Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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43 Friske 2000, 69 Anm. 273.<br />
44 Schäuble, 2006, 30.<br />
45 Barthel, 1993, 41; 40 He<strong>in</strong>rich, 1973, 126. Die<br />
Refugées wurden mit besonderen Rechten ausge-<br />
stattet, darunter mit e<strong>in</strong>er eigenen Gerichtsbarkeit<br />
und e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de mit der Kapelle des Hospitals<br />
St.-Georgen im Mittelpunkt.<br />
46 Wernicke, 1894, 1.<br />
47 Pastenaci, 2003, 69.<br />
Gebäudebestand<br />
um 1965<br />
Verbliebener Altbau-<br />
bestand nach 1984<br />
Gebäudebestand mit der<br />
Neubebauung <strong>in</strong> Block-<br />
und Plattenbauweise,<br />
Stand 1992<br />
[12] Gebäudebestand vor<br />
und nach dem Flächenabriss<br />
von 1975 und 1984<br />
nur noch 500 bis 600 E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> der Stadt; <strong>in</strong> jenem Jahr fielen 953 Bewohner<br />
<strong>Bernau</strong>s der Pestepidemie zum Opfer. 43 Die Hälfte der ca. 300 Gebäude war unbewohnt.<br />
Der wirtschaftliche Niedergang g<strong>in</strong>g zudem durch s<strong>in</strong>kende E<strong>in</strong>nahmen des<br />
Bierbrauergewerbes <strong>in</strong>folge der großen Konkurrenz e<strong>in</strong>her. 44<br />
E<strong>in</strong>e bescheidene Belebung der Wirtschaft und Kultur stellte die Ansiedlung von französischen<br />
Hugenotten <strong>in</strong> der Mark unter Kurfürst Friedrich III. im 17. Jahrhundert dar:<br />
1699 wurden 25 französischen Familien wüste Hausstellen <strong>in</strong> <strong>Bernau</strong> zugewiesen. 45<br />
Um 1800 waren die wirtschaftlichen Haupterwerbsquellen <strong>Bernau</strong>s Land- und Forstwirtschaft,<br />
Bierbrauerei, Branntwe<strong>in</strong>brennerei sowie die Tuchmacherei, Wollweberei<br />
und Sp<strong>in</strong>nerei, wo<strong>bei</strong> die Textil<strong>in</strong>dustrie den größten Anteil hatte. 46<br />
Im 19./20. Jahrhundert wurde der Stadt besonders der Ausbau der Infrastruktur<br />
förderlich: Der Chausseenbau Mitte des 19. Jahrhunderts, 1842 die Anb<strong>in</strong>dung an<br />
das Eisenbahnnetz zwischen Berl<strong>in</strong> und Stett<strong>in</strong> mit eigener Bahnstation und die 1891<br />
erbaute S-Bahn-Strecke, die <strong>Bernau</strong> mit Berl<strong>in</strong> enger verb<strong>in</strong>det, waren Grundlage für<br />
den wirtschaftlichen Aufschwung der Zeit. Der historische Stadtkern von <strong>Bernau</strong> blieb<br />
von Kriegse<strong>in</strong>wirkungen im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont. 1967 gab es im<br />
Stadtkern <strong>Bernau</strong>s 286 Wohnhäuser mit 1084 Wohne<strong>in</strong>heiten, von denen 82 % der<br />
Bausubstanz vor 1870 errichtet worden war, 16 % im Kaiserreich von 1871 und 1918<br />
und nur 2 % zwischen 1919 und 1967. Die gravierendste Umgestaltung des Stadtbildes<br />
<strong>Bernau</strong>s seit den Stadtbränden im 15. Jahrhundert erfolgte im Zuge der DDR-<br />
Flächensanierung ab 1975 bis 1989. Die monofunktionale Plattenbauweise hatte zur<br />
Folge, dass nur noch etwa 30 % an historischer Bausubstanz im Stadtkern erhalten<br />
blieb. <strong>Bernau</strong> sollte als Muster für alle Kle<strong>in</strong>- und Mittelstädte der DDR dienen,<br />
da man dem zunehmenden Verfall der historischen Innenstädte mit Abriss und<br />
Neubebauung begegnen wollte [10-12]. 47 Es blieben lediglich e<strong>in</strong>ige historische<br />
Repräsentationsbauten erhalten, so die Stadtmauer, die Stadtkirche sowie wenige<br />
Wohnbauten (34 vor 1870 und 10 zwischen 1900 und 1917 errichtete Häuser).<br />
Die städtebaulichen Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen des historischen<br />
Stadtkerns revitalisieren entscheidend die bestehende Stadtstruktur wieder.<br />
Archäologische Baubegleitungen und dokumentierte Befunde und Funde sichern<br />
e<strong>in</strong>e authentische Lokalisierung und Rekonstruktion des alten Stadtbildes über<br />
e<strong>in</strong>en Zeitraum von über 750 Jahren.<br />
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