Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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hunderts als auch die nachfolgenden Bauaktivitäten des 17.-20. Jahrhunderts. Nach<br />
Auskunft von Herrn Eccarius, der im Jahre 1992 Baumaßnahmen <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />
begleitete, erstreckte sich der Friedhof <strong>in</strong> etwa Höhe des heutigen Bürgersteigs auf<br />
der Nordseite des Marktplatzes und war durch e<strong>in</strong>en nachweislichen Graben als<br />
solcher klar vom öffentlichen Markt abgegrenzt. Die 2. Periode h<strong>in</strong>gegen setzte zu<br />
Beg<strong>in</strong>n des 17. Jahrhunderts mit der Errichtung des zentral gelegenen Hauses auf der<br />
dem Marktplatz zugewandten Seite e<strong>in</strong>, das jedoch urkundlich nachweisbar bereits<br />
1630 abbrannte. Zwanzig Jahre später – im Jahre 1650 – wurde an dieser exponierten<br />
Stelle wieder e<strong>in</strong> neues Gebäude errichtet, das wiederum im 19. Jahrhundert vor allem<br />
an der Süd- und Westfassade stark umgebaut wurde. Archäologisch konnten die<br />
Oberkanten der Kellerräume so weit erfasst werden, dass der Kellergrundriss ermittelt<br />
werden konnte. E<strong>in</strong> älterer Kellerraum des ersten Gebäudes wurde <strong>in</strong> die Südfassade<br />
des 1650 errichteten Hauses <strong>in</strong>tegriert. Laut der Wernicke-Chronik wurde der zur<br />
Kirche gelegene Bereich <strong>in</strong> den Jahren 1764 bzw. 1790 dem Grundstück durch Ankauf<br />
h<strong>in</strong>zugefügt. Aus e<strong>in</strong>er hier bef<strong>in</strong>dlichen, zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhunderts geschlossenen<br />
Latr<strong>in</strong>e stammen Keramik und Gläser des 17./18. Jahrhunderts. Die Kellermauern<br />
auf der Nord-West-Seite s<strong>in</strong>d Bestandteil e<strong>in</strong>es klassizistischen Seitengebäudes, die<br />
Fundamentmauern auf der Nord-Ost-Seite gehören zu e<strong>in</strong>em weiteren Seitengebäude<br />
aus dem 19. Jahrhundert.<br />
Marktplatz 3 und 5 (Hakenbuden)<br />
An der Nordseite des Marktes vor der Kirchhofsmauer und gegenüber vom Rathaus<br />
werden die sogenannten „Hakenbuden“ erwähnt, wo<strong>bei</strong> die Eigentümer dieser<br />
Grundstücke ihre Parzellen um 1764 nach Norden erweitern konnten. Laut Hedergott<br />
wurden die alten Hakenbuden am Marktplatz vom Stadtbrand im Jahre 1483<br />
verschont und wurden im Jahre 1593 im Verzeichnis der „Haakenwaren“ erwähnt. 131<br />
Heute stehen an dieser Stelle die um 1890 erbauten repräsentativen und schmuckreichen<br />
Gebäude Markt 3 und 5 aus der Gründerzeit, deren Fassaden Elemente<br />
unterschiedlicher Architekturperioden aufweisen [74-76]. Auftraggeber für diese<br />
exponierten Gebäude am Marktplatz war die wohlhabende <strong>Bernau</strong>er Kaufmannsfamilie<br />
Thiede. Bei Restaurierungsar<strong>bei</strong>ten <strong>in</strong> den Jahren 1999-2000 wurde u. a. das<br />
72<br />
131 Hedergott 1932, S. 18ff.; Plate 2005, Kap. 2.3.<br />
Anmerkung:<br />
Hakenbuden – ehemalige Handels- und Lagerhäuser.<br />
Im Volksmund werden die Hakenbuden auch „Hökerbuden“<br />
genannt. In ihnen präsentierten und verkauften<br />
die Handwerker ihre Waren.<br />
132 Hedergott 1932, S. 23. 27; Plate 2005, Kap. 9