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Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler

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100 Laut Möws/Jungklaus/Niemitz 2003 liegen für den<br />

Raum Brandenburg bisher nur wenige stomatologische<br />

Untersuchungen (Untersuchungen der Mund-, Kiefer-<br />

und Zahnmediz<strong>in</strong>) vor, die sich vorwiegend auf die<br />

mittelalterlich, dörfliche Bevölkerung beziehen (u.a.<br />

Zurth 1956, Garz 1999).<br />

101 Möws/Jungklaus/Niemitz 2003.<br />

102 Nach Möws/Jungklaus/Niemitz 2003 betrug die<br />

Kariesverhältniszahl etwa 18 %. Vorherrschend ist die<br />

Approximalkaries (Karies im Zahnzwischenraum), die<br />

Okklusalkaries (Karies auf den Kauflächen) ist trotz<br />

fortschreitender altersbed<strong>in</strong>gter Zahnabrasion (Zahnhartsubstanz-<br />

bzw. Zahnschmelzverlust) relativ häufig.<br />

Das Vorkommen der Zementkaries (Karies an der Zahnwurzel)<br />

korreliert mit dem zunehmenden Alveolarabbau<br />

(Abbau des Zahndamms) im Alter.<br />

103 Jungklaus 2009; 2009a.<br />

drücke sowie erweiterte Foveolae granulares. Traumatische E<strong>in</strong>wirkungen auf<br />

den Schädel konnten mit 7 % festgestellt werden. E<strong>in</strong> seniler männlicher Schädel<br />

offenbarte offensichtlich Lepra-Symptome. Normalerweise wurden Leprakranke im<br />

Mittelalter als Aussätzige <strong>in</strong> speziellen Leprosorien wie dem St.-Georgen-Hospital<br />

<strong>in</strong>terniert und nicht auf dem bekanntesten Stadtfriedhof bestattet. Vergleiche u. a.<br />

mit der Tasdorfer Dorfpopulation belegen <strong>in</strong>sgesamt, dass die dörfliche Bevölkerung<br />

e<strong>in</strong>e deutlich höhere Krankheitshäufigkeit als die der Stadt <strong>Bernau</strong> aufwies.<br />

Die Paläodontologische Untersuchungen der spätmittelalterlichen Skelettserie des<br />

<strong>Bernau</strong>er St.-Marien-Friedhofs liefert erstmals Erkenntnisse und Analysemöglichkeiten<br />

über die Erkrankungen an Zähnen von Bewohnern e<strong>in</strong>er mittelalterlichen Stadt<br />

der Mark Brandenburg. 100 Hier<strong>bei</strong> wurden die Krankheitsbelastungen der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Zahnarten sowie die geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede <strong>bei</strong> den<br />

Zahnbefunden <strong>in</strong> Bezug auf die Rekonstruktion der damaligen Ernährung und<br />

Mundhygiene gebracht. Untersucht wurden die Gebisse von 77 Individuen, wo<strong>bei</strong><br />

<strong>in</strong>sbesondere die Kariesbefunde, der Zahnverlust, die Abrasionsgrade sowie der<br />

Zahnste<strong>in</strong> ermittelt wurden. Etwa 15 % der Zähne g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>travital, d. h. noch zu<br />

Lebzeiten verloren, am häufigsten die ersten Molaren, am seltensten die Eckzähne.<br />

Frauen zeigten gegenüber Männern e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gfügig höheren Intravitalverlust. Bei<br />

den Männern fanden die Anthropologen h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>en durchschnittlich höheren<br />

Abrasionswert. 101 Das Auftreten von ger<strong>in</strong>ger ausgeprägten Abrasionen im Vergleich<br />

zur Landbevölkerung ist vermutlich auf e<strong>in</strong>e für damalige Verhältnisse weniger<br />

abrieb<strong>in</strong>tensive Kost mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Hartfaseranteil zurückzuführen. Die<br />

Kariesfrequenz lag erwartungsgemäß hoch <strong>bei</strong> etwa 80 %. 102 Der Kariesbefall zeigt im<br />

Stadt-Land-Vergleich ke<strong>in</strong>e deutlichen Unterschiede. Jedoch kann <strong>in</strong> der wohlhabenden<br />

Stadt <strong>Bernau</strong> auf e<strong>in</strong>e verfe<strong>in</strong>erte Nahrung geschlossen werden, die vermutlich<br />

mehr Fleisch und besser entspelztes Brot für weite Teile der Bevölkerung be<strong>in</strong>haltete.<br />

Degenerative Gelenkerkrankungen gehören zu den häufigsten Knochenkrankheiten<br />

<strong>bei</strong> Skelettfunden. 103 Insbesondere Arthrosen s<strong>in</strong>d zumeist die Langzeitfolgen hoher<br />

mechanischer Belastungen und somit e<strong>in</strong> Maß für körperliche Beanspruchungen.<br />

Als weitere E<strong>in</strong>flussfaktoren treten noch das Alter, metabolische, genetische und<br />

hormonelle Ursachen sowie angeborene Fehlstellungen h<strong>in</strong>zu. An 87 erwachsenen<br />

<strong>Bernau</strong>er Skeletten wurden jeweils an den vier großen Gelenken H<strong>in</strong>weise auf<br />

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