Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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Bedeutendste Gewerbe der Ackerbürgerstadt waren seit dem späten Mittelalter<br />
bis zum Dreißigjährigen Krieg neben der Landwirtschaft als Haupterwerbszweig39 die Tuchmacherei, das Brauereiwesen und der Bierhandel, durch den das <strong>Bernau</strong>er<br />
Bier e<strong>in</strong>en hohen Bekanntheitsgrad und weite Verbreitung <strong>in</strong> der Mark erlangte. Das<br />
„männerbezw<strong>in</strong>gende“ <strong>Bernau</strong>er Schwarzbier schenkten im Mittelalter immerh<strong>in</strong><br />
13 märkische Städte und 47 Gaststätten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> aus. 40 Der E<strong>in</strong>fluss und die ökonomische<br />
Potenz der wohlhabenden Handwerkszunft der Tuchmacher lässt sich u. a. an<br />
ihrer Stiftung des St.-Georgen-Hospitals vor den Toren der Stadt im Jahr 1328 ablesen.<br />
1406 und 1485 zerstörten Großbrände weite Teile der Stadt, wo<strong>bei</strong> derjenige von<br />
1406 u. a. das Rathaus betraf und den alten Urkundenbestand vernichtete41 sowie<br />
derjenige von 1485 die halbe Stadt <strong>in</strong> Mitleidenschaft zog. Trotz mehrerer Pestepidemien,<br />
die <strong>Bernau</strong> im 14., 15. und 16. Jahrhundert heimsuchten, zählte <strong>Bernau</strong><br />
im 16. Jahrhundert noch zu den mittelgroßen Städten der Mark Brandenburg.<br />
Für <strong>Bernau</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Zahlen der Todesfälle e<strong>in</strong>zelner Pestepidemien überliefert:<br />
im Jahre 1516 ca. 1100 Tote, im Jahre 1538 ca. 700 Tote, im Jahre 1550 ca. 800 Tote.<br />
Im Jahre 1566 waren es 946 Tote sowie im Jahre 1598 genau 1137 Tote. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
belegen diese Opferzahlen zugleich auch den relativ raschen Ausgleich des epidemiebed<strong>in</strong>gten<br />
Bevölkerungsschwundes. 42<br />
Durch den Dreißigjährigen Krieg und weitere Pestwellen erfolgte der Niedergang der<br />
Stadt: Die E<strong>in</strong>wohnerzahl sank dramatisch, viele Hausstellen verfielen. 1638 lebten<br />
16<br />
39 Friske 2000, 68. Neben den ursprünglichen<br />
104 Hufen (altes Flächenmaß) erwarb <strong>Bernau</strong> bereits<br />
im 13. Jahrhundert großflächige Gebiete h<strong>in</strong>zu: so die<br />
Feldmark Liepnitz (der Stadtforst) und die Feldmark<br />
L<strong>in</strong>dow mit nochmals 84 Hufen Land.<br />
40 Domnick, 2003, 60.<br />
41 Barthel, 2000, 41.<br />
42 Friske 2000, 69.<br />
[10] Das Kantorhaus <strong>in</strong> der<br />
Tuchmacherstraße im<br />
Zusammenhang mit der Altbebauung<br />
auf e<strong>in</strong>er Fotografie<br />
aus den 1930er Jahren<br />
[11] Das Kantorhaus <strong>in</strong> der<br />
Tuchmacherstraße nach dem<br />
Flächenabriss im Zusammenhang<br />
mit der Neubebauung<br />
um 1980