Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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69 Bis zur <strong>in</strong>dustriellen Flachglasproduktion, <strong>bei</strong> der<br />
e<strong>in</strong> endloser Glasstrang aus der Schmelze gezogen<br />
wird, wurde die Schmelze auf flach liegenden Formen<br />
ausgestrichen, wo<strong>bei</strong> e<strong>in</strong> verdickter Rand anstand, der<br />
vor der Verar<strong>bei</strong>tung abgeschnitten wurde.<br />
70 Die <strong>in</strong> Abbildung 23-24 gezeigte Rekonstruktion der<br />
Beschriftung entspricht nicht dem Orig<strong>in</strong>alzustand<br />
der Scherben, von denen die oberste Schicht mit der<br />
Bemalung unmittelbar nach der Bergung abplatzte.<br />
Jedoch blieben an den Stellen der Buchstaben leichte<br />
Veränderungen <strong>in</strong> der Glasstruktur zurück, die unter<br />
Schräglicht sichtbar werden und nach denen sich die<br />
ursprüngliche Beschriftung rekonstruieren ließ.<br />
[32] Lage der Gräben 1 bis 4<br />
am Stadtmauerweg<br />
Im Profil wurden noch E<strong>in</strong>bauten aus waagerechten Brettern als Grabenabdeckung<br />
sowie senkrechten Pfosten erkannt. Die Funktion der <strong>in</strong> zwei Gruppen stehenden<br />
Pfosten ist nicht deutlich. Die vielen Grabenfüllschichten belegen e<strong>in</strong>e lange zeitliche<br />
Nutzung. Am Ende wurde der nur noch als E<strong>in</strong>senkung spürbare Graben durch die<br />
o. g. Schuttschicht planiert. Graben 2 zeigte e<strong>in</strong>en Aufbau aus Feldste<strong>in</strong>sockel und<br />
aufgesetztem Ziegelmauerwerk. E<strong>in</strong>e Abdeckung war nicht vorhanden, jedoch weisen<br />
an den Mauer<strong>in</strong>nenseiten erkennbare Aussparungen ebenfalls auf e<strong>in</strong>e Bretterabdeckung<br />
h<strong>in</strong>. Die Verfüllung des etwa 1,50 m breiten Grabens wird <strong>in</strong>direkt datiert<br />
durch Flachglasstreifen, die Anfang des 18. Jahrhunderts produziert wurden. Auch <strong>bei</strong><br />
diesem Graben ist e<strong>in</strong>e Weiterführung unter der Stadtmauer h<strong>in</strong>durch wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Mit der Schuttschicht wurde die nach se<strong>in</strong>er langsamen Verfüllung gebliebene<br />
Senke nivelliert. Graben 3 ist ähnlich wie Graben 2 aufgebaut, nur ist er straßenparallel<br />
<strong>in</strong> Ost-West-Richtung angelegt. Er mündet <strong>in</strong> den wiederum nordsüdlich<br />
verlaufenden, über 2 m breiten Graben 4, der ohne erkennbare Ausbauten angelegt<br />
war. Graben 4 diente als Sammler für Seitengräben, was sowohl durch die Sohlenbreite<br />
von 1,20 m als auch durch den Tiefenunterschied zu Graben 3 von etwa 40 cm<br />
unterstrichen wird. Auch Graben 4 wurde mehrfach gere<strong>in</strong>igt und die nach se<strong>in</strong>er<br />
Auflassung verbliebene Senke wie gewohnt mit Schutt planiert. Das Verhältnis der<br />
Gräben zu den angrenzenden Grundstücken Berl<strong>in</strong>er Straße konnte dah<strong>in</strong>gehend<br />
geklärt werden, dass Graben 2 laut Katasterplan auf der westlichen Grundstücksgrenze<br />
von Berl<strong>in</strong>er Straße 7 und Graben 4 auf der östlichen Grenze von Berl<strong>in</strong>er<br />
Straße 5 liegt. Vermutlich leiteten diese Gräben von der Berl<strong>in</strong>er Straße aus entlang<br />
der Grundstücksgrenzen Abwasser mit dem Gefälle aus der Stadt ab. Ursprünglich<br />
könnten sie auch der Wasserversorgung der zahlreichen <strong>Bernau</strong>er Brauereien gedient<br />
haben. Bei Graben 1 f<strong>in</strong>det sich im heutigen Katasterplan ke<strong>in</strong>e korrespondierende<br />
Grenze, jedoch ist zu berücksichtigen, dass sich die Grundstücke durch den Mauerdurchbruch<br />
und die Neuanlage der Goethestraße im 19. Jahrhundert verändert<br />
haben. Vor Anlage der Straße lag dort nach e<strong>in</strong>em älteren Katasterplan das Grundstück<br />
Nr. 1625/327, zu dessen Ostgrenze der Graben <strong>in</strong> Beziehung stehen könnte. Die<br />
archäologische Begleitung im Stadtmauerweg zwischen Goethestraße und Ste<strong>in</strong>torplatz<br />
ergab, dass <strong>in</strong> diesem Bereich wohl erst im 19. Jahrhundert e<strong>in</strong> Mauer<strong>in</strong>nenweg<br />
entstanden ist. Hierfür sprechen die gefundenen Aufschüttungen, fehlende Abgren-<br />
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