mittelalterlichen Gräberschichten blieben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen des Kirchhofs<br />
ungestört von sonst üblichen Überlagerungen jüngerer Bestattungen liegen.<br />
Etwa 1 m unterhalb des heutigen Kirchenfußbodens liegen die Fundamentreste e<strong>in</strong>es<br />
kle<strong>in</strong>eren Vorgängerbaus aus der Zeit um 1280/90, der wiederum darunter bef<strong>in</strong>dliche<br />
ältere Bestattungen stört. Auf dem untersuchten nordwestlichen Friedhofsteil<br />
wurde <strong>in</strong> der Neuzeit kaum noch bestattet. Die Keramik aus den Grabgruben enthält<br />
nur spätmittelalterliche harte Grauware, Ste<strong>in</strong>zeug und frühe glasierte Irdenware.<br />
Jedoch wurden im südöstlichen Teil des Kirchhofs <strong>in</strong> Richtung Marktplatz und Rathaus<br />
bereits ca. 50 cm unter der Geländeoberfläche neuzeitliche Gräber aufgedeckt, deren<br />
Datierung anhand der Lage und des Fundmaterials wie für das 17./18. Jahrhundert<br />
typische bronzene Stecknadeln, eiserne Sarggriffe und bemalte Keramik möglich ist.<br />
Vermutlich wurde hier der Großteil der <strong>in</strong> der alten <strong>Bernau</strong>er Stadtchronik95 erwähnten<br />
angesehenen Bürger und Garnisonsangehörigen <strong>bei</strong>gesetzt.<br />
52<br />
92 BLDAM-Grabungskurzbericht BAO 1997: BAR<br />
190/191 (H. Kretzschmann/ehemals Fa. Strackenbrock<br />
& Urban).<br />
93 Wittkopp 2000, 122-124; Wittkopp 2001, 576-577.<br />
94 Plate 2005, Kap. 7.1.<br />
95 Wernicke 1894.